Tripp Tipp

Island mit Camper 2015

Lesedauer 35 Minuten
Die Flagge
Die Flagge

(unbezahlte Werbung, da einige Anbieter und Veranstalter genannt werden)

Tag 1 Wir sind am Start unserer Reise durch Island mit dem Camper, welchen wir nun holen dürfen, der erste Einkauf und schon der erste Vulkankrater!

Nach mitternächtlicher Landung mit schnellem Check in im Hotel, wachen wir im Bed and Breakfast Keflavik Airport auf, genießen ein erstes isländisches Frühstück mit viel Wurst und wenig aber ausreichend Käse auf dem Buffet. Waffeln mit Orangenmarmelade. Die Durchmischung der Nationalitäten fällt mir sofort angenehm auf. Island liegt zwischen Amerika und Europa und ist mittlerweile auch als Stoppover wohl sehr beliebt. Ich höre wenig deutsch, zapfe meinen Kaffee aus dem Automaten und der Nachbarautomat gibt Milch, unschwer an der Aufschrift Muuu zu erkennen.

Ein Taxi bringt uns für 15 Euro in die ungefähr 5 Minuten entfernte Vermietstation von Mc Rent. Wir werden freundlich empfangen. Und dann grober Schnitzer – wir lehnen den uns angebotenen Kaffee ab. Später lesen wir, dass man den Kaffee in jedem Fall nehmen sollte. Trotzdem erhalten wir eine wirklich umfangreiche Einweisung. Wir werden auf schwierige Straßen und Witterungsverhältnisse eindringlich hingewiesen. Auch auf die Verhaltensweisen im Notfall. Alles in allem fühlen wir uns gut ausgestattet und rollen mit der Riesenwohnstube mal los.

Das fahrende Wohnzimmer
Das fahrende Wohnzimmer

Wenige Minuten entfernt auf der Straße Richtung Rejkjavik befindet sich eine Filiale des günstigsten Supermarktes. Bonus. Diesmal sind wir im Vergleich zum Neuseelandurlaub schon etwas vorbereiteter, auf die im Vergleich zu Deutschland höheren Preise. Das heißt, wir starten direkt mit dem konsequenten Einkaufen und können uns dieses Mal die staunende Runde mit lange leerem Einkaufswagen sparen.

Der erste Einkauf
Der erste Einkauf

Geld hatte ich ja direkt noch im Flughafen aus dem Automaten geholt – und welch ein touristischer Luxus. Der Automat erkannte meine Karte und spricht mit mir Deutsch. Das hätte ich mal vor ein paar Jahren in China gebraucht. Hier in Island scheint also alles ganz leicht und auf die Touristen abgestimmt.

Mit gefülltem Kühlschrank und damit mit dem Gefühl, nicht mehr abhängig zu sein, geht es los in Richtung Süden der Halbinsel Reykjanes. Das Fischerdörfchen Grindavik ist unser erstes Ziel, doch kurz vor den Toren der Stadt sehen wir die erste geothermale Erscheinung. Die blaue Lagune dampft sich die Touristen herbei und für um die !!40 Euro kann man ein Bad in einem mittlerweile 36-39 Grad heißen Pool nehmen. Ob der lemmingartigen Besucherströme wissen wir schnell, dass das so gar nichts für uns ist und so schlendern wir nur ein wenig in der Außenanlage umher. Das milchig-blaue Wasser ist mineralstoffreich und wird tatsächlich vor Ort klinisch als Therapie von Schuppenflechtengeplagten genutzt.

An der blauen Lagune bei Grindavik
An der blauen Lagune bei Grindavik

Mit Blick auf den Atlantik geht es an der Südküste durch vulkanische Landschaft. Mal bemoost, mal karg, hier und da stehen auch mal ziemlich pummelige Schafe. Selten Pferde. Allgemein wirkt die Landschaft dunkel, der wolkenverhangene Tag verleiht dem ganzen einen mystischen Touch.

Wir halten uns dann Richtung Laugarvatn. Ein kleiner Ort im sogenannten Goldenen Zirkel. Kurz zuvor besuchen wir noch den alten Vulkankrater Kerid. Für 2 Euro pro Person kann man ihn umrunden und damit auch einen Rundblick in die Umgebung und auf den in ihm befindlichen See genießen.

Vulkankrater Kerid
Vulkankrater Kerid

In Laugarvatn verspricht der Reiseführer einen Zeltplatz. Dieser existiert zwar, ist jedoch dermaßen verlassen, dass wir auf gar keinen Fall hier bleiben wollen. Weiter geht es also nach Geysir. Der Ort macht seinem Namen alle Ehre, kaum reingefahren, dampft es zumindest schon mal aus dem Straßengraben. Wir buchen uns auf dem Zeltplatz ein. 1700 ISK pro Person und zusätzlich 400 für Duschen. Strom muss auch extra gebucht werden. Schnell merken wir, dass wir etwas durch Neuseeland verwöhnt sind, hier in Island sind die Campingplätze samt WC und Duscheinrichtungen generell etwas spartanischer.

Der dampfende Straßengraben
Der dampfende Straßengraben

Tag 2 – The „Foss-Day“ oder auch der Wasserfall-Tag – Island mit dem Camper zu erleben ist wirklich ein Traum.

Der Tag beginnt rutschig. Der Campingplatz ist durch den Regen so ungriffig, dass wir fast nicht runterfahren können. Die Räder drehen einfach nur durch, die Schlammlöcher unter den Autos werden immer größer. Nur mit tatkräftiger Anschiebehilfe anderer Camper gelingt es, den Platz zu verlassen. Da es nicht nur uns so geht, warten und schieben wir, bis alle runter sind. Was für eine Aufregung am Morgen. Marcus seine Jogginghose ist einmal komplett voller Schlamm und während er duscht – knete ich mal die Hose durch.

Mit leichter Verzögerung geht es in den nur wenige Meter entfernten Geothermalpark. Geysir, Little Geysir und Strokkur warten auf uns und die unglaublich vielen anderen Touristen. Die blubbernden und dampfenden Erdlöcher faszinieren natürlich sofort.

Little Geysir - Der kleine Geysir
Little Geysir – Der kleine Geysir

Unsere Freude gipfelt jedes Mal, wenn der Strokkur ziemlich verläßlich alle ca. 5 Minuten in die Höhe schießt. Leichter Schwefelgeruch begleitet das Vergnügen.

Anhöhe über dem Ort Geysir
Anhöhe über dem Ort Geysir

Die Anhöhe lässt sich auf dem rötlichen Schlamm nur schwer erklimmen und da mittlerweile auch ein Bus nach dem anderen einen Schwarm Toursiten freilässt, entschließen wir uns zur Weiterfahrt zum Gulfoss.

Strokkur
Strokkur
Mittlerweile sind alle Touristen aufgewacht .... der Ort füllt sich!
Mittlerweile sind alle Touristen aufgewacht …. der Ort füllt sich!

Ein mächtiger Wasserfall ungefähr 10 km entfernt.

Gleiches Spiel hier, unglaublich viele Menschen. Verständlich. Denn alle wollen den größten Wasserfall von Island sehen, welcher sich in 2 Stufen gute 31 Meter in die Tiefe stürzt. Irre. Die Sonne schenkt uns sogar in diesem Moment ein kleines Lächeln – der Anblick ist sagenhaft. Ich lasse einfach meine Gedanken ein wenig in dem Getose schweifen und schüttele mir nach dem kleinen Spaziergang die üppigen Wassertropfen der Gicht von der Jacke. Gott sei Dank hat Marcus sie vor der Reise noch mal ordentlich imprägniert. Gerade als wir wieder im Auto sitzen, beginnt der echte Regen. Diesmal von oben.

Wassefall Gulfoss
Wassefall Gulfoss

Auf dem Weg nach Süden zur Ringstraße streifen wir den ehemaligen Bischofssitz in Skalholt. Die Kirche überrascht mit einem raffinierten Mosaik hinter dem Altar sowie einer nachempfundenen Kapelle in Holz. Als politisches, kulturelles sowie auch religiöses Zentrum wurde hier unter anderem die erste Schule von Island gegründet. Unscheinbarer Ort mit immenser Bedeutung.

Skalholt
Skalholt

Kurz nach dem Abzweig gen Ost auf die Ringstraße nehmen wir einen kurzen empfehlenswerten Abstecher zum Urrigafoss. Ein Wasserfall von ungefähr 6 Meter Höhe und dennoch, der wasserreichste von ganz Island. Eingebettet in den längsten Fluss Pjorsa des Landes. Mit 230km schlängelt er sich vom Hochland in den Atlantik.

Wasserfall Urrigafoss - nahe dem Ort Hella
Wasserfall Urrigafoss – nahe dem Ort Hella

Wir sind kurz irritiert. Wächst hier etwa üppig der Riesenbärenklau? Bloß nicht berühren. Das gibt derbe Brandblasen. Wir passieren dann den Ort Hella um kurz darauf 2 sensationelle Wasserfälle zu sehen. Den 60 Meter hohen Seljalandsfoss und den Glufrafoss. Ersteren sieht man wirklich schon von weitem als langes weißes Band.

Schon von Weitem sieht man den Wasserfall
Schon von Weitem sieht man den Wasserfall
Wasserfall Seljalandsfoss
Wasserfall Seljalandsfoss
....hat jemand gesagt - Island sei idyllisch? Menschenmassen auf dem Weg zum Wasserfall
….hat jemand gesagt – Island sei idyllisch? Menschenmassen auf dem Weg zum Wasserfall

Unser Nachtlager finden wir in Skogar, direkt mit Blick auf den tosenden Wasserfall Skogafoss. Na das wird auf jeden Fall keine lauschige Nacht. Das Wasser dröhnt unaufhörlich und der Zeltplatz ist spartanisch. Für 1000 ISK haben wir aber mehr als ausreichend Stellmöglichkeit.

Campen am Skogafoss - berauschende Nacht
Campen am Skogafoss – berauschende Nacht

Der September scheint zumindest aus diesen Gründen eine gute Reisezeit zu sein. Strom und Dusche kostet auch hier extra und mit unserem Camper sind wir fast die Ausnahme hier, denn mit uns übernachten doch erstaunlich viele Leute in Zelten. Brrrrrr. Bei dem ganzen Wasser kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass das gemütlich ist. Das soll nun aber für heute zumindest der letzte Wasserfall sein. 60 Meter stürzen sich die gewaltigen Wassermassen hier in die Tiefe. Wir entschließen uns erst zu kochen um dann, wenn sich alle Tagestouristen verzogen haben, noch ein paar Aufnahmen in Ruhe und ohne Menschen zu kreieren.

Tag 3 – vom Skogafoss nach Skaftafell (Swartifoss), die erste Automatentankstelle. Auf der Reise durch Island mit dem Camper sind wir hier und da auf uns gestellt. Macht nix, kriegen wir hin 🙂

Kurz nach 6 rollen die ersten wenigen Tagestouristen über den Zeltplatz, um ganz ungestört den Wasserfall zu besichtigen. Doch auch als wir kurz nach 8 ein letztes Foto dort machen, sind wir bis auf ein weiteres Pärchen allein. Was für ein unglaublicher Luxus.

Eigentlich hatten wir geplant, oberhalb vom Wasserfall ein wenig zu wandern, da es aber auch heute wieder regnet, gehts direkt nach Dyrholaey. Das berühmte Felstor können wir leider nicht sehen, die ca. 20 minütige Wanderung führt uns zwar zum alten Leuchtturm – doch nach wie vor hängen die Wolken tief. Wir hören die Brandung toben, neben uns ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Atlantik, doch zu sehen ist absolut nix.

Ein Papageientaucher zeigt sich schemenhaft. Auch ohne Aussicht macht diese Wanderung Spaß. Zurück am sich zunehmend füllenden Parkplatz und dem angrenzenden Felsen, entfahren uns mehrere Aahs und Oooohs, denn die Wellen schlagen höher, als ich es je gesehen habe. Dramatischer Lärm, Touristen, die unerschrocken jeden Felszipfel erklimmen.

am Strand bei Dyrhólaey
am Strand bei Dyrhólaey

Gute 2 Stunden stromern wir an diesem schönen Fleckchen Erde umher, werden tatsächlich noch mit Sonnenstrahlen dafür belohnt und weiter geht es in die kleine Küstenstadt Vik. Das erste Mal eine Automatentankstelle benutzen und damit alle aufhalten. Das nebenan gelegene gepriesene Wollbekleidungsgeschäft lassen wir links liegen – einzig der schwarze Strand mit den vorgelagerten Basaltzacken lockt und hält uns nochmal bestimmt 2 Stunden.

Am schwarzen Strand von Vik
Am schwarzen Strand von Vik
Strandimpressionen
Strandimpressionen

Die Weiterfahrt gen Ost führt uns am Vulkankrater Hjörleifshöfdi vorbei. Die Ringstraße führt hier durch Sandergebiet und damit beginnt laut Reiseführer der wohl aufregendste Teil der Inselumrundung. Zunächst können wir es noch nicht so glauben, doch schon nach wenigen Kilometern müssen wir anhalten, weil es so unglaublich aussieht. Schon bald krieche ich auf Knien um endlich mal am Isländischen Moos zu riechen. Ich entdecke dabei Moosbeeren und die tollen Blüten dieses grünen Teppichs.

Moosbeeren
Moosbeeren
Moosblüten
Moosblüten

(Aber bitte – auch wenn es so ausschaut, als hocke ich direkt mitten im Moos – never ever. Niemals das Moos in Island durchtreten oder durchlaufen – es brauht im Verhältnis um einiges länger als in unseren Breiten. Jedes Blättchen, jedes Pflänzchen ist wirklich sehr kostbar …. IMMER auf den Wegen bleiben – egal, welche Fotos ihr nachahmen wollt.) Es folgen Bereiche mit fast glatter Schotterdecke und später fast kugelförmiges Lavagestein komplett mit Moos überzogen.

Moos ohne Ende
Moos ohne Ende

Noch später auf einmal schwarzes Gestein rund um uns. Fast wie in einem Tagebau, doch es ist das fast als hexenhaft beschriebene Geschehen um Vulkane und Gletscher, welche diese bizarre Landschaft schuf.

Schotterebene kilometerweit
Schotterebene kilometerweit

Die Krönung unserer heutigen Reise bildet ein vollständiger Regenbogen, welcher sich genau über die schnurgerade Ringstraße spannt, fast als käme das Ende genau bei uns runter. Somewhere over the rainbow … summt mein Gehirn und der Tag ist perfekt, denn in Skaftafell finden wir einen sehr großen gut gepflegten Zeltplatz. Der Zahl auf der Quittung nach zu urteilen High End und trotzdem klappere ich nach Spaghetti mit Tomatensauce mit dem Geschirr über den Platz zu den Waschanlagen.

...Regenbogen ....
…Regenbogen ….

Tag 4 – oh nein …. Nass bis auf die Unterhose!

Heute brechen wir vom Campingplatz in Skaftafell zu einer 7,5 stündigen Wanderung auf den Berg Kristinartindar (1126m) auf. Wenn ich gewusst hätte, in welchem Zustand ich unten wieder ankomme – wäre ich womöglich nicht losgegangen. Doch fange ich mal ganz vorn an. Wir folgen der Wanderbeschreibung Nr.14 des Rother Wanderführer (*). GPS Gerät würde ich hier dringend empfehlen.

In der Mitte des Campingplatzes geht der nicht zu verfehlende Wanderweg Richtung Wasserfall Svartifoss. Doch schon nach wenigen Metern zweigt unser Weg nach rechts ab und wir steigen am Hang entlang stetig aufwärts. Nach circa einer Stunde erreichen wir einen genialen Aussichtspunkt Richtung Gletschersee. Ein kurzer Blick ist uns vergönnt und dann zieht sich alles mit Nebel zu.

Blick auf den Gletschersee bei Skaftafell
Blick auf den Gletschersee bei Skaftafell

Der Wanderweg ist gut zu gehen. Mal führt ein Pfad durch grasiges Gelände, mal weisen uns gelbe Pflöcke den Weg über eine Schotterebene, doch das Grau bleibt. Highlight in dieser düsteren Suppe sind die Alpenschneehühner, welche sich vor dem Wind schützend, zwischen die Steine hocken.

Alpenschneehühner
Alpenschneehühner

Kaum zu sehen, scheuchen wir sie durch unsere Schritte mehrfach auf. Nach guten zwei Stunden beginnt es leicht zu tröpfeln, wir trinken heißen süßen Tee und stapfen entschlossen weiter. Der Regen wird stärker auch der Wind nimmt deutlich zu, alles in allem doch etwas ungemütlich. Die Wegmarkierung endet hier oben.

Zunächst folgen wir noch den gelben Pflöcken ... dann ender die Markierung
Zunächst folgen wir noch den gelben Pflöcken … später endet die Markierung

Ein paar Steinmänner dienen zur Orientierung. Das GPS Gerät weist uns jedoch den sicheren Weg, das ist unheimlich beruhigend. Der Wind nimmt noch mehr zu. Es wird unwegsam, steil, schmal und es kommt noch mehr Wind. So richtig lustig finde ich es jetzt nicht mehr. Konzentriere mich auf jeden Schritt, denn rechts geht es doch empfindlich tief. Mein leicht aufgeregtes Gehirn überlegt sich schon mal, wie man auf dem moosigen Hang im Falle eines Falles Halt finden könnte. Dann ein ungeschütztes Stück Weg. Der Wind fegt aus Südost, unberechenbar. Ich mag generell keinen Wind auf Bergkuppen. Dieser heute ist aber noch gut machbar. Ich beeile mich. Marcus ist bei weitem nicht so ängstlich veranlagt und macht gemütlich noch ein paar Fotos. Verlangt auch noch, dass ich darauf nett gucke … na großartig. Nach jedem einzelnen muss die Linse getrocknet werden, denn der Regen peitscht uns entgegen.

Sturm, Regen, Nebel ... auf dem Foto sieht alles gar nicht so schlimm aus ....
Sturm, Regen, Nebel … auf dem Foto sieht alles gar nicht so schlimm aus ….

Dann folgt die kleine Kapitulation. Die letzten 150 Höhenmeter bis zum Gipfel sparen wir uns, denn der Regen wird noch stärker. Die Sicht ist quasi gleich Null. Der Abstieg beginnt. Ich bin dankbar für diese Entscheidung. Von links werden wir ordentlich durchgeweicht. Wind und Regen wollen einfach gar nicht weniger werden, es sickert in die Schuh und auch die Unterhose ist dann schon durch. Gut 800 Höhenmeter müssen wir noch runter. Leute kommen uns entgegen, doch auf unsere Empfehlung umzudrehen, wollen sie nicht eingehen. Na viel Spass da oben. Irgendwann man glaubt es kaum, lichten sich ein wenig die Wolken, der Wind nimmt deutlich ab. Jetzt sind wir schon 5 Stunden unterwegs und schnell holen wir unseren Proviant aus dem Rucksack. Man weiß ja nie, was noch so kommt. Wir ziehen alles an, was wir noch so mithaben und steuern nun komplett nass den Svartifoss an.

Wasserfall Swartifoss
Wasserfall Swartifoss

Dieser Wasserfall stürzt sich, eingerahmt von Basaltsäulen, tief hinab. Schön anzuschauen aber viel Geduld habe ich nicht. Während wir ausschauen, als kommen wir aus dem tiefsten Winter, kommen uns nun Leute in dünnen Schühchen und auch kurzen Hosen und T-shirts entgegen. Hab ich was verpasst? Mir ist jedenfalls eiskalt und bleibt es auch, bis ich endlich im Wohnwagen bin und wir die Heizung auf 5 drehen.

Tag 5 – Die Gletscherseen im Süden von Island

Nach einer wahrlich bewegenden und damit kurzen Nacht, Wind mit einer Geschwindigkeit zwischen 12 und 14m/s fegten über uns hinweg, laufen wir vom Visitorcenter in Skaftafell zum Gletscher Skaftafellsjökull. Ein markierter Besucherweg führt uns in 1,5km direkt bis zum Gletschersee.

Gletschersee bei Skaftafell
Gletschersee bei Skaftafell

Geografie zum Anfassen quasi. Der Gletscher läuft bis ins Tal und bizarre Eisformationen treiben im Wasser. Sie bannen lange unseren Blick, bis der Regen uns vertreibt. Wenige Kilometer weiter und auch weniger touristisch halten wir am Gletschersee des Kviarjökull. Eine zerbrochene Brücke und unendlich viel Wasser demonstrieren die Kraft, welche hinter diesen vielen Gletschern steht. Paar Minuten später bestaunen wir den nächsten Gletschersee vom Fjallsjökull.

Gletscherlagune an Gletscherlagune im Süden von Island
Gletscherlagune an Gletscherlagune im Süden von Island

Die neblige Kulisse lässt die blauschimmernden Eisblöcke fast majestätisch erscheinen, doch so richtig haut es uns weg, als wir bei DER Lagune schlechthin halten. Jökulsarlon. Riesige Eisberge driften sanft durch die einsetzende Flut hin und her. Gletschersee trifft auf Meer. Sogar das Wasser zeigt einen farblichen Unterschied, an der Stelle, wo die beiden Wässer aufeinandertreffen. Ein Wahnsinnsschauspiel. Zwischendrin tummeln sich paar wirklich putzige Seehunde, tauchen auf, tauchen ab, machen eine Rolle und runden damit diese arktisch anmutende Bild gut ab.

DIE Gletscherlagune: Jökulsarlon
DIE Gletscherlagune: Jökulsarlon
Der Gletschersee Jökularlon von oben
Der Gletschersee Jökularlon von oben
Gletscherlagune mit Steinkreis
Gletscherlagune mit Steinkreis

Paar Meter weiter mündet das Wasser wie gesagt ins Meer und zwischen den am schwarzen Strand liegenden Eisbrocken springen waghalsig Touristen umher, um schnell ein tolles Foto zu erhaschen. 2 Leute lagen lang, als sie das Wettrennen gegen die reindrückende Welle verloren. Großes Lachen und alles beginnt wieder von vorn.

Riesige Eisbrocken am Meerensstrand!!!
Riesige Eisbrocken am Meerensstrand!!!
...und natürlich auch hier .... massig Touris ... na klar!
Und nun die Entzauberung … natürlich auch hier …. massig Touris … na klar!

Es ist ziemlich kalt und die Fahrt im Camper geht weiter Richtung Höfn. Einkaufen und eigentlich auch Parken und Übernachten. Doch der Campingplatz liegt mitten an der Hauptstraße und so entschließen wir uns, weiterzufahren bis Stafafell. Fast nicht zu sehen, liegt wenige Meter neben der Ringstraße der Campingplatz. Außer uns steht noch ein kleines Zelt. Die exponierte Lage verspricht auch heute wieder windige Träume.

Tag 6 Die Ostfjorde

Stürmisch war es nachts nicht, dafür gab es Regen ohne Ende, sodass wir uns nachts entschlossen umzuparken. Das dies eine gute Idee war, zeigt sich am Morgen, als dort, wo wir eigentlich standen, eine riesige Pfütze steht. Wir zahlen 2000 in die Kasse des Vertrauens und düsen los Richtung Ostfjorde. Noch bevor wir sie erreichen, halten wir an einem Parkplatz nahe des Strandes und erkunden für eine knappe Stunde das Gelände. Wunderschön, wie auch hier die Brandung tobt.

Toller Strand irgendwo auf dem Weg zu den Ostfjorden
Toller Strand irgendwo auf dem Weg zu den Ostfjorden

Wir umfahren die Fjorde Alftafjördur, Hamarsfjördur, Berufjördur. In Breidalsik verlassen wir die Ringstraße und fahren bis Faskrudsfjördur an der Küste weiter.

Gravel-Road ... unbefestigte Straße .... grrrrr ....
Gravel-Road … unbefestigte Straße …. grrrrr ….

Das Wetter ist gut und so wandern wir 2 Stunden im Tal der Tausend Wasserfälle. Ob es nun wirklich so viele waren, weiß ich nicht genau – auf alle Fälle waren es unzählige – es lohnt sich.

Tal der tausend Wasserfälle
Tal der tausend Wasserfälle
Tal der Tausend Wasserfälle
Tal der Tausend Wasserfälle

Es folgt ein 6 km langer Tunnel und bald erreichen wir Egilstadir. Da wir nicht mitten in der Stadt campen wollen, fahren wir zwar müde aber mit Hoffnung auf einen idyllischen Schlafplatz noch weiter nach Hallormstadur. Ruhig am See gelegen finden wir einen wirklich gepflegten Zeltplatz. Mit uns stehen da heute 4 Autos. Gefühlt hätten auch 50 Platz – es ist also wieder einmal sehr ruhig und ein bezauberndes Abendrot läutet die Nacht ein.

Tag 7 – Karahnukar-Stausee, Kloster Skriduklaudur, das erste Mal im Hotpot

Toc Toc Toc. Nein, dieses Mal klopft nicht der Regen auf das Autodach, sondern 7.30 der Platzwart an die Tür. Schlafendstellen oder doch schnell die Jogginghose suchen? Zweiteres gelingt Marcus ohne weiteres um brav unsere 2700 Kronen zu bezahlen. Es folgt unser übliches Morgenprocedere mit Instantkaffee, Geschirr spülen unter freiem Himmel und das Innenleben des Campers fahrtsicher verstauen.

Zeltplatz Halourmstadur
Zeltplatz Halourmstadur

Dann geht es wieder auf die Straße. Da es regnet, fahren wir spontan eine der wenigen Straßen Nr. 910 ins Hochland, welche auch für normale Pkw geöffnet ist. Absolute lohnenswerte 61 km sind es bis zum gigantischen Karahnukarstaudamm. Ganze 3 Staumauern erschaffen ein zwar umstrittenes aber zweifelsfrei überdimensionales Wasserreservoir. Hinter der Mauer ein völlig wasserleerer dafür aber überragend beeindruckender Canyon. Dafür nehme ich gern die unheimlichen 10 oder waren es 12 Prozent Steigungf zu Beginn der Strecke in Kauf. Ein normaler Pkw wäre mir auf dieser Strecke wahrlich lieber gewesen, doch auch unser rollendes Wohnzimmer schnauft sich ganz gut hinauf.

Am Kharanukarstaudamm
Am Karahnukar-Stausee

Wieder zurück im Tal plätschert nach wie vor Regen auf die Frontscheibe also auf, ins nur 2 km entfernte Kloster „Skriduklaustur“.

Skriduklaustur (Kloster)
Skriduklaustur (Kloster)

Endlich komme ich zu traditionell isländisch Kaffee und Kuchen im Klosterkaffee. Praktisch sieht das so aus, dass man sich aus einer Pumpthermoskanne den Kaffee selbst holt. Das hat den Vorteil, dass man ruhig auch ein 2. Mal das Tässchen voll machen darf. Den hausgebackenen Kuchen bekommen wir ob der leichten Verständigungsprobleme samt Rezeptbuch serviert.Für mich wird es heute die traditionelle Skyrtorte.

Kaum sind alle Krümel am Gaumen zerquetscht, lichtet sich der Himmel und wir stürzen los. Pflichtbewusst noch ein Blick auf die alten Klostermauern, schnell noch ein Foto von der Gunnar Gunnarssonbüste. Denn eigentlich lauern wir schon den ganzen Tag auf gangbares Wetter. Wir wollen und marschieren nun zum Wasserfall Hengifoss.

Auf dem Weg zum Wasserfall Hengifoss
Auf dem Weg zum Wasserfall Hengifoss

Ein Wasserfall. 2,5 teilweise schlammig rutschige Kilometer sind es bergauf vom Parkplatz aus. Belohnt werden wir mit dem zweithöchsten Wasserfall von Island. Schön zu sehen sind hier die quer verlaufenden roten Streifen, welche sich zwischen bzw. auf den Lavalagen ablagerten.

Wasserfall Hengifoss
Wasserfall Hengifoss

Von Egilstadir fahren wir dann die Passstraße Nummer 93 bis Seydisfjördur. Eine kleine Stadt, mit einer Menge Historie, den hübschen Häusern nach zu urteilen. Doch bis wir dort ankommen, habe ich glaube ich gut 20 Minuten Spannungstraining durch. Die Anzeigetafel zeigt erheblich Windgeschwindigkeit an. Also angehalten und unter www.vedur.is die aktuellen Windgeschwindigkeiten recherchiert. Ab 15 km/h dürfen wir den Camper nicht mehr fahren und müssen zusehen, die Schnauze in den Wind zu stellen. Soviel Wind ist nicht aber für mein Empfinden immer noch genug. Wahrlich keine entspannte Fahrt, denn links und rechts fällt die Straße wie fast überall steil ab, mal abgesehen, dass sie sich kurvenreich über den Berg schlängelt. Alles geht mal vorüber und so sind wir nach einer Stunde zurück in Egilstadir und es folgt ein wahrliches Highligt.

Wir gehen in die Schwimmhalle. Wir nehmen damit am Volkssport Nummer 1 der Isländer teil und für jeden von uns kostet der Eintritt 600 Kronen.

Das Vergnügen ist komplett durchdacht.

Wir erhalten einen Chip für den Schrank und werfen etwas belustigt einen Blick auf ein Plakat. Markierte Körperstellen welche unbedingt vorher mit Seife zu waschen sind. Der Kopf, unter den Armen, Füße und Genitalbereich. Der Rest scheint egal. Zur Sicherheit hängt dieses Plakat auch noch mal in der Dusche. Direkt daneben ein gefüllter Seifenspender. Sehr praktisch. Meine FlipFlop packe ich schnell wieder weg, denn hier laufen alle barfuß.

In freudiger Erwartung gleich in der Schwimmhalle zu stehen gehe ich durch die Tür nach draußen. Und ja, richtig. Ich bin draußen. Ganz draußen. Bei 10 Grad stehe ich vor einem beheizten Außenpool. Bibber. Drinnen gibt es hier nicht. Doch nicht nur das, die Isländer lieben ihre sogenannten Hotpots. Also Warmwasserbecken. Davon gibt es hier 2. Nix wie rein da. 39 Grad. Im Nachbarpot 41. Der blanke geniale Wahnsinn. und wir mitten drin. Im 41iger sitze ich – na sagen wir mal 5 Minuten. Genauso lange halte ich es aus, ein Gesichtsausdruck zu haben, als wäre nix …. dann muß ich Stufe für Stufe langsam wieder raus – ansonsten würde es glaube ich schwummerig werden.

Schwimmflossen und auch Schwimmbrillen stehen für jedermann in großen Behältern bereit. Und damit keiner was Unerlaubtes tut, ist alles kameraüberwacht. Ich bleibe vor allem in den Hotpots, bis mein Kopf und auch mein Körper schön durchblutet sind. Herrlich. Wieder zurück in die nach Schwefel riechende Dusche und dann ab auf den Campinglatz hinter Egilstadir auf dem Hof Skipalaekur.

Tag 8 – ein dampfendes Lavafeld, Duschen am Straßenrand, blubbernder Schlamm

Vom Campingplatz Skipalaekur starten wir wohl in den eindrucksvollsten Tag unserer Reise. Zunächst geht es im Regen los Richtung Myvatn. Die steten Tropfen auf unser Autodach lassen uns uns einfach langsam sein. Die Fahrt entlang der Ringstraße geht durch das Tal der Jökulsa.

Jökulsa - Fluss und Tal. Einfach mal irgendwo anhalten.
Jökulsa – Fluss und Tal. Einfach mal irgendwo anhalten.

Ein kurzer Stopp an einer Brücke mit Blick in dessen Schlucht und eine kleine Regenwanderung beim nächsten Stop zu einem unbeschilderten aber dennoch eindrucksvollen Wasserfall. Er ist von der Straße aus zu sehen, parken geht direkt unterhalb auf dem beschilderten Parkplatz und durchs Weidengatter geht es wie so oft auf Privatland.

Mühelos arbeitet sich danach unser Camper an den Rand des Hochlandes. Kilometerlang nichts außer Schotterebene, links und rechts die steil abbfallende und nix verzeihende Straßenböschung. Die Eindrucksvolle Fahrt gipfelt in einer Gegend mit unzähligen Vulkankratern. Der Himmel schiebt sich auf und ab jetzt fahren wir in einem zauberhaften Farbspiel weiter.

Farbspiel
Farbspiel

Pastellgrün, rotschimmerndes Heidelbeerkraut, hellblauer Himmel, verschleierte Sonne und so weiter. Die Eindrücke wechseln quasi fast minütlich. An der Kreuzung mit der F88 parken wir und erklimmen in einer knappen Stunde den gut sichtbaren Vulkankrater. Es ist nichts ausgeschildert, wir folgen den Jeepspuren und kraxeln den leicht unwegsamen Trampelpfad nach oben. Dort erwartet uns ein Rundumblick in absoluter Stille. Nichts, nicht mal ein Vogelpiepen ist zu hören. Eine Wohltat gegenüber den Touristenfallen, welche es natürlich hier und da auch in Island gibt.

Ein Vulkankrater - unweit der Ringstraße
Ein Vulkankrater – unweit der Ringstraße
Einfach mal hoch - auf dem Vulkankrater
Einfach mal hoch – auf dem Vulkankrater

Unser nächster Stopp ist am Dettifoss. Ein gigantischer Wasserfall. Der gewinnt für mich. Auf dem Bild kann man sehr schön die Relation Mensch – Natur sehen.

Dettifoss
Dettifoss

Paar Meter davor stürzt sich der ebenso sehenswerte Selfoss in die Tiefe. Alles ist gut beschildert, wir haben Glück. Kurz nachdem unsere Fotos entstanden kommt eine Busladung Touristen. Und während wir mittlerweile mal wieder schlammverschmierte Hosenbeine und Schuhe haben, tippeln und stolpern diese wohlgepflegt mit Absatzstiefeln und blankpolierten Slippern die Stufen runter. Der knurrende Magen treibt mich zurück zum Auto. Die Nachmittagssonne wärmt sogar ein wenig und so sitze ich glatt paar Minuten glücklich im Campingstuhl auf dem Parkplatz.

Zurück zur Ringstraße geht es durch einen Landstrich, welcher ausschaut, als während blubbernde Vulkanblasen einfach erkaltet. Dann wieder ist Lava geplatzt. Mal schaut die Landschaft aus, wie riesengroße Schildkrötenpanzer. Der angehende Abend taucht alles in ein wärmendes Rot. Nur noch wenige Kilometer sind es zum Myvatn. Dem See, wo wir heute nächtigen wollen – doch das Hinweisschild zurm Vulkan Krafla lässt uns nun kurz vor 18.00 noch mal von der Ringstraße abbiegen. Ganz hinten im Tal sehen wir mehrere Wasserdampfsäulen aufsteigen. Von der Nähe betrachtet entpuppt sich ein Kraftwerk. Alle umliegenden Hänge sind mit dicken Rohrleitungen geschmückt. Selbst der Straßengraben dampft nun wieder. Wirklich kurios. Schnell das Auto zum Besucherparkplatz bringen und schon stapfen wir los um eines der jüngsten Lavafelder zu durchwandern.

Krafla
Krafla

Doch bevor wir dort ankommen, lässt uns der fauchende und zieschende Hang auf dem Hinweg innehalten. Mit dem Dampf steigen schwefelhaltige Gase aus der Tiefe nach oben und bilden rund um Löcher und Spalten gelblich, weiße Ablagerungen auf gelblich rötem Grund. Wirklich spannend, da ich so etwas vorher noch nie gesehen habe.

Die Dämmerung setzt ein und ich werde so langsam unruhig, da ich nicht weiß, wie lange eigentlich die Umrundung des Lavafeldes dauert. Alles ist um uns schwarz, das Vulkangestein knallhart und scharfkantig. Peinlich genau darauf bedacht, die markierten Wege nicht zu verlassen, denn meine Sohlen wollte ich der aufsteigenden Hitze nicht opfern.

Vulkanfeld Krafla
Vulkanfeld Krafla

Marcus ist natürlich wieder unkaputtbar und steckt entgegen aller angebrachten Hinweise, sich von den dampfenden Stellen fernzuhalten, seine Hand in eine kleine warme dampfende Spalte rein. Die Sonne taucht alles in eine mystische Stimmung. Dreimal Wahnsinn gedacht. Wir sind alleine in diesem Moment. Was für ein unglaubliches Glück wir wieder einmal haben. Ich kann wieder etwas entspannter sein, als ich endlich den Holzplankenweg entdecke. Bis zur wirklichen Dunkelheit ist es immer noch lang hin und so genießen wir die Abenstimmung und versuchen irgendwie auf Fotos festzuhalten, was wir hier grad Seltenes erleben.

Vulkanfeld Krafla
Vulkanfeld Krafla

Die Straße wieder runtergefahren…. und was sehen wir denn da? Eine tröpfelnde Dusche mitten in der Prärie. Was für ein Spass. Es geht auf 19.30 zu …. Bikini an und einmal bei 6 Grad Außentemperatur drunter gestellt. Wasser aus den Tiefen der Erde, müffelt bissi nach Schwefel, wie fast alles hier …. aber Wahnsinn. Fotosession. Kostenlos duschen und auch noch warm! Ein echter Spass. Alles muss schnell gehen, denn nun wird es kalt. Eiskalt und dunkel.

Wieder an der Ringstraße sehen wir auf der anderen Straßenseite noch ein dampfendes Feld. Das nehmen wir auch noch mit. Solvatarenfelder nennt man das. Der uns umgebende Geruch ist mehr als übelriechend, fast schon beißend. Kein Wunder, denn dunkelgraue schlammige Löcher blubbern die Gase aus unglaublichen Tiefen empor.

Solvatarenfeld nahe Myvatn
Solvatarenfeld nahe Myvatn

Andere Löcher pfeifen unnachgiebig, wie überdimensionale Dampfkessel. Auch hier sind nur noch wenige Touristen und letztendlich sind wir auch hier allein und die letzten, die den Parkplatz verlassen. Es geht auf 21.00 zu und noch wissen wir nicht, wo wir heute schlafen. Pragmatischerweise steuern wir den erstbesten Campingplatz in Reykhalid an. Bjarg heißt er und ist preislich bis jetzt der Mercedes. Gut gefüllt für diese Jahreszeit, viel Platz für Zelte und im Preis von 1600 Kronen pro Person ist endlosduschen inkludiert. Sonst muss man für Duschen meist um die 300-500 Kronen extra bezahlen und darf 5 Minuten duschen. Ich bin extrem müde, Marcus hat noch ein klein wenig Energie und kocht noch paar Spaghetti. Was für ein extremer aber eindrucksvoller Tag.

Tag 9 – eine Heißwasserspalte, Baden im Myvatn Nature Bath, Kuh-Cafe

Campingplatz Bjarg am Myvatn (See)
Campingplatz Bjarg am Myvatn (See)

Vom Campingplatz aus in Reykhalid wandern wir zur größten Heißwasserspalte der Region. Grjotagia heißt sie. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir mit dem Auto bis direkt davor hätten fahren können, doch die etwa 45minütige Zickzackwanderung über das mit Birken und Heidelbeerkraut bewachsene Lavafeld wollen wir nicht missen.

Wanderung zur Heißwasserspalte
Wanderung zur Heißwasserspalte Grjotagia

Der Boden klingt hohl, hier und da schauen wir in die Tiefe und ahnen nur ansatzweise, was sich da unter uns befindet. Schneehühner flattern aufgeregt vor uns weg. Wir stauenen über die riesige Erdspalte. Bestimmt paar hundert Meter klafft die Erde extrem weit auseinander.

DIE Erdspalte !!!
DIE Erdspalte !!! (Die Autos mal wieder als Relation ….)

Hier und da kann man „unter Tage“ klettern. Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr und ist damit auch ein wenig aufregend. Steinschlag ist immer möglich und schon gar in einer Region, wo sich der Boden wahrscheinlich täglich etwas bewegt. Baden ist mittlerweile vom Landbesitzer nicht mehr erwünscht.

Heißwasserspalte Grjotika
Heißwasserspalte Grjotagia

Danach mischen wir uns fröhlich unter die Badewütigen in einer der wenigen Touristenfallen des Landes. Da das Wetter eher grau ist, kommt uns der kleine Wellnessausflug in die schmierige hellblaue Lauge ganz gelegen. Wahrscheinlich viel zu lange, nämlich knapp 2 Stunden lungern wir im etwa brusttiefen Wasser rum. Danach sind unsere Fußnägel schwarz, da der Boden des Beckens wie alles hier aus Vulkangestein besteht. Auch meine silbernen Ohrringe sind schwarz. Trotz Hinweis habe ich vergessen, sie abzunehmen. Zur Abwechslung geht es zwischendurch kurz ins Dampfbad. Dieses Vorhaben ist extrem entschläunigend und die 2900 Kronen sind hier wahrscheinlich besser investiert als der doppelte Preis in der Blauen Lagune bei Grindavik. Wir waren um die Mittagszeit hier, es gibt keine Wartezeit und auch das Becken ist nur mit einer überschaubaren Menge an Menschen gefüllt. Später haben wir das Gefühl, dass ganze Busladungen von Touristen auch hier hineingeführt werden.

Myvatn Nature Bad
Myvatn Nature Bad

Müde, mit einer neuen Erfahrung gefüllt wollen wir nun gern noch Kaffee trinken gehen. Das nahe gelegene Cowshed-Cafe in Vogarfjos spricht uns am meisten an… ein kehliges Muuuuuuh weist uns den Weg. Vorbei am Stall hinein in die liebevoll gestaltete Gaststube. Von hier kann man direkt in den Stall sehen. Ich nehme einen vegetarischen Crepe, Marcus einen Burger, dazu 2 Kaffee und der ganze Spaß kostet uns um die 50 Euro. Gleich sind wir froh, dass wir uns im Camper selbst versorgen, denn dieses Preisgefüge sind wir alles andere als gewöhnt.

Da es unaufhörlich regnet machen wir ein wenig Strecke und fahren zur Asbyrgi Schlucht. Eine bis zu 100 Meter hohe Felswand in der Form eines Hufeisens umschließt die Schlucht. Irgendwie hat das was Beruhigendes. Und so kommt es dann auch, es herrscht absolute Stille in der Nacht.

Tag 10 – Montag – Ein Wanderversuch, noch ein Wasserfall und abends im HotPot

Wir wandern im Tal oder vielmehr in der sehr breiten Schlucht bis zur Felswand und später auch noch vom Visitorcenter bis zum Aussichtspunkt Klappier.

Die Felswand der Asbyrgi-Schlucht
Die Felswand der Asbyrgi-Schlucht

Das dauert ungefähr eine Stunde hin – zurück regnet es unaufhörlich und ein zweites Mal dringt die Nässe bis zur Unterhose durch. Das ist wirklich nicht witzig und absolut regen- und wasserfeste Kleidung ist hier mehr als hilfreich.

Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Klappier
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Klappier

Wir sind wirklich so unangenehm durchnässt, dass wir erst einmal unsere luxuriöse Progangasheizung anwerfen. Direkt danach den Herd. Das ist das Schöne am Wohnmobil. Einfach gleich auf dem Parkplatz Klamotten wechseln, kochen, Kaffee trinken …. Die Wohnung fährt mit. So langsam werde ich eine echte Fan – Fanin davon.

Irgendwann müssen wir jedoch los, denn wir wollen noch in Husavik einkaufen. Ein weiteres Mal kennt die Kassiererin Rote Beete nicht und in jedem Regal ist irgendwie was Süßes platziert. Ich erlaube mir eine kleine Bewertung und wundere mich also gar nicht mehr, warum doch so einige hier etwas fülliger gebaut sind. Man isst scheinbar gern süß und das Nationalgetränk Kaffee trinkt der Isländer laut Reiseführer ohnehin nur durch ein Stück Würfelzucker.

An der Tankstelle kaufen wir noch eine neue Flasche Propangas und stoppen gleich darauf wieder an einem dampfenden See. Er entpuppt sich als handwarm, wir hätten ob des Dampfes mehr erwartet.

.... wieder mal irgendwo einfach angehalten ... kurz hinter Husavik
…. wieder mal irgendwo einfach angehalten … kurz hinter Husavik

Fahrt bis zum Godafoss. Ein weiterer unbeschreiblicher Wasserfall. Der dort ausgeschriebene Campingplatz lässt sich nur erahnen.

Wasserfall Godafoss
Wasserfall Godafoss
Am Godafoss
Herbsliche Färbung am Godafoss

Fast scheint es uns dort ein wenig zu langweilig, denn wir sehen wirklich so gar kein Camper und so düsen wir die 50km weiter bis ins geschäftige Akureyri. Ein Ort, wo auch Kreuzfahrtschiffe halten. Hier mischen wir uns dieses Mal unter die Bevölkerung und teilen deren Lieblingsbeschäftigung. Sundlaug ist das isländische Wort für Schwimmhalle und in diesem Ort steht eine ziemlich große.

600 Kronen pro Person bietet Einlass in 2 große Schwimmbecken und 4 Hotpots. Sauna und Dampfbad gibt es ebenfalls. Wir staunen nicht schlecht, wie viele Leute sich in so einen Hotpot (also rundes Heißwasserbecken) drängen. 38 Grad scheint sehr beliebt bei den Einheimischen, ebenso Flossenschwimmen und auch Kindertoben stört um 20.00 hier absolut keinen. Spätes Völkchen. Direkt nebenan ist der Campingplatz, ob dieses Luxus nehmen wir die üppigen Stadt- und Straßengeräusche in Kauf.

Tag 11 – Dienstag – Tunneltag

Wir starten den Tag mit einem kleinen Stadtrundgang durch Akureyri mit einem kurzen Stopp in einer Bäckerei. Einmal ein Snudur essen …. gehört zum Islandurlaub dazu. So etwas wie Schmalzgebäck mit und ohne Schokoladenüberzug.

Akureyri
Akureyri

Das Wetter hält sich, nun sagen wir stark bedeckt. Mit Regen. Und so starten wir Richtung Norden den Eijafjördur entlang. Über Dalvik geht es durch einen einspurigen Tunnel nach Olafsfjördur am gleichnamigen Fjord.

Weiter geht es durch einen 7 km langen Tunnel in den einsamsten Fjord Islands dem Hedindsfjördur welcher nur durchquert wird um wieder in einem 4 km langen Tunnel zu verschwinden.

Wir verweilen jedoch hier ein Weilchen, in der Hoffnung das das mittlerweile saumäßige Wetter ein wenig aufklart und wir einen Blick in die Einsamkeit werfen können. Das Warten wurde zum Teil belohnt und die Sicht wurde ein wenig besser. Weiter geht es durch die nördlichste Stadt Islands Siglufjördur einem regen kleinen Ort mit und laut. Reiseführer touristischen Ambitionen.

Weiter auf der 76 fahren wir in unseren 4. Tunnel ein. Nun geht es ein gutes Stück die Küste entlang. Hier können wir beobachten wie man hier Schafe eintreibt. Der Einheimische fährt mit seinem Pkw die Straße entlang, bleibt stehen, steigt aus und lässt 2 Hunde aus dem Kofferraum, welche schnurstracks den steilen Hang hinauflaufen um die Schafe herunter zu holen. Die Eigentümer delegieren die Hunde mit lauten Rufen von der Straße aus. Sind die Schafe unten, geht es wieder ins Auto um ein paar hundert Meter weiter von neuem zu beginnen.

Wir fahren nun weiter die 76 an der Küste entlang…..unser Nachtlager finden wir in Hofsos. Da musst du hin – Hofsos hat quasi einen Designerhotpot und kaum haben wir ihn geortet – sitzen wir auch schon drin.

Hofsos - Schwimmbad mit Blick auf´s Meer
Hofsos – Schwimmbad mit Blick auf´s Meer

Noch etwas später dann …Essen..Nacht.

Tag 12 – Mittwoch – 100km Gravel Road treibt uns fast zum Wahnsinn

Fahrt von Hofsos nach Stykkisholmur auf der Snaefellhalbinsel. Die Fahrt dauert fast den ganzen Tag, denn ungefähr 100km sind sogennte Gravel Road – das heißt unbefestigte Straße.

Ellenlange Fahrt auf unbefestigter Straße - Gravel Road
Ellenlange Fahrt auf unbefestigter Straße – Gravel Road (hier schon auf der Halbinsel Snaefellsness)

Das ist mit dem Camper echt keine Freude – also vermeiden, falls ihr die Möglichkeit habt. Kurz hinter Hofsos besichtigen wir die älteste erhaltene Torfkirche in Gröf. Ach wie schön, der Schlüssel steckt.

Torfkirche in Gröf ....
Torfkirche in Gröf ….
Torfkirche in Gröf
Torfkirche in Gröf

Dann noch ein kurzer Stopp beim Bischofssitz in Holar. Das einzige was uns mitreist, sind die kleinen Torfhäuschen. Sonst herrscht hier ganz normale Betriebsamkeit.

Bischofssitz Skolar
Bischofssitz Holar

Dann führt uns unser Weg  uns just in dem Moment über eine Hochebene, als auch der Wind unangenehm stark wird. Winstärken, die kurz vor Parkpflicht sind. Wir entscheiden uns für ein Mittagessen am Flüsschen bei Windstärke 8-10km/h auf der Hochebene. Schaukelt bisschen unser Auto. Irgendwann kommen wir dann doch noch in Stykkisholmur an und wie soll es anders auch sein, gehen noch Baden für 700 Kronen im Gesundheitswasser. Laut Aushang soll das Thermalwasser ähnlicher Qualität sein, wie in Baden-Baden. Während wir planschen taucht die Sonne den Himmel in ein dunkles Rot. Sehr schön.

Tag 13 – Donnerstag – lohnenswerte Halbinsel Snaefellsness

Wir besichtigen die vor Stykkisholmur, kaum als solche erkennbare, Insel Sugandisey. Über einen kleinen Damm am Hafen gelangt man zum Parkplatz und in 2 Minuten haben wir den Basaltfelsen erklommen. Ein lohnenswerter Rundumblick über den Fjord (Breidafjördur) …..

Ausblick von
Ausblick auf den Fjord Breidafjördur

sowie über die Ortschaft Stykkisholmur, ihren kleinen Hafen und die Fähre, welche gerade das Maul aufsperrt um die Autos der Touristen einzuladen. Von hier aus könnte man in die sehr beliebten Westfjorde übersetzen. (www.seatours.is)

Blick auf Stykkisholmur
Blick auf Stykkisholmur

Wir wollen unseren Weg auf dem Land fortsetzen und sind schon ganz gespannt auf die 1,5 stündige Wanderung Nr. 47 aus dem Rother Wanderführer. Eine der wenigen, welche unbeschildert und damit am besten nur mit GPS Gerät oder bei absolut gutem Wetter zu machen ist. Da die Wolken auch heute tief hängen, bin ich froh über unser GPS Gerät, denn so ganz klar war mir nicht, dass ich einfach mal so durch die moosige Heide entlang von Schafspfaden stapfen soll. Doch schnell spüren wir, dass es eine der lohnenswertesten Wanderungen unserer Reise wird.

Unterwegs in Feld und Flur
Unterwegs in Feld und Flur auf der Halbinsel Snaefellsness

Schöne Stille, weiter Blick auf einen See sowie rote Lavakegel. Ein Fluss mäandert gemütlich durch das Tal und schon nach wenigen Minuten umwandern wir zum Teil den Berg Horn und stehen gefühlt im Niemandsland. Keinerlei Touristen und bizarre Tufffelsen, Tuffhänge und ein rotes Bachbett mitten im Grünen, welches uns in Staunen versetzt.

....ein roter Bach ... wo gibt es denn so etwas?
….ein roter Bach … wo gibt es denn so etwas?

Rhyolithisches Gestein dominiert hier die Landschaft. Ganz oben wird es rutschig, die uns vorangegangenen Fußstapfen enden plötzlich, wie auch immer das geht und nach ein paar Metern und Augenblicken der Stille wandern auch wir ehrfürchtig und dankbar für diesen Moment zurück zum Parkplatz.

Im Auto rasten wir gemütlich bei einem kleinen warmen Resteessen am Fjord (Kolgrafafjördur). Eine Robbe lässt sich kurz blicken, ansonsten tummeln sich hier unendlich viele schöne Enten und sonstige namentlich unbekannte Wasservögel. Fast schon medidativ anzusehen, wie sie sich mit dem Wasser treiben lassen. Je nach Gezeitenstand ändert sich die Flussrichtung. Im Winter sollen sogar Wale in den Fjord hineinschwimmen.

Wenige Straßenbiegungen später erreichen wir die kleine Ortschaft Grundarfjördur. Kurz vor dem Ort zieht der Wasserfall Grundarfoss uns in seinen Bann. Ein etwa 45minütiger Fussmarsch und wieder um ein paar Bilder und Eindrücke reicher zuckeln wir mit dem Camper durch den Ort Grundarfjördur.

Wasserfall Grundarfoss
Wasserfall Grundarfoss

Genialster Anblick bietet ein zuckerhutartiger Berg. Und man ahnt es kaum, kurz hinter dem Ort kommt schon wieder ein Wasserfall. Der Kirkjufellfoss. Dieses Mal sind es nur ein paar Schritte von der Straße aus. Sehr praktisch für die unzähligen Bustouristen, welche an diesen Stellen besonders gern rausgelassen werden.

Wasserfall Kirkjufellfoss
Wasserfall Kirkjufellfoss

Die Orte der Nordküste auf der Halbinsel Snaefellsness liegen nur wenige Kilometer auseinander und so erreichen wir nach kurzer Zeit Olavsvik, verweilen eine Stunde im in der hiesigen Schwimmhalle neu gebauten Außenhotpot. Fast schon günstige 500 Kronen pro Person Eintritt und in die Fliesen der Duschen sind eingelassene Seifenhalter. Komme mir hier vor, als hätte ich eine kleine Zeitreise gemacht.

An den Wänden Bügel mit dehnfähigen Netzen dran, wie ich sie noch aus dem Osten kenne. Hier hinein legt man das Handtuch, während man schwimmen geht. Alles praktisch durchdacht und mittlerweile hängt auch in jeder Schwimmhalle Flüssgseife. Im Foyer dürfen wir noch einen Kaffee aus de Pumpkanne trinken. Üblich hier in Island. Doch weil die Touristen wohl zu dreist wurden und es selten bei einem oder zwei Kaffee beliesen, schläft dieser gastfreundliche Zug wohl ein wenig ein.

Im nächsten Ort ganz im Westen der Halbinsel – in Hellisandur – finden wir einen schönen Campingplatz. Leicht eingesäumt durch Lavagestein bleibt der Blick Richtung Meer frei. Wenige Augenblicke können wir den Ausblick genießen, dann wird es erstens dunkel, denn selten tauchen wir vor 20.00 Uhr auf dem Campingplatz auf und zweitens beschlägt die Frontscheibe vom Kochen.

Campingplatz in Hellisandur
Campingplatz in Hellisandur

Tag 14 – Freitag – Auf den Spuren von Jules Verne

Man braucht etwas Geduld in Island. Regentropfen trommeln am Morgen auf unser Autodach und uns damit munter. Zunächst möchte man glauben, dass es sich nicht lohnt aufzustehen, doch 2 Stunden später sieht die Lage komplett anders aus. Während wir die Westspitze der Halbinsel Snaefellsness umrunden, drängelt sich die Sonne durch die Wolkendecke und kreiert einen Regenbogen nach dem anderen.

.... heute lachen wir mit der Sonne um die Wette ...
…. heute lachen wir mit der Sonne um die Wette …

Wir stoppen für eine kleine Wanderung durchs Lavafeld zu den Vulkankratern Saudholl und Saxholl. Schön und dennoch eventuell kleiner Fehler, diesen durch Holzpflöcke mehr oder weniger gut sichtbaren Weg durch grasige und moosige Heide zu stapfen. Alles ist noch nass am Morgen und schon nach kurzer Zeit können die eigentlich wasserdichten Schuhe dem nicht mehr standhalten. Wolken wabern in der näheren Umgebung rum und ich bin mir nicht sicher, ob wir den Rückweg auch bei Nebel finden würden.

Unwegsamer Weg zum Krater Saxhöll
Unwegsamer Weg zum Krater Saxhöll

Die Holzpflöcke stehen zum Teil in Senken oder auch sehr weit auseinander – insofern würde ich diese Wanderung nur bei absolut guter Sicht empfehlen. Von oben gibt es ein wenig Blick zum Mehr und in die vom vulkangestein bedeckte Umgebung. Durch Zufall finden wir später noch einen anderen Krater Saxholl – wenige Meter zuvor – dieser hingegen ist enorm touristenfreundlich. Parken direkt am Fuße des Berges und die 108 Meter geht es über einen schön säuberlich in den Hang eingelassenen Stufenweg aus Stahl. Trockene Schuhe, gute Sicht – wer also lauffaul ist und wenig Zeit hat – nimmt ausschließlich den.

...und hier der bequeme Krater Saxhöll
…und hier der bequeme Krater Saxhöll

Ganz gemütlich wird es beim Krater Holaholar. Hier darf man sogar mit dem Auto bis in die Mitte des Kegels hineinfahren. Imposant, doch gegen einen Fußmarsch auf oder in einen solchen Kegel kommt die Autofahrt keinesfalls an.

Schotterweg zum Krater Holarholar
Schotterweg zum Krater Holarholar

Meine nassen Schuhe trockne ich nun, wenige Minuten später am schwarzen Strand Djupalonsandur. Auch hier lässt sich kurz eine Robbe blicken und während Marcus glaube ich wieder an die tausend Fotos erstellt, sitze ich windgeschützt und lasse mir die wärmende Sonne auf die Nase scheinen.

Djupilsandur
Am Strand von Djupalon – „Djupalonsandur“

Hinter uns schieben sich mehr und mehr die Wolken bei Seite und für die nächsten Stunden liegt der Gipfel des sagenumwobenen Berges Snaefellsjökull frei. Laut Jules Verne beginnt an diesem Berg die Reise zum Mittelpunkt der Erde.Und ja – er könnte Recht haben. Wir werfen dann noch einen kurzen Blick auf die Felsspitzen Londrangar um noch genug Zeit für Arnarstapi zu haben. Das kleine wirklich verschlafen wirkende Örtchen wartet mit einem riesigen Steintroll sowie einer Felsküste auf.

Steintroll bei Anarstapi
Steintroll bei Anarstapi
Wanderung durch Anarstapi
Wanderung durch Anarstapi
Impression Anarstapi
Impression Anarstapi

Nach einem kurzen Spaziergang fahren wir weiter und stoppen noch beim letzten Wasserfall für heute – dem Bjarnafoss. Wir sind fast allein und nutzen noch die letzten Minuten Sonnenlicht für ein paar Bilder.

Wasserfall Bjarnafoss
Wasserfall Bjarnafoss
Abschied von der wunderschönenHalbinsel Snaefellsness
Sonniger Abschied von der wunderschönenHalbinsel Snaefellsness

Unser Nachtlager haben wir heute direkt am Wasser in Akranes.

Camping in Akranes direkt am Wasser
Camping in Akranes direkt am Wasser

Noch bevor wir schlafen gehen, lesen wir eine Nachricht unseres Autovermieters. Für Samstag werden starke Winde erwartet, das kann jetzt wirklich alles bedeuten und unter www.vedur.is behalten wir die Lage im Auge. Ab 15km/h Windgeschwindigkeit ist das fahren mit dem Camper nicht mehr sicher. Dann hilft nur noch anhalten und die Schnauze in den Wind drehen – genauso machen es die Pferde übrigens auch.

Tag 15 – Samstag – Windstärke 15m/s – nicht spaßig mit Camper

Es ist tatsächlich unglaublich windig, als wir aufwachen. Der Camper wackelt, die Geräusche hören sich eigentlich noch schlimmer an. Es faucht und peitscht nur so auf unser Dach. An schlafen ist nicht mehr zu denken. Wir sehen zu, dass wir loskommen, doch schon nach wenigen Kilometern stehen wir.

Wegen zu hoher Windgeschwindigkeit müssen wir den Camper an der Tanke parken
Wegen zu hoher Windgeschwindigkeit müssen wir den Camper an der Tanke parken

Schnauze nach vorn in den Wind. Eigentlich wollten wir südlich fahren Richtung Reykjavik. Wir stehen jedoch bestimmt gut 2 Stunden. Zeitvertreib mit Postkarten schreiben, lesen, schlafen. Doch irgendwann wird es ein wenig langweilig und wir entschließen uns ein wenig zurück zu fahren und über die Straße Nr. 48 Richtung Pingvellir zu fahren.

...on the road ....
…on the road ….

Laut Wetterkarte maximale Windgeschwindigkeiten von 12-14m/s. Vielleicht war es auch ein wenig mehr, auf jeden Fall wird Marcus erstaunlich ruhig und ich sehe uns gedanklich mehrmals im Straßengraben liegen. Der Wind ist tückisch und kommt nach jeder Kurve aus einer anderen Richtung. Wir starren auf das Gras und schauen in welche Richtung es sich jeweils biegt.

Pingvellir
Pingvellir

Letztendlich ging alles doch noch gut und wir erreichen das legendäre Pingvellir. Hier tagte ganz früher das Parlament von Island, doch nicht nur das. Plattentektonisch begegnen sich hier die nordamerikanische sowie die eurasische Platte. Mittlerweile hat sich eine tiefe, vegetationsreiche Senke gebildet, deren Abschluss der Pingvellirsee bildet.

Senke von Pingvellir
Senke von Pingvellir

Zwar sehr touristische aber auf jeden Fall lohnenswerte Stelle. Aus mittlerweile eingetretener Windstille geht es wieder in tückischen Sturm. Unsere letzte Übernachtungsstelle finden wir in Sandgerdi, wenige Kilometer vom Flughafen Keflavik entfernt. Ein gut gepflegter Platz. In einer großen Kiste werden die Reste der Camper gesammelt. Wer also sparen muss, fährt zu Beginn des Urlaubes erst mal hier vorbei. Salz, Milch, Spüli – all so etwas habe ich dort gesehen.

Tag 16 – Sonntag – Halbinsl Reykjanes

Zwischen 9 und 11 Uhr müssen wir heute den Camper wieder abgeben. Um die Zeit bis zum Abflug gegen Mitternacht zu überbrücken, haben wir uns einen kleinen Toyota Aygo oder ähnliches gemietet. Mietwagencheck hat unkompliziert ein bezahltbares Angebot ausgespuckt und so fahren wir samt Camper zunächst bei Enterprise vor. Hier sollen wir das Auto bekommen. Der Mitarbeiter staunt nicht schlecht, man hat uns ein Upgrade gegeben, welches er so noch nie gesehen hat. Unser sehr günstiger Minikleinwagen ist plötzlich ein leistungsstarker Allrad mit viel Comfort. Na bitte sehr. Wer spät bucht – wird belohnt. Nachdem ich auf dem Hof 3x beim Bremsen ordentlich geruckt bin – erinnernt mich Marcus daran, dass man beim Automatic das linke Bein einfach am besten ruhig stehen lässt und ausschließlich mit rechts Gas und Bremse bedient.

Miete ein Toyota Aygo ... und du bekommst dieses schicke Auto ....
Miete ein Toyota Aygo … und du bekommst dieses schicke Auto ….

Dann läuft es gut und auch die Rückgabe des Campers bei Mc Rent läuft problemlos.

Dann kann also unser letzter Tag starten und als erstes überschreiten wir die kleine explizit für Touristen gebaute Brücke zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Platte. Irgendwie spektakulär. Die Brücke befindet sich an der Westküste zwischen Sandgerdi und Grindavik.

Brücke zwischen den Kontinenten
Brücke zwischen den Kontinenten

Die Halbinsel Reykjanes hat eine Menge zu bieten – leider lassen die meisten diese Gegend links liegen um schnell ins Land zu kommen. Wir staunen als nächstes die Steilküste beim Leuchtturm (…Reykjavisik …) hinunter und auch ein kleineres Solfatarenfeld wartet gleich in der Nähe unter anderem mit der größten heißes Wasser spuckenden Schlammquelle. Theatralisch biegt sich unter dem heißen Wasser die ehemalige Fußgängerstrecke. Da die Quelle zu wild wurde, musste man diese Wege sperren und scheinbar hat sich das speiende Loch die Holzplatten einverleibt.

Solvatarenfeld auf der Halbinsel Reykjanes
Solvatarenfeld auf der Halbinsel Reykjanes

Wir haben genug Zeit und fahren noch bis nach Hveragerdi. Geothermal eine spannende Ecke, an vielen Hängen dampft es heiß aus der Erde und auf einer kleinen Wanderung fassen wir in angenehm warme Bäche. Uns überfällt mal wieder einer dieser plötzlichen Regengüsse, welcher in Kürze die Klamotten bis unten durchnässt.

Hvergerdi
Geothermie bei Hveragerdi

Also Rückzug im Laufschritt und auf ins schön am Beginn des Wanderweges gelegene Dala Kaffee. Außer Kuchen kann man hier auch noch tolle Islandfotos erstehen. Um uns aufzuwärmen suchen wir danach das im Ort gelegene, historisch anmutende Bad an. Zwei Außenhotpots, eine 25 Meter Bahn und die einer milden Hölle gleichende Dampfsauna lassen uns hier verweilen. Diese Dampfsauna ist echt der Renner. Mutig wage ich mich hinein und sehe einfach gar nichts da drinnen. Dunkelheit und Dampf lassen mich an der Wand entlang tasten, im ersten Moment kann ich nicht mal sehen, ob noch jemand hier drinnen ist und wie groß der Raum überhaupt ist. Humor haben sie ja hier.

Zurück durch den Ort sehen wir noch die Reste ehemals wohl reichlich ausgeübter Anbaukultur. Viele Gewächshäuser. Und um den Pflänzchen optimale Bedingungen zu bieten – leuchtet hier und da orangefarbenes Licht in den Häusern.

Beleuchtete Gewächshäuser bei Hveragerdi
Beleuchtete Gewächshäuser bei Hveragerdi

Es regnet weiter – als würde uns Island sagen wollen – eure Zeit endet nun so langsam. Doch da wir immer noch gut 4 Stunden Zeit haben bis zur Autorückgabe, fahren wir für eine kleine Stippvisite nach Reykjavik. Wenigstens mal einen Eindruck von der nördlichsten Hauptstadt bekommen. Die Konzerthalle besticht durch preisgekrönte Architektur , ich bin neidisch auf die Strandpromenade und auch die Kathedrale ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber außergewöhnlich schön.

Stippvisite Reykjavik
Stippvisite Reykjavik – hier die Kathedrale

Ansonsten können wir ruhigen Gewissens sämtliche Bars und Restaurants links liegen lassen. Mitbringsel kaufen wir generell nicht gern und seit ich gelesen habe, das die typischen isländischen Wollpullover mittlerweile auch schon in Fernost gefertigt werden, bin ich etwas entzaubert.

Doch nun auf zum Aiport. Zum ersten Mal tausche ich fremdländisches Geld in Euro zurück.

Wehmütig steigen wir in den Flieger. Schon jetzt ist klar – hier müssen wir noch einmal hin und dann geht es vielleicht mit einem Allradgetriebenen Gefährt quer durch´s Hochland …. wer weiß?

Tiefe Dankbarkeit erfüllt uns …. diese Welt ist wirklich einzigartig.

Roadtrip Island 2015!!!
Roadtrip Island 2015!!!

Und noch mehr wundervolle Fotos zu dieser Reise findest du hier bei Marcus: www.fotokahl.de

4 Kommentare

  • Das ist wirklich ein toller Reisebericht der die Lust dieses außergewöhnliche Land zu bereisen noch erhöht. Das Einzige das mich echt sehr abschreckt ist die Aussicht darauf, dass man anscheinend doch in diesem „verlorenen Land“ mit Massen an Touristen rechnen muss. :/ Bei sowas geht für mich die Faszination immer ganz schnell flöten. Zu welcher Jahreszeit wart ihr da und denkst du, dass es vielleicht weniger „überlaufene“ Jahreszeiten gibt? Nebenbei: Beeindruckende Fotos! Gruß, Sven

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    • Hallo Sven, danke, das freut mich sehr, dass meine Tipperei zufriedene Leser findet 🙂 Wir waren Ende September dort – an bestimmten Stellen war es dann weniger überlaufen. Bei Island darfst du in der Reiseplanung nicht vergessen, dass die Tage irgendwann empfindlich kurz und die Straßen möglicherweise schneereich werden. Selbst unsere Reise war schon gut „windgeschüttelt“ – regelmäßiger Blick auf die Wetter-App war Pflicht. So ganz ohne ist Island nicht – dennoch – lass Dich bitte nicht durch ein paar Touristen abschrecken. Island ist wirklich ganz bezaubernd.

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