Tripp Tipp

On the Road – Campertour in die Schweiz? Oder doch Frankreich?

Bunte Sonnenschirme im Steinweg in Eisenberg Thüringen
Lesedauer 87 Minuten

Diese Beitrag zeigt ganz oben immer den aktuellen Tag unserer Campertour Schweiz und Frankreich im Mai / Juni 2025 –  wenn Du hier ganz neu einsteigst, scrolle ganz runter – es beginnt ganz unten mit Tag 1 – zur Orientierung habe ich die Tage durchnummeriert und ein Inhaltsverzeichnis erstellt, dann findest Du immer wieder den Anschluß und nun los, anschnallen, Tassen sichern – der Camper rollt mal wieder und in diesem Beitrag nehmen wir Euch mit auf eine Tour, deren Route wir selbst noch nicht kennen. Tag für Tag hangeln wir uns gen Süden. Das grobe Ziel ist die Schweiz aber auch Frankreich ist eine Option.

Inhalt:

Tag 32 – Naturpark Hoher Fläming – ein letztes Mal öffnet sich die Schiebetür

Gegen 9.00 Uhr verlassen wir den Wohnmobilstellplatz in Schnarchenreuth. Bis nach Potsdam sind es nun kaum noch 300 Kilometer. Ein Klacks und dennoch würde man das Ende einer solchen Reise gern bis ins unendliche hinauszögern. Der Pfingstverkehr hilft uns dabei nicht – die Autobahn ist gut fahrbar, keinerlei Stau auf der ganzen Strecke.

Machen wir auch.

Marcus findet noch einen schönen Platz am See im Fläming, wo wir für eine ausgedehnte Mittagsrast einfach noch ein bisschen in der Natur bleiben.

zurück in der Heimat, Mittagsrast im Fläming

 

Blick auf den See, irgendwo lungern zwei weitere Campingfahrzeuge rum, stören aber überhaupt nicht
das gewohnte Brandenburger „Sandkistenbild“ – ein Getreidefeld, dahinter Streichholzwald

Auf der Rücktour hören wir das erste Mal auf dieser Reise wieder Podcast um uns die Zeit auf den grauen Asphaltbändern zu vertreiben. Die aktuelle Folge von „Lanz & Precht“ sowie eine Folge von „Jung & Naiv“ mit Waldpapst Peter Wohlleben.

Ja und dann hält der Camper vor der Haustür und die harte Entkernungsaktion startet.

Nach einer – vielleicht einer unserer intensivsten Reisen – sind wir wohlbehalten zu Hause angekommen. Vielen Dank fürs Mitfiebern, Mitlesen, Mitfreuen, Mitreisen. In den nächsten Wochen werde ich mich so Stück für Stück an den Videoschnitt machen.

Bis dahin – wie immer eine gute Zeit!

Tag 31 – Wangen im Allgäu und ein Stop an der A9

Tag 31 führt uns zunächst an einen weiteren Hofladen. Wir setzen unsere letzten Schweizer Franken um, lange nicht mehr gehabt – das letzte Geld einer Fremdwährung ausgeben zu müssen.

Hofladen Thurl

Dann geht es am Bodensee vorbei – wir werfen nur ein Blick aus dem fahrenden Auto, welches noch fix in Österreich vollgetankt als nächstes am Parkplatz Aumühlenweg 9 in Wangen im Allgäu anhält. Via EasyPark lösen wir einen Parkschein – samstags ist nur bis 14.00 Uhr zu zahlen, in Summe: 1,04 Euro.

Bis in die Altstadt sind es kaum 500 Meter – wir sind nicht durch Zufall hier. Familiärgeschichtlich gibt es Verbindungen zu dieser hübschen Stadt und schon lange wollte ich sie mal sehen. Nun hat es gut in unsere Route gepasst.

Die Altstadt überrascht durch ihr überaus gepflegtes Erscheinungsbild, historische teils schöne bunte Gebäude, etwas Fachwerk und eine vitale Gastroszene. Es ist Samstag früher Nachmittag – hier sitzt man nach dem Markt im Kaffee, schwatzt – grundlegend eine angenehme Stimmung. Und es gibt richtig schöne Stadttore.

Martinstor / auch Lindauer Tor / 1347 erstmalig erwähnt
Frauentor / auch Ravensburger Tor / errichtet im 14. Jh.
Pfaffentor am Rathaus

Und „Rathaus“ war das Stichwort bzw. Ziel – wenn du auf dem Foto genau schaust, ist an der kleinen weißen Mauer rechts, die Mauer der Kirche St. Martin – ein schwarzes Schild zu finden. Da wollte ich hin. Es ist eine Gedenktafel für die Vertriebenen. Der Text:

„Damit es nicht vergessen werde! Infolge des zweiten Weltkrieges wurden 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat im Osten vertrieben: Aus Ostpreußen, Danzig und Westpreußen, Ostpommern und Ostbrandenburg, aus Schlesien (Nieder-, Ober- und Sudetenschlesien), aus Böhmen, Mähren und der Slowakei, aus dem Banat und der Batschka, aus Szathmar und Siebenbürgen, aus dem Buchenland und Bessarabien. Bei dieser Vertreibung fanden etwa 2 Millionen den Tod. Die Leiden und Opfer der Vertriebenen sollen mahnen, in aller Welt das Heimatrecht zu achten und das Recht der Minderheit zu schützen. Für mehr als 2800 Vertriebene Deutsche ist unsere Stadt eine neue Heimat geworden. / Wangen im Allgäu an den Heimattagen 1984

Gedenktafel für die Vertriebenen / Wangen im Allgäu 1984 platziert

Am Boden ist noch eine geografische Skizze über die Herkunftsorte, wirkte allerdings schon ein wenig abgewetzt:

schematische Landkarte

Wir sind die einzigen, die an der Gedenktafel kleben. Aber wir nehmen uns auch kurz Zeit, durch die hübsche Altstadt zu stromern. Hier mal ein paar Impressionen:

Schild „Bücherei“

 

Skulptur vor der Bücherei

Die Stadt hat insgesamt unheimlich viele kluge und fein gearbeitete Skulpuren. Da hat Spaß gemacht, die anzuschauen – „Die verdruckten Allgäuer“ – verdruckt im Sinne von ein wenig zurückhaltend. Zum Beispiel der ganz unten liegende Geistliche, ein Leisetreter oder auch ein Kartenspieler.

„Die verdruckten Allgäuer“

Oder diese Skulptur in Erinnerung an Maria Neff, letzte Bewohnerin der Eselmühle. Sie steht stellvertretend für alle Personen der Stadt Wangen, die sich für den Erhalt des kulturellen Erbes einsetzen:

Skulptur Maria Neff

Ok – eine Skulptur noch. Der „Eselbrunnen“ vor dem Gasthaus zum Stiefel, der an eine Fabel von Aesop erinnern möchte, wo Vater, Sohn und Esel zum Markt ziehen. Die Moral der Geschichte: „Es Recht zu machn jedermann – ist eine Kunst, die niemand kann.“

Eselbrunnen

Uns zieht es zu einer kleinen Stärkung in ein Asia-Restaurant, was sehr lecker war. Dann geht der kleine Altstadtspaziergang noch kurz weiter:

bunte Hausfassaden in der Altstadt von Wangen

Kleine Bächle, Wasserrinnen und viel Bepflanzung:

Überall in der Altstadt stehen diese großen Blumentöpfe, Weinlaub rankt an der Mauer.

Ein Lokaler macht mich aufmerksam, dass ich unbedingt diese Fenster fotografieren soll, wo es rausblüht – gut, wird gemacht. Ist aber auch hübsch.

Und natürlich gibt es in so einer schönen Altstadt auch ein paar hübsche Gassen oder Straßenfluchten:

Ich würde sagen, die Leute, die es nach ihrer Vertreibung hier nach Wangen verschlagen hat – haben es ganz gut getroffen. Doch es ist nicht allein die Altstadt, die sich im Zuge der Vertriebenengeschichte lohnt zu besuchen. Wir fahren nun noch in die sogenannte Wittwais-Siedlung, die als sogenannte „Vertriebenensiedlung“ nach dem Krieg gebaut wurde. Sie befindet sich ungefähr 2,5 Kilometer von der Altstadt entfernt und als erstes steuern wir die kleine Kirche, das Gemeindezentrum Wittwais an. Ich gehe mal an den Eingang, mehr als das Schild „Wittwaiskirche“ und ein Bücherregal ist nicht zu sehen. Die Kirche hat zu. Das Gemeindezentrum wurde erst recht spät, 19.5.1963 eingeweiht.

Eingang Gemeindezentrum Wittwaiskirche Wangen

Im Vorraum soll auch eine Gedenktafel hängen, die habe ich leider nicht gesehen. Sie soll die Worte der schlesischen Schriftstellerin Ruth Storm (*1905 †1993) enthalten:

Wir waren entwurzelt, hatten keine Heimstatt mehr, 
wir kamen aus Trümmern, die Hände leer, 
verweht waren wir aus Süd und Ost und Nord.
GOTT aber blieb uns Zuversicht und Hort.

(Quelle: https://www.evkirche-wangen.de/kirchengemeinde/seelsorgebezirk-wittwaiskirche/geschichte-der-wittwaiskirche)

Ich laufe mal um die Kirche rum. Optisch nichts aufregendes, inhaltlich trotzdem schön, mal hier zu sein. Die bunte Bank im Kirchgarten ist eine sogenannte „Zuhörbank“.

Wittwaiskirche Wangen

Überraschenderweise findet sich ein Stück hin auch noch ein Gedenkstein. Wie schön. Das alles lässt doch zumindest einen gewissen Gemeinschaftssinn erahnen.

Gedenktstein Wittwaissiedlung

Die wenigen Indizien und vor allem die Namen der Straßen in dem Viertel weisen auf die Geschichte der Vertriebenen hin. Da findet sich die Donaustraße, die Siebenbürgenstraße, die Wittwaisstraße, die Katzbachweg und einige mehr. Ich fotografiere ein paar – aber nicht alle:

Straßen im Wittwaisviertel

Die Siedlung wirk gepflegt. Ein- und Zweifamilienhäuschen, hübsche Vorgärten, es ist ruhig, wenig Autoverkehr. Keine nimmt Notiz von uns.

Wittwaissiedlung / Wangen im Allgäu
Wittwaissiedlung Wangen im Allgäu

Ja, das war der kurze Ausflug nach Wangen. Schön, wie gesagt – das mal gesehen zu haben. Unsere Fahrt geht straff gen Norden weiter, in Schnarchenreuth / Bayern machen wir noch einen kurzen Übernachtungsstopp. Der Wohnmobilstellplatz ist funktional, die Autobahn zu hören – was letztlich aber irgendwie dann doch nicht gestört hat. Mit 8 Euro sind wir dabei und haben zumindest etwas Blick in die Landschaft:

Wohnmobilstellplatz Schnarchenreuth

Und da die Reise straff dem Ende zugeht – bitte direkt hochscrollen für die letzte Etappe, die ist ganz flott erzählt.

Für Tag 32 bitte hochscrollen!

Tag 30 – Gräppelesee, eine Kuh und schleichende Menschen

Tag 30 läuft der Chillmodus bei uns. So allmählich neigt sich der Urlaub dem Ende, wir wollen keinen Wanderpreis mehr gewinnen und sind froh, dass die Wanderroute zum anvisierten Gräppelesee zumeist über asphaltierte Wege führt. Dennoch bleiben es etwa 400 Höhenmeter, die Gegend rund um Unterwasser ist wirklich schön.

Wanderung zum Gräppelesee / Unterwasser / Schweiz

 

einzelne Höfe Unterwasser
Mohn und links im Bild die Talstation, wo wir parken
am Anfang der Tour dachte ich noch, die Bank muss ich fotografieren – das Rot ist so ein schöner Kontrast zur Landschaft – in der ganzen Gemeinde stehen unzählige rote Bänke

Irgendwann kommen wir über den Grat und sehen unser Ziel: den Gräppelesee – ein kleiner Bergsee in einem schönen Hochtal

Gräppele

Was ich auch sehe, dass eine Menge Kühe frei rum laufen. Na super. Ich habe grundlegend nie Lust auf Kontakt mit freilaufenden Schnitzeln.

Aber hey, das ist ja toll – da haben die Landwirte einen Menschenstall geschaffen… eine Einhausung mit Picknickbänken – da gehe ich glaube ich gleich mal rein.

Einhausung / Picknickbänke

Perfekt – hier bin ich definitiv sicher. Dachte ich – denn während Marcus kurz um den See wandert, gucke ich nicht schlecht – wer innerhalb kurzer Zeit am Zaun steht und „rein guckt“:

Mensch im Stall – Kuh draußen

Marcus feiert am anderen Seeufer, während ich hoffe, dass die Kuh mit ihrem Kampfgewicht den Zaun stehen lässt. Das schon – allerdings schleckt sie den Zaun ab und hätte dabei fast die Schlaufe der Tür nach oben geschoben. Ich war schon bereit für den Sprung nach draußen…. Total lustig. Die Kuh besucht nach mir andere Wanderer, die außerhalb des Stalls picknicken – nur mit einem dicken Stock lässt sich sich vertreiben. Bettelkühe also, werden bestimmt ab und an gefüttert.

Wir laufen die Fahrstraße zurück gen Unterwasser:

Wander- / Radweg Richtung Unterwasser

Und auch hier gibt es noch einige tierische Begegnungen. Ein paar Kühe trotten direkt mit uns mit – na super. Andere liegen ganz gemütlich am Wiesenrand – da traue ich mich dann doch mal auf 1-2 Meter ran:

Mut zum Fotoshooting

Wir kommen an einigen großen Bauerhöfen vorbei:

Bauernhof Unterwasser

Doch nicht alles scheint hier idyllisch – die Bauern haben ganz sicher auch ihre Sorgen. „Konzerverantwortung jetzt“ steht auf einem Plakat. Da sind wir froh – am Vorabend schon mal lokal eingekauft zu haben. Ich schätze mal es geht um Preisdumping.

Protest der Bauern

Kaum einen Steinwurf entfernt, finden wir dieses idyllische Bild – und dann steht da auch noch am Haus dran: „Unser Paradies auf Erden“ – ein Traum:

Traumhaus in Traumlage

Es gibt noch einige Häuser, die richtig schön sind:

Und dann sehen wir plötzlich 3 Leute vor einem dieser Häuser rumschleichen. Zunächst dachten wir, dass das Haustier entwicht sei – und sie es versuchen wieder einzufangen. Ganz falsch. Beim Näherkommen, und vor allem, weil sie verschiedene Richtungen einschlagen – entpuppt sich die Szenerie als Meditationretreat im „Karunahaus“. Kurz auf die Webseite geguckt – es handelt sich um Vipassana-Meditation / 5 Tage geht das Seminar – es darf nicht gesprochen werden – neben der Praxis von Achtsamkeit und Mitgefühl – ist dies ein wesentliches Merkmal der Vipassana-Medition.

Wir laufen schnatternd vorbei. Frevel.

Zurück an „unserem Parkplatz“ gibt es Spaghetti mit Pesto und dabei schauen wir der letzten Gondel beim Dahingleiten zu. Eine Zahnradbahn.

Zahnradbahn in Unterwasser

Und wie soll es sein – nach Sonnenschein folgt Regen und auch andersrum – am Abend kommt mal wieder ein Regenbogen. Wir stürzen raus – und dann wird es ruhig. Nur die Kühe bimmeln am Hang durch die Nacht.

Gutes Nächtle, schönen Tag – bis zu den fast letzten Reiseimpressionen.

Für Tag 31 bitte hochscrollen.

Tag 29 – „Unterwasser“ im doppelten Sinn und ein Wasserfall

An Tag 29 stelle ich fest, dass ich tatsächlich vergessen habe, einen Tag zu tippen – der im Moment noch als Tag 26 getippte Tag – wäre eigentlich bereits Tag 27 – deswegen geht es heute mit Tag 29 weiter, nicht wundern.

Tag 29 beginnt am Gotthard-Pass – erfreulicherweise war die Nacht gar nicht so eisig aber es regnet, die Wolken hängen immer noch tief. Stört uns Null, wir hatten genug gutes Wetter. Ein paar Impressionen vom Pass:

Blick auf unseren Camper, den Nachbar, den See, eine Hochspanungsleitung, ein Windrad
Skulptur „II Viandante“ (zum Gedenken an die Menschen, den den Pass nicht so komfortabel wie wir überquerten) und im Hintergrund die Festung

Im Hintergrund der Skulptur befindet sich schemenhaft sichtbar die geschichtsträchtige Festungsanlage, die jetzt als Museum fungiert und zeigt, wie zu Kriegszeiten der Pass gegen Angriffe gesichert wurde. Obwohl es regnet, haben wir keine Lust auf Museum, wir haben glaube ich schon genug Eindrücke der letzten Tage im Kopf.

Windrad auf dem Gotthardpass, idyllisch – oder?

Wir fahren los und zwar über die alte Passstraße, die Tremola – komplett im Nebel – immerhin kann ich das Kopfsteinpflaster im Foto dokumentieren und ich glaube, es ist die Passstraße mit den meisten Serpentinen in diesem Urlaub:

Tremola

Weiter geht die Fahrt durch das Tal, indem der Fluss „Fiume Ticine“ fließt. Wir staunen, was für herrschaftliche Wasserfälle sich von den Felswänden stürzen, denken uns noch nicht so viel dabei, parken mal kurz zum fotografieren:

beeindruckender Wasserfall

Wir fahren so weit südlich, dass wir fast schon Italien streifen. Wir sind im Kanton Tessin, es wird mediterran. Palmen und Bananenstauden stehen in den Vorgärten, das Klima ist leicht tropisch und wie gesagt – überall fallen Wasserfälle von den Felsen. Hm. Einer ist so mächtig – wir haben ihn nur gefilmt – da dämmert es ganz langsam aber wir fahren weiter.

Werfen einen Blick ins Flussbett – ach Du Schreck, das ist ja voll. Zudem regnet es plötzlich wie aus Kannen. Oha, es wird leicht mulmig. Ich google mal – ja, es gibt tatsächlich eine Wetterwarnung mit Hochwasserwarnung, bis einschließlich nächster Tag 18.00 Uhr. Oh shit, nix wie weg hier.

rappelvolles Flussbett

Eigentlich wollen wir über den San Bernardino-Pass zurück gen Norden. Hoch auf den Berg ist ja erst mal gut, wenn unten im Tal viel Wasser erwartet wird. (Obgleich natürlich der Gedanke an Hangrutsche da ist.)  Hm – und dann stehen wir vor einer Straßensperrung Nähe Cama. Wird wohl nix mit dem Pass, das wären noch 28 km – entweder ist da schon ein Hang gerutscht – oder die Gemeinde hat Sicherheitsvorkehrungen für die Touriroute getroffen.

Straßensperrung

Das fühlt sich kurz wie eine Falle an, ich will so schnell wie möglich weg – zumal es unablässig weiterregnet. Ein weiterer Camper rollt ebenso ratlos hinter uns an. Zunächst dachten wir, die Autobahn gen Nord sei ebenfalls wegen Unterspülung gesperrt – das war allerdings eine Fehlrecherche im Netz.

Wir fahren die Autobahn 13 Richtung Chur. Die Landschaft zeigt sich dramatisch. Wölkchen steigen aus dem Wald auf und überall, wie gesagt – diese starken Wasserfälle am Fels. Das war ein wenig aufregend.

Wasserfall am Hang
Blick ins Tal, die Brücke in Relation zum Wasserfall

Irgendwo taucht eine Burg aus dem Nebel auf:

dramatische Szenerie – Burg taucht aus Nebel auf

Und dann bin zumindest ich irgendwie erleichtert, als wir den San Bernardino-Tunnel durchqueren. Das war zwar nicht der Plan – aber dieser Tag zeigt mal wieder, dass eine Planung nicht mal für einen Tag standhält – wie gut, dass wir für den ganzen Urlaub keine hatten.

so kommen wir in den Genuss, den modernen San Bernardini Tunnel zu durchfahren – 6,6 Kilometer lang / 1967 eröffnet

Auf der anderen Seite des Passes sieht es zwar etwas besser aus aber die Gewässer sind auch randvoll mit Wasser. Wir suchen uns eine Mittagsrast – und gehen kurz auf den Aussichtspunkt mit Blick zur Rheinschlucht. Hier schließt sich irgendwie ein Kreis. Am Anfang der Reise der Rhein – und gegen Ende auch nochmal:

Aussicht in die Rheinschlucht Nähe Bonaduz

Im in der Nähe befindlichen Örtchen Tamins vereinigen sich der Vorderrhein mit dem Hinterrhein – zum Rhein. Wir blicken auf den Zusammenfluss und auch hier sieht man im Vergleich zu den Bildern bei google Maps und weil die Bäume rechts im Bild im Wasser stehen, dass der Wasserstand deutlich höher als normal ist. Ab und an kommt ein Baumstamm vorbei, wird in den riesigen Strudel gezogen – so richtig schön ist die grau-braune Suppe nicht wirklich:

Zusammenfluss Vorderrhein / Hinterrhein

Wir fahren noch ein Stück weiter nördlich – das Wetter wird besser und augenscheinlich steht der Tag im Zeichen des Wassers. Wir finden Nachtlager in „Unterwasser“ und hier mal wieder an der Talstation einer Zahnradbahn. Das Bahnhofsgebäude ist nagelneu.

Bahnhofsgebäude Zahnradbahn Unterwasser

Es ist nicht viel los auf dem Parkplatz – wir stellen uns auf die oberste, dritte Ebene und werden dort unsere schöne Ruhe haben:

Nachtlager an der Talstation in Unterwasser

Wir erwarten gar nichts, wir wollten nur übernachten – werden aber von dem Ort absolut überrascht. Wir machen einen kleinen Spaziergang zu den hier befindlichen „Thurer Wasserfällen“ 10 und 13 Meter stürzen sich die Wasserfälle vom Fels – wirklich schön und mit einer toll gestalteten Aussichtsgalerie – 1927 vom ortsansässigen Maurer Emil Waldburger gefertigt.

Wir sind wirklich überrascht, machen tausend Fotos, tippeln in den Ort zurück und hatten ein Werbeplakat für einen kleinen Hofladen gesehen. Wir finden das „Bödeli Lädeli“ – eine kleine Holzbude, wo man sich selbst bedienen darf. Es wird um Überweisung der Gebühr gebeten, da unlängst die Kasse geklaut wurde. Glaubt man nicht auf so einem Dorf – man glaubt auch nicht, dass die Locals hier wirklich „1 Ei“ umtauschen, weil eins kaputt war (konnte man im Heftchen lesen, wo man den Einkauf / die Entnahme dokumentieren sollte).

Wir kaufen etwas Käse, Yoghurt und freuen uns, das Geld direkt beim Erzeuger platzieren zu können.

Bödeli Lädeli

Nach einem ereignisreichen Tag ziehen wir auf unser oberstes Parkplatzplateau – wir sind der einzige Camper, übernachten ist hier via „Übernachtungsbewilligung“ erlaubt und muss via App „ParkingPay“ bezahlt werden. Marcus wurschtelt sich durch den Anmeldeprozess. An der Bahn gibt es übrigens W-lan und auch eine saubere Toilette.

So – dann mal gutes Nächtle – und bis zu den nächsten, nun langsam ausklingenden Reiseerzählungen.

Für Tag 30 bitte hochscrollen!

Tag 27 – Simplonpass, Grimselpass, Furkapass, Gotthardpass – Höhenfresserrunde

Tag 27 und wir würden jetzt wirklich gern diesen höhen- und Pass-verliebten Camper in ein gemütlich dahinrollendes Wohnzimmer tauschen. Man – was für ein Höhenfresser-Tag schon wieder.

Da schenken wir trotz Regen und Bewölkung dem Auto eine Übernachtung auf dem Simplonpass (2005 m). Der Simplonpass liegt zwischen dem Schweizer Kanton Wallis und Italien. Der eigentlich als sehr schön deklarierte Pass, reißt uns nicht vom Hocker, liegt wahrscheinlich daran, dass er sich zu leicht fahren lässt – eine halbe Autobahn. Dem Auto reicht es auch nicht.
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Wir bummeln morgens sehr, die Nacht war stürmisch, da Auto wurde ordentlich durchgerüttelt – nun „chillen“ wir und lassen den Tag wirklich ruhig angehen – springen später kurz in den kalten Regen und begucken den Simplon-Adler, Symbol für die Wachsamkeit, aufgestellt 1944 durch die Schweizer Armee.

Simplon-Adler auf dem Simplon Pass

Gegen Mittag starten wir zum Grimselpass (2164 m). Auch hier ist es ordentlich kalt, der Wind pfeift, raus wollen wir nicht – aber fotogen präsentieren sich immerhin die Eisschollen im Grimselsee und es gibt mal wieder Couscous mit Feta, Gurke, Tomate, Paprika, Knoblauch und Zwiebel. Dazu ein gekochtes Ei.

Eisschollen auf dem Grimselsee am Grimselpass

Auf dem Weg zum benachbarten Furkapass (2429 m) passieren wir die Eisgrotte Belvédère am Rhonegletscher. Die Eisgrotte hat geschlossen aber das Hotel Belvédère in der Serpentine ist ein toller Fotospot.

Hotel Belvedere am Furkapass

Ich nur ein Stück, Marcus wagt sich auf dem kurzen aber rutschigen Weg bis zum Ausblick auf den Rhonegletscher und bringt dieses Foto mit:

Blick auf den Rhonegletscher

Der Rhone- oder auch Rottengletscher ist laut Wikipedia noch 7,7 Kilometer lang. Schmilzt wie alle anderen kontinuierlich und könnte im Jahr 2100 vollständig verschwunden sein.

In der Zeit fotografiere ich ein wenig die Umgebung:

Knatterinchen einsam auf dem Parkplatz an der Passstraße
die Eisgrotte sowie der Gletschersee am Rhonegletscher von oben

Und während wir dort ein wenig rumspazieren, fliegt mal wieder so eine verfluchte Quotendrohne Kreise über unsere Köpfe. Ich mag die Dinger einfach nicht.

Und dann stehen wir auch schon am Furkapass.

Furkapass / 2436m

Eisige 6° fliegen uns hier um die Ohren, kurzer Blick – vor allem auf das Schild, dass in der gesamten Gemeinde Realp Campieren (also wildes) verboten ist.

Campieren verboten

Und auf dieses schöne alte Gebäude, was bei der Kälte irgendwie geisterhaft wirkt.

Verbote sind schön und gut – was in der Region fehlt, sind Möglichkeiten zum Unkomplizierten Übernachten. Wir fahren vom Pass runter, selbst in einer Serpentine steht ein französischer Camper – tja, der kann das Schild halt nicht lesen.

Unten im Tal rund um das Dorf Realp gäbe es zwei Möglichkeiten eines Stellplatzes. Beides Stellflächen an Restaurants. Die eine zwischen Schiene und Straße und die andere irgendwo im Dorf Realp. Wir fahren dran vorbei und für diesen Tag auf den letzten Pass.

Den Gottardpass (2106 m) und werden hier im Rudel gepflegter Weißware übernachten. Ein Schild, das was zu bezahlen wäre, finden wir nicht. Wir stehen an einem See – die Passstraße verläuft dahinter. Windräder drehen sich, Hochspannungsleitungen tragen den Strom von dannen. Auf dem Pass gibt es mehrere Skulpturen, ein Museum und auch Einkehrmöglichkeit. Das alles sehen wir am Abend nicht wirklich, da es weiterhin regnet. Wir parken einfach.

Erstaunlich, was so im Laufe des Abends anrollt. Dank Regen und Wolken, verschwinden die Nachbarn ins Schemenhafte.

Blick aus dem Seitenfenster am Gotthardpass

Na dann mal gute Nacht und bis zu den nächsten Impressionen wie immer eine gute Zeit!

Für Tag 28 bitte hochscrollen!

Tag 26 – Aletschgletscher und kloppende Murmeltiere

Tag 26 und die Schweizer Alpen im Kanton Wallis halten uns weiter in ihrem Bann. Wir besuchen den Großen Aletschgletscher. Er ist sowohl die Länge als auch die Fläche betreffend der größte Gletscher der Alpen.
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Es ist gegen 14.00 Regen und vielleicht Gewitter gemeldet – wir hoffen, dass wir es vorher noch schaffen, zumindest einen Blick auf den Gletscher zu werfen. Alles läuft wie am Schnürchen, fix einen Parkplatz, ruckizucki ein Ticket für die Gondel gekauft (ca. 21 Euro pro Person / Hin- und Retour), rein und zu dritt fahren wir in der riesigen Gondel auf die Bettmeralp. Ist gar nix los hier.

Auf dem Weg zur Gondel – kurz nach 11 Uhr – wir müssen uns beeilen

Ab hier gehts im atemberaubenden Schritt ca. 400 Höhenmeter hoch, immer noch im Glauben, es könnte Regen geben. Wir treffen übrigens keine Menschenseele.

Ab und an gucke ich mal, ob ich noch lebe, doch – der Puls ist deutlich zu spüren. So richtig genussvoll ist es nicht – eher ein sportlicher Akt. Immerhin werfen wir von unterwegs mal kurz einen Blick auf den Bettmersee sowie die umliegenden Berge.

Bettmersee

Aber dann: Hechel, der Gletscher – da ist er. Dafür hat sich die Mühe gelohnt. Ein wahrlich unfassbarer Anblick – der Gletscher gilt seit 2001 übrigens zusammen mit dem ebenfalls dort befindlichen Aletschwald als UNESCO – Weltnaturerbe „Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch“.

der Große Aletschgletscher

 

etwas reingezoomt

So und das Wetter? Lässt auf einmal Zeit für Spiegelfotografie – das Bettnerhorn im Schwelzwasserteich.

Bettmerhorn im Schmelzwasserteich

Und: Das Wetter gibt Raum für die Entscheidung – den Aletschpanoramaweg weiterzulaufen. Auch hier sind wir ganz allein. Erst paar Kilometer später, als wir zur Bergstation „Hohfluhbahn“ kommen, gibts kurz einen kleinen Menschenauflauf. Danach wird’s wieder ruhig.

Sagenhaft – wir haben Blick auf den Aletschwald – ein Urwald, der ohne jedes menschliche Zutun am Rande des sich zurückziehenden Gletschers seit Jahrhunderten wächst.

Blick auf den Aletschwald

Und als wäre das sich stabil haltende Wetter nicht schon Geschenk genug – wir dehnen die alpine Runde in Summe dann auf 11 km aus. Vom Aletschpanoramaweg laufen wir bis Rieder Furka und dann über die hochalpinen Orte Riederalp und Bettmeralp zurück Richtung Gondel. Das Wetter hält sich unerwartet gut – noch mehr Zeit für Spiegelfotografie.

Und siehe da – wir dürfen an dem Tag ins Rudel, ins Wohnzimmer, in die Kampfarena und ins Esszimmer der süßen Murmeltiere eintreten. Man – was für eine Begegnung – zunächst nehmen wir, was wir an Fotos bekommen können. Mein i-Phone Schnappschuss. Neugierig sind sie ja schon.

Murmel guckt süß aus seinem Bau

Wir schauen den Murmeltieren eine lange Zeit zu, gehen ganz langsam immer näher, stehen minutenlang ganz still – es ist ok für sie, sie merken, dass wir keine Feinde sind und gehen ihren Tagesgeschäften nach. Marcus hat sie ganz gut erwischt. Ihn hier zum Beispiel:

Foto: fotokahl.de / Murmel Nähe Riederalp

Und dann dachten wir – wir sehen nicht recht. Fangen die Herrschaften an, sich fürstlich zu kloppen. Dabei haben sie gebrummt, geknurrt – kleiner Revier- oder Machtkampf. Irre, dass aus nur ganz wenigen Metern Entfernung zu sehen:

Foto: fotokahl.de / 2 Murmel beim Machtkampf – ab auf die Hinterbeine, Kopf zurückziehen und dann loskloppen, was das Zeug hält

Wieder mal verzögert sich die Wanderung um etwa 1 Stunde – am Ende rennen wir, um die Bahn ins Tal zu erwischen. (Nur um nicht warten zu müssen – die Bettmeralpbahn ist so etwas wie der Dorfbus und fährt bis spät in die Nacht – das ist mal cool, nicht auf die letzte Bahn hinarbeiten müssen.)

Fix und fertig kommen wir unten an. Fahren einfach auf den in der Nähe befindlichen Simplonpass, hier können wir unter Abgabe einer Kurtaxe von etwa 2 Euro pro Person übernachten.

Und nun gutes Nächtle, bei mir ist es 22.29 Uhr und ich brauche dringend ein Tütchen Schlaf. Bis zu den nächsten Impressionen eine gute Zeit.

Für Tag 27 bitte hochscrollen.

Tag 25 – Gonnergrat, Blick zum Matterhorn, Zermatt und Campingplatz Täsch

Tag 25 reißt uns nicht nur jäh aus unserem einsamen Camperleben, sondern auch ein gigantisches Loch in unsere von Sparsamkeit geprägte Reisekasse. Wir machen uns auf den Weg, den ikonischsten Berg der Schweiz zu besichtigen. Das Matterhorn – bei diesen pyramidenförmigen 4478 Metern möchtest Du jetzt bestimmt auch gleich Toblerone, oder? Hier gleich mal eine Impression:

Matterhorn

Doch wie sind wir zu diesem Blick gekommen?

Da Zermatt autofrei ist, fahren wir via Kombiticket (149 Euro pro Person) ab Täsch zunächst mit der Matterhorn Gotthardt Bahn.

Bahnhof Täsch / ab hier fährt u.a. der Shuttle nach Zermatt

Bisschen spektakulärer wird es ab Zermatt – wir steigen in die Gornergratbahn und landen auf felsigen, sagenhaften 3089 von Zahnrad erkämpften Metern.

…die halbe Fahrt aus dem Fenster gehangen 😉


Auf dem Gonnergrat ist ordentlich was los, vor allem wird es international, der asiatische Tourianteil überwiegt deutlich, auch in der Lautstärke.

Das Matterhorn zeigt sich an dem Tag posierlich, mit und ohne Wolken, mit von asiatischer Hand gehaltener Toblerone, wahlweise auch das berühmte Kuscheltier neben dem Gesicht, Victory-Zeichen, Sprungposen und natürlich der berühmten Warteschlange am „Grand Tour of Switzerland Spot“. Man kommt hier schon mal im Röckchen, Jeans oder Strumpfhosen sind absolut überbewertet. Hilfe! Es ist zwar landschaftlich schön, ganze 29 Viertausender kann man bestaunen aber ein klein wenig hat es was von Disneyland.

Matterhorn

Auf dem Gonnergrat wird den Touris einiges geboten. Es gibt ein Hotel in hochherrschaftlicher Lage:

Blick auf das 3100 Kulmhotel Gonnergrat

Weiterhin natürlich ein Restaurant mit Panoramaterasse und eine Austellung. Beides haben wir nicht besucht – aber immerhin waren wir am „Golden Spot“ bei der mit Blattgold veredelten „Goldenen Lok“. Sie gilt als eine der ersten drei Lokomotiven der Gornergratbahn.

„Golden Spot“ auf dem Gornergrat

Auf der Rückfahrt nach unten nehmen wir 2 der 4 möglichen Ausstiege mit (im Ticketpreis enthalten). Hier am Rotenboden. Ein- und Ausgang wird jeweils via Barcode gescannt.

Station Rotenboden

Am Station Rotenboden haben wir genau wie von oben natürlich auch, nochmal einen schönen Blick auf eine Gletscherzunge:

Blick auf eine Gletscherzunge

Der berühmte Spiegelblick am Riffelsee bleibt uns jedoch aufgrund von noch zugefrorenem See verwehrt.

vereister Riffelsee

Auch an der Station Findelbach steigen wir nochmal aus. Hier lassen wir die Gonnergratbahn ihres Weges ziehen und laufen ins Tal, nach Zermatt.

Station Findelbach – adé Gonnergratbahn

 

die letzte Etappe gehen wir zu Fuß

Und haben unterwegs noch schöne Fotoblicke:

das abendliche Matterhorn gerahmt von Lärche
zumindest teilweise die „Findelbachbrücke“
Blick auf Zermatt

Und am Wegesrand gibt es auch ein wenig Unterhaltung:

ein Klangspiel

 

und diverse Skulpuren

Und dann stehen wir in Zermatt, versuchen einen Eindruck zu gewinnen. So richtig wissen wir nicht, wo wir anknüpfen sollen.

Der Ort mutet weltgewandt und touristisch überformt an. Ein Chalet klebt am nächsten.

durch den Ort fließt die Matter

In der Meile kauft man Rolex, Bogner, Victorinox und natürlich Swatch, naja und den üblichen Schrapel.

Laut und lange muss die Kirchenglocke zum sonntagabendlichen Gebet läuten. Diese besondere Stimmung, wo der Glockenschlag nahezu jedes andere Geräusch wegfiltert, ist so ziemlich der einzige Moment, der in dem Dörfle mein Herz erreicht.


Wir schauen in die Kirche mal rein, ganz hübsch, die Katholiken kommen gerade zum sonntagabendlichen Gebet.

Ab – zurück nach Täsch. Wir haben zwar kein Feng Shui auf unserem Campertisch, dafür einen zauberhaften Blick. Mindestaufenthalt auf dem Campingplatz Täsch sind 2 Nächte. Kostenpunkt pro Nacht, Camper und 2 Personen all in (also mit Duschen V/E / Kurtaxe) ca. 51,00 Euro. (Der Campingplatz kostet für die 2 Tage etwa genauso viel, wie wir die letzten 3 Wochen an Übernachtungskosten hatten.)

Campingplatz Täsch

Ein ereignisreicher Tag, wir sind froh, die 149,00 Euro pro Person für das Kombiticket investiert zu haben und nun sei gespannt, was wir am nächsten Tag anstellen.

Bis dahin eine gute Zeit!

Für Tag 26 bitte hochscrollen !

 

Tag 24 – Bisse de Savièse Torrent Neuf / Übersetzung folgt

Am Vortag hatten wir bereits strategisch für die heutige Wanderung geparkt. Es ist kaum auszuhalten – schon wieder perfektes Wanderwetter, wir werfen noch einen kurzen Blick auf die Camper –

Wohnmobilstellplatz Savièse

…und dann starten wir auf die Wanderung entlang eines historischen Bewässerungskanals („Bisse“) – Bisse de Savièse – ist also der Bewässerungskanal von Savièse – Torrent Neuf ist der Fluss, der diesen Kanal speist.

Wir verschwinden erst mal im Wald. Bis zum eigentlichen Start der Wanderung sind es etwa 3 Kilometer. Auf dem Teilstück ist es noch schön entspannt und ruhig, wir kommen zunächst an einem Fischteisch und dann tatsächlich schon an einem Wasserkanal raus.

Irgendwann werde ich die Tour wahrscheinlich noch detaillierter beschreiben, heuet bin ich dafür zu müde. Am Start der Wanderung gibt es erst mal ein paar Hinweise – gewisse Schwindelfreiheit sollte man auch hier mitbringen und dann gehts los – etwa 4 Kilometer soll die Tour in eine Richtung lang sein.

Wasser läuft heutzutage nicht mehr, das wäre natürlich der Oberknaller – aber da wo früher Wasser lief, verläuft jetzt der Weg.

sanfter Einstieg in die Wanderung

Es dauert nicht lang, entfaltet sich die Tour in ihrer ganzen Pracht – wir wandern: „Immer an der Wand lang“ und auf der anderen Seite lacht im Prinzip die ganze Zeit der Abhang. Allerdings meistens gesichert. Häufiger gibt es Hinweisschilder wegen Steinschlag. Auf den Tafeln sind die Sponsoren genannt, die sich für den Erhalt des Weges eingesetzt haben.

Achtung Steinschlag möglich.

Zart besaitet sollte man für die Tour nicht sein. So langsam gehts los:

Wanderung entlang der „Bisse de Savièse Torrent Neuf“

Wir als Touristen haben Glück – der Weg ist gesichert und immerhin breit genug, dass zwei Leute locker aneinander vorbei gehen können. Die Erbauer standen damals direkt am Abgrund – ein altes Foto zeigt, wie es damals ca. 1450 war – als der Kanal gebaut wurde – war. Spektakulär.

Foto – so war es früher

Die Tour erinnert uns an Madeira mit seinen „Levadas“ und es ist unglaublich zu sehen, was die Bauern damals geschaffen haben, um ihre Felder zu bewässern.

Damit es für uns Touristen augenscheinlich noch etwas aufregender wird, müssen wir mehrere ziemlich lange Hängebrücken passieren. Es geht direkt über die hohen Schluchten.

Hängebrücke
Hängebrücke

Der Gang über die Brücken ist insofern ein Vergnügen, da sich viele wie Elefanten drüber bewegen und die Brücken natürlich schaukeln. Je später der Tag – desto mehr Menschen sind auf den Brücken unterwegs – auf dem Rückweg kommt es zu zahlreichen Begegnungen. Spezielles Gefühl, wenn man auf einer ohnehin schon schmalen Brücke noch ausweichen muss.

Hängebrücke

Leider war die Route nicht vollständig begehbar – etwa 1 km vor dem Ziel war sie gesperrt, was natürlich besonders zur Knotenbildung auf der nahegelegenen Brücke beitrug. Einen Hinweis auf die Sperrung gab es am Anfang der Wanderung nicht.

Route geschlossen

Auf dem Rückweg steigt die Sonne über den Berg und wir merken, dass es ordentlich warm wird. Bis zu 27° Grad werden es an dem Tag, hochsommerlich. Gut, dass wir auf dem Hinweg Schatten hatten.

Wanderung am alten Bewässerungskanal Savièse

Und hier noch eins, zwei Impressionen:

direkt am Fels lief der alte Bewässerungskanal, hier schematisch dargestellt

Wir laufen am Samstag des Himmelfahrtswochenendes, es wird immer voller – wir immer schneller. Nix wie weg, das sind uns zu viele Menschen und wir sind froh, als wir den Anglerteich wieder erreichen. Die Angler machen hier „Fliegenfischen“ und schön ist die Natur zudem:

Da der Tag so exorbitant warm und der Parkplatz null beschattet ist, gehen wir gegen Abend noch ein wenig spazieren. Werden auch noch mal so 5 Kilometer. Eine Ausstellung entlang des Weges „ExpoNature“ lehrt uns was über die Tierwelt und außerdem gehts zu einem weiteren kleinen Fischteich: „Lac du Mochy“ Am Teich steht ein Mann – dann sehen wir den großen schwarzen Hund: Steht ganz still und Gott ergeben bis zum Bauch im Wasser. Dem ist auch heiß – haben wir nicht fotografiert.

Irgendwo blitzt noch eine Bergspitze durch die Bäume:

Und dann sagt Marcus: „Oh, guck mal der dicke Käfer“ – und ich so: „das ist doch eine riesige Biene – die hat doch einen Stachel“ – Ganz falsch: Es ist eine Feldgrille!

Und wir werfen noch einen Blick auf die vielen Camper von unten. Auch am Samstag ist der Platz wieder rappelvoll.

Wie es danach weitergeht – erfährst du im nächsten Tagesbericht – die Wanderung entlang des Bewässerungskanals fanden wir jedenfalls großartig und den Stellplatz auch, deshalb haben wir 2 Nächte hier verbracht.

Bis demnächst und gute Zeit!

Tag 23 – Chamonix-Mont-Blanc und Steinböcke

Trotz der überbordenden Camperhorde, verlief die Nacht auf dem Parkplatz ruhig. Dennoch möchten wir relativ zügig weg, halten uns gen Ost. Es geht kurz ins Aldi, in Magland bei „Super U“ kurz vorm Kreisverkehr tanken wir günstig für 1,52 Euro und paar Kilometer gehts noch in eine traditionelle Bäckerei „Le Vieux Petrin“ in Magland. Letztes Mal leckere französische Baguette und Schokobrötchen kaufen.

Bäcker in Magland

Wir fahren etwa 60 Kilometer und erreichen den faszinierenden Touristenhotspot- und Ort Chamonix-Mont-Blanc. Der Ort, der dem Mont-Blanc zu Füßen liegt. Wahnsinn, ich hätte nie gedacht, dass ich hier mal vorbeikomme – wie gesagt – mein heimlicher Reisetraum war es ja, den Mont Blanc zu sehen – und nun sind wir ihm so nah. Absolut irre und dann auch noch wolkenfrei. Glücklicherweise erwischen wir diesen Aussichtspunkt.

Aussichtspunkt auf das Mont Blanc Massiv auf der „Route de Vaudagne“

An der Stelle entwickeln wir die Idee, vielleicht mit einer Bahn hochzufahren. Haha, denkste Püppi – an einem Kaiserwetter-Brückentag (der Freitag nach Himmelfahrt) macht es keinen Sinn, spontan zu sein.

Es gelingt uns nicht mal, den Camper im Ort Chamonix-Mont-Blanc zu parken. Es ist rappelvoll, an jedem Parkplatz steht „Voll“. Das ist gruselig und auch schade – schont aber auf jeden Fall unsere Urlaubskasse. In der Nähe der Schule können wir mal 5 Minuten anhalten – um kurz den Blick auf den Gletscher zu richten. Wer weiß, wie lange das noch geht?

Gletscher am Mont Blanc Massiv – schneller Schnappschuss

Das eigentliche Tageshighlight folgt, nur wissen wir das zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Wir fahren weiter und etwa 10 Kilometer östlich von Chamonix ergattern wir einen Parkplatz auf einem Wanderparkplatz Nähe dem Örtchen „Tre Le Champ Le Bas“. Immerhin können wir jetzt wenigstens was essen, um danach zumindest ein Stück ins Wandergebiet „Aiguilles Rouges“ einzusteigen.

Ganze 370 Höhenmeter steigen wir auf, plötzlich tauchen irre große Hörner inmitten der Heidelbeersträucher auf. Huch… 2 weitere Touristinnen stehen sehr nahe an den Hörnern. Wir trauen unseren Augen kaum: Ein Steinbock! Die Hörner sind beeindruckend groß – er lässt sich von uns überhaupt nicht stören, schaut nur kurz auf, als eine Wanderin mit sehr hoher Stimme vorbeigeht.

Steinbock in den französischen Alpen

Wir sind extrem begeistert, wandern noch ein Stück weiter hoch – eigentlich in der Hoffnung, noch einen besseren Blick auf den Mont Blanc zu erhaschen. Weitere Steinböcke machen uns einen Strich durch die Rechnung.

Wir sind zwar grundsätzlich nicht eingeladen, aber so wie es ausschaut, dennoch willkommen. Wir setzen uns jeder auf einen Fels und sitzen mitten im Wohnzimmer der Steinböcke. 5-6 waren um uns rum, kaum 3 Meter entfernt. Waaaahnsinn.

Marcus auf seinem Fels

Und die Herrschaften waren ganz in meiner Nähe – immer wenn andere Wanderer vorbeikamen – haben die Tiere zwar die Lage gecheckt, blieben aber immer ruhig.

Jüngerer Steinbock

Richtig schön fotogen, sind sie öfters auf ihren „Aussichtsfelsen“ gehopst und wir haben uns gegenseitig angeschaut.

Noch ein Steinbock

Ich wurde genauestens beäugt…

Hallöchen!

Ja, man kann sagen, wir waren in dem Moment sehr beseelt, glücklich – mit allem haben wir gerechnet – damit nicht, obwohl es unten eine Beschilderung gab, dass man den Tieren hier begegnen könnte – aber wer glaubt denn, dass die dann auch wirklich auftauchen.

Somit hat sich die Wanderung etwa um eine Stunde verzögert. Danach steigen wir die 370 Höhenmeter zum Auto ab – trinken einen Kaffee. Wir wissen, dass es an dem Tag reichlich spät ist – machen trotzdem auf der Straße D1506 Nähe Vallorcine noch den Jump über die französisch-schweizerische Grenze.

Wir sind wieder in der Schweiz. Und holla die Waldfee – hier müssen wir augenscheinlich sehr weit und schnell runter ins Tal der Rhone – meine Ohren fühlen sich an, wie bei einer Flugzeuglandung. Ein schneller Blick von einem Parkplatz:

Blick ins Tal der Rhone

Nun haben wir einen ganz bestimmten Wohnmobilstellplatz vor Augen – aber dennoch Sorge, ob wir an einem Samstagabend 19.30 überhaupt noch einen Stellplatz bekommen. In der Schweiz ist das alles ein klein wenig komplizierter, frei stehen nur in ganz wenigen Kantonen geduldet. So schöne kostenfreie offizielle Stellplätze wie in Frankreich gibt es nicht.

Wir haben Glück, erreichen den Ort Savièse. Oberhalb vom Ort befindet sich der besagte Stellplatz, der zwar voll ist – aber auf dem sich anschließenden PKW-Wanderparkplatz ist genug Platz. Wir können mit der App Easy-Park einen Parkvorgang starten und werden für 2 Nächte 24 Euro bezahlen. Absolut in Ordnung, zumal es sogar ein WC und W-LAN gibt, na und bei so einer Aussicht müssen wir grundsätzlich nicht über den Preis diskutieren.

Wohnmobilstellplatz in Savièse

So und warum wir exakt hier parken, das erzähle ich am nächsten Tag!

Bis dahin eine gute Zeit.

Für Tag 24 bitte hochscrollen.

 

Tag 22 – Hottentotten am Himmelfahrtstag und 2 Pässe

Tag 22 lässt uns nochmal über zwei Pässe hoppeln. Nachdem es die vergangene Nacht ausgiebig geregnet hat, scheint nun wieder die Sonne und wir fahren zum „Col des Aravis“ auf 1498 Meter.

Pass-Schild „Col des Aravis“

Es ist der Himmelfahrtstag, Himmel und Menschen sind unterwegs, wir sind froh, dass wir den Camper halbwegs abstellen können. Das sieht zwar so aus, als wären wir allein – aber hinter dem Auto reihen sich die PKW und in kurzer Zeit wird dieser Parkplatz rappelvoll sein. Es ist ein Kommen und Gehen, die meisten kehren kurz ein oder gucken halt zum Pass-Schild.

Parkplatz am Col des Aravis

Einige, so auch wir, brechen zum Wandern auf. Unweigerlich kommen wir an den Souvenirshops und Restaurationen vorbei. Kuhfelle wedeln im Wind, Glocken, Klamotten und allerlei Nippes kann man hier erwerben.

Souvenirshop am Col des Aravis

Auf der anderen Straßenseite ist eine kleine Kapelle. Wir gucken mal rein, während draußen eine Kuh an der Kirchenmauer leckt. Glockengeläut von der Kuh.

Kapelle am Col des Aravis

Wir steigen einfach ein wenig die Wege am Pass in die Höhe, ernsthaft verlaufen kann man sich nicht – uns zieht die Aussicht auf den Mont Blanc an, der sich auch heute wieder zeigt. Wir freuen uns wie Bolle, auch wenn das Mont-Blanc-Massiv etwas von Wolken umgeben ist. Mein heimlicher Reisewunsch dieser Reise ist nun zum zweiten Mal in Erfüllung gegangen – den Mont Blanc, Europas höchsten Berg mit 4806 Metern sehen.

Mont Blanc Massiv – Blick vom Wanderweg oberhalb Col des Aravis

Das Wetter ist außergewöhnlich gut, wir gehen teilweise im T-Shirt. Die Wiesen blühen um die Wette, sind strahlend gelb – Löwenzahn dominiert.

Wiesen blühen um die Wette

Irgendwo liegen natürlich die Quotenkühe, längst haben sie sich an den Mont Blanc-Blick gewöhnt, auch von uns nehmen sie kaum Notiz. Viel zu viel los hier, die Wanderwege sind voll.

Kühe mit Blick zum Mont Blanc

Irgendwo finden wir eine kleine Ziegenalm, ein stillgelegtes Haus. Unweit davon dieser kleine Teich, indem unzählige Kaulquappen schwammen. Der Spiegeleffekt hat uns auch gefallen.

Spiegeleffekt

Letztendlich werden wir so etwa 5 Kilometer in der Höhe herumspaziert sein. Wir finden noch die Quelle der Aravis – einfach ein Zusammenlauf von Wasser und spazieren zum Parkplatz zurück. Im brütend heißen Auto kochen wir fix was und dann fahren wir weiter.

Wanderung am Col des Aravis

Weiter geht die Fahrt. Es ist nicht so entspannt wie die Tage zuvor. Vor allem Motorräder und Radrennfahrer nehmen es mit dem Mittelstreifen nicht immer ganz so genau. Aber wir kommen gut und sicher an – alles machbar, man muss sich etwas mehr konzentrieren.

Der zweite Pass an dem Tag heißt Col de la Colombiere / 1618 Meter.

Col de la Colombiere

Wir haben Glück, etwa 1 Kilometer vom Pass entfernt finden wir auf einem Wanderparkplatz ein Plätzchen. Sonst ist alles voll – wir steigen in die Höhe über dem Parkplatz. Ich um ein Foto zu machen, Marcus – um über diese Höhe zum Pass zu kraxeln. Ich nehme die Straße.

Parkplatz 1 km unterhalb vom Col de la Colombiere

Blick ins Tal – als ich den Kilometer zum Pass hochlaufe.

Am Nachmittag stehen vor allem PKW – gegen Abend werden sich etwa 20 Camper eingefunden haben. Nicht alle haben ein WC an Board, einige verschwinden in den Büschen. Immer wieder finden wir das furchtbar. Auch – dass eben genau das gemacht wird, was an „wilden“ Parkplätzen auf keinen Fall passieren sollte. Camperverhalten – also Tische und Stühle werden fröhlich rausgeholt, die Markisen ausgefahren, es wird gegrillt, ein bisschen Holz dafür aus der Umgebung geholt – naja und das Reiswasser wird eben auch noch in die Wiese gekippt.

Kein Wunder, dass die Verbotsschilder für Camper immer mehr zunehmen. Das macht keine Gemeinde lange mit – wie das der hübsche Bartgeier aushält, der hier oberhalb der Klippen wohnt – weiß ich nicht. Von Zeit zu Zeit kreist er über dem Tumult, hofft wahrscheinlich ein Murmeltier zu erlegen – Marcus versucht ihn mit der Kamera einzufangen – der Geier ist der Grund, warum wir bleiben, wir warten lange auf ihn – schauen ihm lange zu. Vielleicht bleiben wir auch, weil wir ein wenig Sorge haben – nirgends an diesem verrückten Himmelfahrtstag noch was zu finden. Es gibt ein wenig Abendrot – und ein Schnappschuss durch die Frontscheibe nach draußen.

Und nun wie immer Gutes Nächtle oder schönen Tag – wir lesen uns beim nächsten Abenteuer – bei Tag 23, bis dahin eine gute Zeit.

Für Tag 23 bitte hochscrollen.

Tag 21 – von Pass zu Pass und eine Hängebrücke

Manche sagen zu uns, dass ihnen die tägliche Weiterreise und die tägliche Suche nach Stellflächen zu stressig wäre. Klar, ein paar Routinen brauchen wir auch – unser Morgenmüsli ist so eine. Vom dm haben wir uns Basen Balance Porrige und Haferflocken mitgenommen. Das wird mit heißem Wasser eingeweicht, dazu gibts Obst, Kernemix und Kakaonibs. Jeden Tag – daran wird nicht gerüttelt. Wenn dann die Aussicht noch so toll ist wie hier – dann beginnt der Tag perfekt.

tägliches Morgenritual – Müsli mit Obst

Da das Wetter überaus gut ist, steigen wir vor der Abfahrt noch ein wenig in die Höhe. Bis wir Schnee finden, bis der Pass klitzeklein ist und bis dorthin, wo wir immer wieder den Mont Blanc sehen.

Schnee, Mont Blanc am Col de la Madeleine
Col de la Madeleine ganz klein, Spielzeugautos
und ein letzter Blick auf das Mont Blanc-Massiv, dachten wir zu dem Zeitpunkt.

Wir fahren ein Stück den Pass runter, die Straße ist schmal, selbstbewusste Fahrweise auf jeden Fall von Vorteil. Er fährt, ich bete zum wiederholten Male den steilen Abhang an. Und den Mittelstreifen, dass sich keiner drüber wagt – der da nicht hingehört.

In La Lechere gibt es einen guten Wohnmobilstellplatz mit perfekter Ver- und Entsorgung. Wieder kostenfrei – wir nutzen sie. Eine Weile hatten wir uns immer wieder gewundert, warum die Gemeinden das so zahlreich kostenfrei anbieten – die Lösung hat uns Urs, der in Frankreich lebende Schweizer von vor paar Tagen verraten. Die Gemeinden sind dazu angehalten bzw. schaffen solche Anlagen, um die Tourismusströme zu regulieren. Ursprünglich ging es in den sogenannten „Besson-Gesetzen“ gar nicht um Wohnmobilreisende – aber da diese stetig zunahmen, hat man wohl diese Infrastruktur geschaffen.

kostenfreie Ver- und Entsorgung in La Lechere

In Ugine entern wir den Aldi, die Tankstelle und die daneben befindliche Bäckerei um dann durchs Tal der Arly weiterzufahren. An einem kleinen Parkplatz gibt es eine Mittagsrast.

Rast an der Arly

Nicht ganz zufällig gibt es eine Hängebrücke, so wird jede Pause ein wenig interessanter.

Hängebrücke über die Arly / Nähe Ugine

Was uns allerdings seit Tagen auffällt: Es gibt wenig Wasser in den Flüssen und dabei schaut es nicht so aus, als müsste noch viel geschmolzener Schnee die Berge runterfließen.

halbtrockenes, weites Flussbett der Arly

Was an der Stelle auch auffällt – dass es in Kürze Regen geben wird. Wir fahren einen weiteren Pass hinauf, ein „Mädchenpass“ – ich kann ihn ganz locker fahren. „Col de Saisis“ auf 1650 Metern.

Col de Saisis / 1650 Meter

Wir werden übermütig – der kostenfreie Stellplatz ist ok, besser gefällt uns der PKW-Parkplatz auf der anderen Straßenseite. Da auch dieser Ort im Sommerschlaf ist, der riesige Parkplatz nahezu verwaist, stellen wir uns einfach mit der Schiebetür zur Aussicht:

Col de Saisis / parken auf dem PKW Parkplatz

Die halbe Stunde bis zum Einsetzen des Regens nutze ich für eine kurze Umgebungserkundung. Auch hier im Ort wird eifrig gebaut, es gibt ein Schwimmbad – natürlich geschlossen, der Parkautomat sagt: Parken frei. Neben der Kapelle gibt es wieder einen kleinen Gedenkstein für die Resistance-Bewegung, die französische und die amerikanische Flagge weht. 1944 gab es hier am Col de Saisis ein großes Manöver, ein Luftabwurf von Waffen und Munition zur Unterstützung der Resistencebewegung gegen die deutsche Besatzung. (Operation Ebonite).

Kapelle, rechts daneben der Gedenkstein am Col de Saisis

Viele Wanderwegweiser deuten daraufhin, dass man hier ganz bestimmt gut laufen kann. Ich hingegen werfe nur noch einen kurzen Blick auf den schweigenden Skilift. Ein Pizzaautomat blinkt und dann kommt der Regen, den wir ganz gemütlich aussitzen, ich bin weit vor meiner Zeit fertig mit Blog tippen – es regnet bis in die Nacht hinein.

der ruhende Wintersportort Saisis

Dann sind wir wie immer gespannt, was der nächste Tag bringt. Gute Zeit bis dahin!

Für Tag 22 bitte hochscrollen!

 

Tag 20 – Geschlossene Pässe, Italien und der beste Übernachtungsplatz

Dieser Tag führt uns auf der „Route de Grande Alpes“ zum Problem, einiger im Mai noch geschlossenen Pässe. Augenscheinlich gibt es bei einigen Pässen eine grundlegende Wintersperre und so müssen wir einen Umweg fahren – wir starten in Briancon – es geht, tataaa – mal kurz nach Italien. Allerdings ohne größere Erlebnisse, wir durchfahren nur und sind schon bald in Frankreich zurück.

Hier machen wir aufgrund der schönen Aussicht auf den Stausee und weil es wieder Murmeltiere gibt, eine längere Pause.

Lac du Mont Cenis

Und wir werden an dem Tag erfahren, wie sehr man sich durch Fotos täuschen lassen kann. Ich wollte aufgrund der schönen Bilder unbedingt in das traditionelle Dörfchen Boneville-Sur-Arc. Auch der damit verbunde Pass (Col d‘Isere) ist noch geschlossen – wir entscheiden uns dennoch für die Fahrt in die Sackgasse, stellen es uns schön vor – wenn das Dorf noch nicht so touristisch überrollt ist.
Fast hatte ich sogar damit geliebäugelt, dass wir dort übernachten. Die Anfahrt zum Dorf Bonneville-Sur-Arc ist wunderschön, es geht durch ein Tal, das frische Grün sprießt, ein Fluss ist natürlich auch da und vereinzelte Rennfahrer. Sonst ist nicht viel los.

Als wir zum örtlichen Womostellplatz kommen, sind wir tatsächlich enttäuscht. Ein grauer Schotterplatz, im Rücken der ebenfalls aus Schotter bestehende Hang, irgendwo steht eine Baumaschine, Baumaterial – sehr trostlos, hier parken wir nicht mal für die Dorfbesichtigung.

Der kleine Spaziergang durch Bonneville-Sur-Arc zeigt dann folgendes: Ja, das Dorf macht auf den ersten Blick einen wunderschönen, nahezu perfekten, urigen Eindruck. Guck mal:

Natursteinhäuser mit exakt von Haus zu Haus abgestimten Holzbalkonen, Fensterläden, Türen – ein Musterdorf. Vielleicht zählt es auch zu den „schönsten“ Irgendwasdörfern. Irgendwo hing diesbezüglich ein Schild – allerdings fehlt dem Dorf zu dieser Zeit komplett die Seele. Es ist kaum eine Menschenseele unterwegs, es wird jedoch viel gebaut.

Hier und da sehen wir einen Rohbau – Beton. Die hübsche Fassade? Wie so oft Attrappe. Jedes zweite Haus gefühlt eine Ferienunterkunft. Wir schleichen ein bisschen rum, ein Schäferhund wird auf uns aufmerksam – bleibt aber liegen. Ein Radfahrer fährt ins Bild, irgendwo baumelt ein Eimer am Dachfirst- mehr passiert nicht.

Einsam läutet die Kirchenglocke, für ein Dorf, was sich wahrscheinlich nach dem Wintertrubel gerade neu für den Sommeransturm putzt. Keiner nimmt Notiz von uns, doch halt – ein älterer Herr grüßt aus seinem Garten heraus, seine Frau stapelt währenddessen Holzscheite.

Wir schauen mal in die Kirche rein – immerhin ist sie offen, wirkt hübsch aber irgendwie genauso kühl und ohne Seele, wie der ganze Ort.

Église Notre-Dame-de-l’Assomption de Bonneval-sur-Arc

 

„Espace Ludi’lacs de Bessans“

Schneller geordneter Rückzug. Unser Lieblingsmittagessen, Couscous mit Feta und gekochten Eiern, nehmen wir auf einem Stein sitzend an einem künstlich angelegten aber dennoch sehr hübschen See ein. Das gegenüber gebaggert wird, blenden wir mal aus.

Wir sind übrigens im Departement Savoie – deutsch: Savoyen. Für Touristen wird unbedingt empfohlen, lokalen Käse zu probieren. Glücklicherweise finden wir während der Fahrt einen sehr gut bewerteten Laden – ein an einen Bauernhof angeschlossenen Laden, der auch Käse aus der Umgebung und andere lokale Produkte verkauft: „Ferme Cartier Fromagerie“ in La Chambre. Es geht auf 18.00 Uhr zu, google-Maps sagt, es ist bis 19.00 offen – also nix wie hin, schnelles Foto – dann stürzen wir rein und werden entschleunigt. Hier ticken die Uhren langsamer, die Bedienung verschwindet erst mal mit den Kunden vor uns. Wohin auch immer, vielleicht Rinder anschauen – das soll hier möglich sein.

Der Laden gefällt uns sofort, gut sortiert gibt es sämtliche Käsesorten, die uns zwar nicht viel sagen – aber wir verlassen uns einfach mal auf die google-Bewertungen.

Wir kaufen eine gute Auswahl, das ist erst mal gar nicht so leicht – wie machen wir der Verkäuferin an einer Käsetheke klar, was und wieviel wir wollen – als erstes sagen wir mal: „no francais“ – sie lacht, aber wir kommen klar. Ist bisschen wie in China – wir zeigen einfach drauf und die Grammzahl zeigen wir einfach auf dem Handy.

Vom lokal beliebten Beaufort (einem milden Rohmilchkäse, über kleine Ziegenkäschen bis hin zu „Bleu du Vercors“ ist alles dabei. Besonders bei letzterem freue ich mich, dass wir das nachholen können – im Vercors hätten wir diesen Blauschimmelkäse längst probieren sollen – aber bei uns dauert es manchmal ein wenig länger. Die 28 Euro haben wir sehr gern investiert.

Gut – weiter geht die Fahrt. Ein letzter Pass wartet auf uns, ein Ausweichpass – dachten wir und es wird einer der schönsten sein. Es geht rauf auf 2000 Meter „Col de la Madeleine“ empfängt uns im Abendlicht und wer lacht uns da an – Hammer, Hammer, Hammer – Europas höchster Berg – Mister Mont Blanc. Mein heimlicher Reisetraum hat sich an dem Abend erfüllt – einmal den Mont Blanc sehen. Hat geklappt! Toll. Und Marcus hat ihn schön ins Foto gepresst:

Foto: Knatterinchen und Mont Blanc / fotokahl.de

Tja, was soll ich sagen – Knatterinchen gefällt es auch da oben – das Auto parkt sich selbstbewusst ein und sagt: Ihr schlaft einfach hier.

Zwei andere Camper stehen auch noch da. Gut – dann machen wir das. Ganz seltener Moment im Leben, recht einsam auf einem 2000-Meter-Pass.

So und dann geht es ja noch an die Käseverkostung. Wir sind relativ aufgeregt – wer weiß, was uns da erwartet. Kurzum: Nur Gutes. Vor allem der „Bleu du Vercors“ – also ein Blauschimmelkäse schmeckt sehr gut.

Es gibt aber auch einen Kandidaten, der will direkt eine Feindschaft mit unseren Geschmacksknospen eingehen. Ein Ziegenkäse aus der Region, die Rinde ist scharf, das Innenleben geht – Reifung? Wenn ich ehrlich sein soll – geschmacklich irgendwo zwischen Wanderfüßen und Achselhöhle gereift. Boah. Puh – und ich esse wirklich gern herzhaften Käse.

Mit den Käsesorten werden wir paar Abendbrote beschäftigt sein – für uns ein kleines Reisehighlight.

Na dann mal käsige Grüße und bis zum nächsten Tag  eine gute Zeit!

Für Tag 21 bitte hochscrollen…

Tag 19 – Col de Vars, Col de Izoard und wieder eine schöne Altstadt

An Tag 19 verlassen wir unser ruhigen Schlafplatz in Le Super Sauze, nehmen eine urigen Bäcker mit und fahren zum nächsten Pass. Das sind nur 34 Kilometer und wir stehen am „Col de Vars“ / 2108 Meter hoch. Ich vergesse, dass offizielle Pass-Schild zu fotografieren, dafür beobachten wir wieder eine ganze Weile ein Murmeltier. Die Landschaft ist wunderschön, das Wetter auch aber es ist natürlich kühl.

Bei Guillistre machen wir an einem blitzeblauen Stausee eine kurze Mittagsrast, der Ort ist zwar landschaftlich schön, da sich jedoch alles durch die hier beginnende Schlucht quetscht, was einen Motor hat – ist die Geräuschkulisse entsprechend.

Die Landschaft auf der Route ähnelt sich nun häufig, die Straße schlängelt sich an einem blauen Fluss entlang. Immer wieder Felswände, die mal mehr oder weniger gegen Steinschlag gesichert sind. Es liegt einiges an Material auf der Straße. Wir halten irgendwo an und erwischen zufälligerweise diese bunten Kanufahrer.

Wir sind auf dem Weg zum nächsten Pass. 50 Kilometer, extrem viele Kurven und natürlich massig Höhenmeter liegen zwischen den beiden Pässen.

Je näher wir dem Pass kommen, desto spektakulärer wird hier die Landschaft und desto enger teilweise die Straße. Ich fahre, schlage mich wacker, der unverzeihliche Abgrund macht mir als Fahrer und als Beifahrer das Leben schwer. Ich bin einfach nicht Rummeltauglichkeit. Aber was klage ich – gucken wir vorn raus – kommen uns im rasanten Tempo und winkend zwei Skater entgegen – Sachen gibts.

Wir halten zwischendurch immer mal an, auch – um dem Camper ab und an eine Pause zu geben. Es ist kaum in Bildern festzuhalten, was wir hier in den französischen Alpen sehen:

An diesem Stop bekommt Marcus einen Tipp für eine App, die die Berggipfel erkennt, wenn man die Kamera draufhält (Name folgt).

Dann erreichen wir den Pass: „Col de Izoard“ / 2360 Meter, das ist schon ordentlich hoch, dementsprechend rauh und grau ist die Landschaft. Ein bisschen Schnee ist auch noch da.

Dieser Pass ist touristisch ganz schön aufgearbeitet. Es geht ein paar Meter den Hang hinauf, Liegen und Infotafeln stehen bereit, man hat einen schönen Blick auf die Serpentinen, wo sich Camper runterquälen oder Motorräder mit dem Knie halb auf der Straße liegen.

Im Prinzip würde das als Tag schon reichen, wir fahren gemütlich vom Pass runter und erreichen nach etwa einer halben Stunde die Stadt Briancon. Hier stellen wir uns mal auf den offiziellen Camperstellplatz, der ist nicht besonders komfortabel – allerdings sehr günstig für eine Stadtbesichtung. Und, wie so oft, zwischen 19.00 und 9.00 Uhr kostenfrei. Wir zahlen per App namens „Flowbird“ die 2 Euro, die anfallen und stürzen uns dann noch in die hübsche, historische Altstadt.

Es ist etwa 18.30 Uhr und sämtliche Geschäfte haben bereits geschlossen. Die meisten Restaurants auch. Das ist zwar zum Fotografieren schön, touristisch aber eher ein wenig traurig. Augenscheinlich sind die 10 Touristen, die durch die Stadt stolpern alle vom Womostellplatz. (Ich übertreibe. Eine Hand voll mehr waren es.)

Erst mal geht es durch enge, bunte Gassen. Kleines Highlight sind die Rinnsäle auf der Mitte des Weges, es herrscht viel Leerstand in dieser Stadt.

Und was wir auch ganz schön finden, dass ab und an die Berge ein wenig im Hintergrund zu sehen sind.

Wir laufen einige Aussichtspunkte ab, fangen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den bunten Fassaden ein, beobachten, wie die Anwohner mit Sondererlaubnis die mächtigen Stadttore mit ihren Pkw passieren. Touris dürfen nicht reinfahren.

Und in der einen oder anderen Häuserecke, schaut es so richtig rustikal aus.

Erstaunlicherweise ist die Kirche noch geöffnet, wir schauen mal rein:


Und fast wären wir schon wieder zum Camper gegangen, da entdecken wir doch noch einen Weg nach oben. Die Stadt hat oberhalb wie eine alte Festung, wir stapfen hoch und haben erst mal einen schönen Blick auf den Camperstellplatz – die Camper stehen etwas versteckt unter den Bäumen.

Und dann gibts tatsächlich noch den Blick auf die Dächer der Stadt – leider etwas im Gegenlicht, das war schwer zu fotografieren,  gibt aber nochmal einen schönen Eindruck von Briancon.

Der letzte Blick, kurz vorm Einstieg ins mobile Hotel. Links der Womostellplatz, Knatterinchen eindeutig identifizierbar  – und rechts das Tal, wo es Richtung Italien geht und wir am nächsten Tag weiterfahren.

Heute musste es mit den Impressionen etwas schnell gehen – ich sitze auf der Decke, mehr oder weniger am Straßenrand einer weiteren Passstraße – die letzten Motorräder rasen den Berg runter, es wird eisig kalt – aber leider habe ich nur hier und nicht am Camper Netz. Selfieversuch 😉 und bis zu den nächsten Impressionen. Bye Bye oder wie man hier sagt: Au revoir.

 

Tag 18 – Col de Valberg und Col de Cayolle – zwei schöne Pässe auf der Route de Grande Alpes

Wieder bei allerbestem Sonnenschein verlassen wir Valberg und seinen fantastischen Wohnmobil-Stellplatz, nicht ohne unsere Gebühr in den Briefkasten einzuwerfen und noch das Grauwasser zu entleeren. Unsere Grundregel: Wenn es eine Möglichkeit zum Entleeren gibt – nutzen! (Dann müssen wir später nicht suchen.)

Wohnmobilstellplatz Valberg / Route de Grande Alpes 

Unweit von Valberg erreichen wir unseren ersten Pass. Eigentlich startet die Route de Grande Alpes ja am Mittelmeer, da wir nicht bis ganz runter wollten – haben wir 4 Pässe und etwa hundert der insgesamt 700 Kilometer nicht gemacht. Stört uns aber überhaupt nicht.

Wie gesagt – jetzt sind wir erst mal am „Col de Valberg“ / Valbergpass auf 1672 Metern Höhe. Ganz hübsche, um nicht zu sagen – umwerfende Aussicht.

Col de Valberg / Route de Grande Alpes
Col de Valberg / Route de Grande Alpes

Dann geht es natürlich wieder runter vom Pass. Die Motorbremse jault. Selbst ein zweiter Gang hält das Gefälle der Straße nicht.

Der Tag ist ein reiner Fahrtag – gewandert sind wir in den letzten Tagen genug. Der Camper schnauft die nächsten 50 Kilometer gewaltig, es wird serpentinenreich und es geht schon bald wieder kräftig hoch. Wir gönnen dem Auto ab und an eine Pause, man riecht, dass der Motor kämpft aber er schlägt sich wirklich gut.

Nach gefühlten Millionen Kurven (wie gesagt – wir haben Rummel gebucht) und mehrfachem Ohrenknacken, stehen wir am nächsten Pass: „Col de Cayolle“ – auf einer Höhe von 2326 Metern. Der Pass markiert die Grenze zwischen zwei Departements. 1. Departement-Alpes-de-Haute-Provence (Alpen der hohen Provence) und 2. Departement-Alpes-Maritimes (Seealpen)

Col de Cayolle / 2326 Meter

Mächtig gewaltig, rauh, kalt – trotz Sonnenschein. Da staunt der Camper nicht schlecht, dass es plötzlich weiß um ihn ist. Wir werfen uns die Jacken über – Radrennfahrer in kurzer Hose und T-Shirt erreichen den Pass. Den ist wohl deutlich wärmer als uns.

Paar Meter unterhalb vom Pass ist ein kleines Refugio – es hat noch geschlossen. Die insgesamt 700 Kilometer betragende Route de Grande Alpes ist erst ab Juni durchgängig befahrbar und erst dann geht es augenscheinlich hier richtig los:

Refugio Col de Cayolle

Hier wären wir definitiv eingekehrt – so können wir nur den Parkplatz nutzen, selber kochen. Das ist ein hervorragendes Fleckchen Erde, wo wir eine ganze Weile bleiben, tragende Rolle spielt hier natürlich das Wetter.

Col de Cayolle

Und während ich koche, zieht Marcus mit seiner Kamera los, geht auf Murmeltierjagd. Die sind verdammt scheu die Tiere aber ein paar gute Shots gelingen ihm – sodaß er gern wieder ein Foto für den Blog sponsert – ultrasüß, oder?

Foto: fotokahl.de – Murmeltier am Col de Cayolle

Die Tiere sind putzig, legen sich immer wieder zum Sonnen mitten auf die Straße und werden alle paar Augenblicke von Rennrad-, Motorrad- oder Autofahrern genötigt, auf den Hang zu flüchten. Die armen Tiere, so drollig das anzusehen ist – so sieht man leider auch den Stress, den die Tiere durch den Tourismus haben. Bis zu 14 Motorräder in einer Kolonne haben wir hier gezählt – was mag wohl ab Juni los sein?

Wir jedenfalls fahren weiter, erreichen das Örtchen Barcelonette, lassen es links liegen und suchen uns oberhalb des Ortes einen Nachtplatz. Im „Geisterdörfchen“ Le Super Sauze werden wir fündig – wieder so ein Skigebiet im Sommerschlaf, der Ort ist nahezu menschenleer. Wir sind die einzigen Camper, wieder gibt es kostenfreie Stellplätze der Gemeinde – so schnorrt man sich hier also offiziell durch. Wieder gibt es eine fantastische Aussicht. Da wir alleine sind – erlauben wir uns, die PKW statt der Camperparkplätze zu nutzen. So haben wir etwas bessere Sicht und stehen ohne Gefälle.

Le Super Sauze / Stellplatz für die Nacht

Aber man muss immer die ganze Realität zeigen. In unserem Rücken steht eines dieser verlassen geglaubten Hotels. Ein trostloser Bunker. Am Abend werden tatsächlich 2  Golfer zum übernachten reinspazieren. Weiter hinten weitere Bettenburgen und die Skihänge.

Le Super Sauze / Stellplatz für die Nacht

Auf der Picknickbank tippe ich dann den Blog, essen wir zu Abend und dann verschwinden wir zu einer ruhigen – also wirklich mehr als ruhigen – also komplett geräuschlosen Nacht.

Dann eine gute Zeit, bis zu den nächsten Impressionen.

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Tag 17 – Entreveux, die rote Schlucht Gorges Cian und ein super Stellplatz für die Nacht

Wir können es selbst nicht glauben, die Highlights reisen auch an diesem Tag nicht ab. Jeden Tag soviel Impressionen – uns schwirrt schon der Kopf.

Jedenfalls verlassen wir den gut gefüllten Stellplatz in Annot, es scheint ein Kletterevent an dem Tag in der Stadt zu geben. Unsere Route führt uns jedenfalls nun ostwärts, zunächst in den historischen Stadtkern der Stadt Entreveux – eine Stadt, die sich auch wieder an so einen Hügel schmiegt. Diese Städte sehen einfach toll aus. Auch hier gibt es einen Wohnmobilparkplatz, wo an kostenfrei stehen kann. Ideal für die Stadtbesichtigung.

Blick auf Entreveux

Über eine Brücke, durch ein riesiges steinernes Portal betreten wir die Altstadt, welche sich jedoch recht schnell als Touristenmagnet preisgibt. Schön anzusehen – aber dennoch ein Nippesladen (die hier allerdings herrlich nach Lavendel duften).

Souvenirshop Entreveux

Es gibt erstaunlich viele Cafés und Restaurants mit Freisitzen, die jetzt am Vormittag für den Wochenendansturm gerichtet werden. Wir schlendern vorbei, auch dem Crêpe auf die Hand können wir gut widerstehen. Stattdessen laufen wir wieder viele schmale, hohe Gassen ab. Deshalb wieder Hochformatfotos, ein paar Impressionen:

Natürlich kommen wir auch bei der Kirche vorbei – die Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption d’Entrevaux“ – außen sehr unscheinbar, innen eine fantastische Gestaltung. Es ist eine katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert.

Kirche in Entreveux

Wie fast jeden Tag, gehts auch heute wieder zum Bäcker, dem meistens eine Patisserie angeschlossen ist. Wir holen uns immer das gleiche: Baguette und Schokobrötchen, die Patisserieteilchen sind einfach mal nett anzusehen.

Auslage einer Patisserie

Und auch in dieser Stadt gibt es wieder so eine Station, wo die Damen früher ihre Wäsche am fließenden Bach erledigen konnten, wie auch gestern schon gezeigt – kamen die hölzernen Waschbretter auf die Schrägen und dann wurde kräftig geschrubbt.

historischer Waschsalon

Nach dem Stadtbummel nutzen wir die überaus freundliche Möglichkeit der Stadt Entreveux, am Wohnmobilparkplatz kostenfrei Trinkwasser zu tanken, sowie Grauwasser zu entleeren. Leider sehen wir keine 20 Meter von der Enteerungsstation weiße Dickschiffe, also richtig große Wohnmobile stehen, die mal wieder knallhart einfach ihren Dreck auf den Asphalt laufen lassen. Wir verstehen es einfach nicht.

Wir fahren weiter gen Ost.

Und biegen alsbald nordwärts in die „Gorges du Cian“ – eine etwa 20 Kilometer lange Schlucht ein. Die Besonderheit? Das Gestein ist rot und der hindurchfließende Fluss überwindet auf dieser recht kurzen Strecke wohl an die 1600 Höhenmeter, das ist enorm. Wieder mal ein Foto von Marcus:

Foto: fotokahl.de

An zwei Stellen steigen wir aus und können auf der alten Straße auf paar hundert Metern die modernen Tunnel umlaufen. Nicht an jeder Stelle schaut die alte Straße vertrauenserweckend aus:

Abbruchkante

Wir gipfeln auf 1700 Metern im Ort Valberg, ein Retortenörtchen, ein Wintersportort im Sommerschlaf – es ist nix los und ein richtiges Gesicht fehlt dem Örtchen irgendwie auch. Fast ein wenig enttäuschendes Bild – da jedoch der Wohnmobilstellplatz exorbitant viele und sehr gute Bewertungen bekommen hat, wollen wir uns den mal anschauen und werden nicht enttäuscht – wir bleiben:

Wohnmobilstellplatz Valberg 1700 Meter

Für 15 Euro sowie für jeden 0,80 Cent Kurtaxe gibt es einen tollen Ausblick, Abgeschiedenheit vom Ort – also Ruhe, da keine Straße dran vorbei führt und das Beste: Eine schöne warme unlimitierte Dusche. (Waschmaschinen gäbe es auch – brauchten wir nicht.)

Mit Valberg sind wir nun Quereinsteiger in die sogenannte „Route de Grandes Alpes“ – eine französische Alpenroute, die vom Genfer See bis zum Mittelmeer wohl an die 22 Pässe überwindet. Ob ich mir das gut überlegt habe – das ist der Einstieg in paar Tag Rummel fahren, bei nicht ganz stabiler Rummeltauglichkeit. Nur weiß ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Den Rest des Abends stehen wir mit einem 75 jährigen Schweizer, der mit seiner Frau seit Jahren in Frankreich lebt. Dort betreiben sie eine Bed & Breakfast in einem Schloss. Dennoch hat er sich mit seinem extrem großen und luxuriösem Wohnmobil auf eine wohl 9-monatige Tour begeben und nun stehen wir und diskutieren über Wohnmbole, die Notwendigkeit von Luxus, Reichtum oder Nichtreichtum von Schweizern, Franzosen sowie die Frage, ob die EU noch Sinn ergibt. Schon interessant, mal wieder eine Perspektive weit weg von Brandenburg zu hören.

So – dann sind wir mal gespannt, wo Tag 18 uns hinführt. Bis dahin, wie immer eine gute Zeit.

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Tag 16 – Trigance, Annot und wieder eine tolle Wanderung

Schon wieder startet ein Tag mit bestem Sonnenschein, wir wollen es nicht beschreien aber auf dieser Tour haben wir echt Glück. Wie gesagt, wir haben in Trigance übernachtet:

Womostellplatz Trigance

Neben uns stand in der Nacht noch ein Italiener, von dem wir morgens kaum was gehört haben. Dann: Geht seine Schiebtür auf, fängt es zu plätschern an und er fährt los. Dann sehe ich Marcus neben einem Wohnmobil rennen… er will im Bescheid geben, dass sein Abwasser offen ist – tja, das war dann leider voller Vorsatz von dem Italiener. Kurz vorm Losfahren die Hähne öffnen, eine Schweinerei – und das, obwohl er direkt neben einer funktionierenden Entsorgung stand. Über so etwas ärgern wir uns kurz – dann gehts ins Dorf, wir möchten zum Bäcker – die Boulangerie – soweit reichen unsere Französischkenntnisse immerhin.

Boulangerie in Trigance

Das Dorf ist total süß, paar Einheimische sitzen schon mal bei einem Getränk zusammen, beäugen die zwei Touris, die jeden Blumentopf knipsen und räumen schnell die Stühle weg, als ein Lieferwagen durch will. Wir sammeln Impressionen:

 


An einem Haus waren zwei alte Telefone mit Wählscheibe und die Worte „No WiFi“ angebracht.

Bei Abfahrt fotografieren wir das Dorf, wie es sich hübsch an den Hang schmiegt, oben auf ein Chalet, eine Burg – die heute ein Hotel ist. In so einer Szenerie fühlt sich Knatterinchen sehr wohl – wir uns auch.

Blick auf Trigance

Irgendwo geht es dann durch eine Schlucht, natürlich ist der Fluss wieder türkis, mächtige Felsen liegen im Flussbett:

Und irgendwann gibts einen Stausee – so wechselt sich das hier immer wieder ab. Auch der Stausee besticht durch diese hellblau-türkise Farbe. Natürlich ist er zu groß, um ihn auch nur ansatzweise auf ein Foto zu bringen:

Unser eigentliches Ziel ist jedoch das kleine Örtchen Annot. Hier finden wir gegen späten Mittag ganz easy wieder einen kostenfreien Schlafplatz auf dem örtlichen Stellplatz. Das ist echt toll, was die Gemeinden da zur Verfügung stellen, bisher kaum Übernachtungskosten.

Noch am Nachmittag brechen wir zur mit 4 Stunden angesetzten Wanderung „Circuit des Gres de Annot“ – dieses Mal geht es in Sandstein, mal was ganz neues. Die Gegend ist ein Klettereldorado und während wir gemächlich die weichgeschliffenen Sandsteinstufen emporsteigen – hängen hier und da Kletterer am Fels, klimpern die Karabiner, liegen lange Seillängen und bunte Rucksäcke am Boden.

Erst mal scheint die Wanderung unverfänglich, doch in den Bewertungen hatte ich schon gelesen, dass eine gewisse Schwindelfreiheit von Vorteil wäre. Und da gehts schon los, als wir dieses Feld überqueren – rechts gehts mal wieder steil runter, diese Abhänge werden wir wohl in diesem Urlaub nicht mehr los:

Irgendwann kommen wir zu einer Passage, da müssen wir durch eine riesige Felsspalte durch, Wahnsinn. Toll, was die Natur so an Unterhaltung bietet (unten sieht man übrigens ganz klein einen Kletterer, so als Relation)

Tja und dann kommt das Highlight der Wanderung – wir kriechen mal wieder knapp an der Felskante lang, rechts gehts steil bergab. Das ist wirklich irre – gut gehbar, aber irres Gefühl – ich habe es mal versucht, mit einem Weitwinkelfoto ansatzweise zu zeigen:

Wir laufen bis zum letzten Aussichts-Zipfel, zufällig kommt ein Guide mit seiner Wandergruppe vorbei und bietet uns an, ein Foto von uns zu machen. Na klar, nehmen wir – auch wenns da oben ordentlich zieht, kalt ist und wir nach unserem Schoko-Croissant fast schon wieder aufgesprungen wären:

Und irgendwo gehts auch wieder runter – und nochmal durch so eine schöne Sandsteinformation. Die Wanderung ist insgesamt etwa 8 Kilometer lang und wir machten etwa 350 Höhenmeter hoch und natürlich wieder runter, dennoch und trotz tausender Fotos sind wir deutlich unter der angegebenen Zeit geblieben.

Und ein von ihnen hier haben wir auch schon wieder erwischt, hübsches Kerlchen:

Zurück im Dorf, mühe ich mich mit den hohen Gassen und einigen Hochformatfotos – diese Dörfchen sind echt schwer zu fotografieren – aber total schön – die waren eigentlich der Grund, warum ich nach Frankreich wollte:

Und ganz spannend waren auch die historischen Waschanlagen, wo die Frauen früher ihr Waschbrett auf die Schrägen hinlegten und die Wäsche ihm Fluss waschen konnten, der natürlich heute immer noch durch die Stadt fließt.

Und noch Stadtimpressionen von Annot im Querformat:

Alles schön hier, einfach nur schön.

Zurück am Stellplatz: Voll das Ding, es ist Freitag. Ein Mann hat sich eine Hängematte zum Schlafen an die Bäume angebracht – bei genauerer Betrachtung des Bildes: Es gibt „beschissenere“ Plätze zum Schlafen.

Und im diesem Sinne – es ist bereits nach 22 Uhr – ich krachmüde – gutes Nächtle, schönen Tag und bis zum nächsten Reisebericht.

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Tag 15 – Lavendelfeld, eine tiefe Schlucht und am Ende etwas Romantik

Der Tag startet entspannt – das entscheidet Knatterinchen und parkt sich ganz selbstbewusst an einem Lavendelfeld. Noch sind die Blüten nicht geöffnet, deshalb geht es rein touristisch betrachtet noch sehr ruhig zu. Wenn das lila erst mal kommt, schaut es ganz bestimmt hier viel voller aus.

Knatterinchen am Lavendelfeld Nähe Puimoisson
Lavendelfeld, Blüten schon da – aber noch nicht offen

Nachdem wir ausreichend Entspannung geatmet haben starten wir gemütlich in den Tag. Wir erleben viel, dennoch müssen wir an vielen Orten auch vorbei fahren – alles auf einmal geht nun wirklich nicht. Das wohl sehr beliebte Bergdorf Moustiers-Sainte-Marie begucken wir nur von der Ferne.

Bergdorf Moustiers-Sainte-Marie

Dann geht es über kurvenreiche Straßen in schwindelerregende Höhen, jedes Einparken erzeugt ein leicht mulmiges Gefühl im Bauch. Wir erreichen einen berühmten Frankreich-Hotspot – die „Verdonschlucht“.

Parken an einem der vielen Aussichtspunkte an der Verdonschlucht

Ganz konkret haben wir uns auf die Touristenroute „Route des Crêtes“ gemacht, ein 23 Kilometer Rundweg mit tollen Ausblicken.

Blick in die Verdonschlucht

Die Verdonschlucht schlängelt sich mächtige 21 Kilometer durch die hohen oder wie man es nimmt, tiefen Felsten. Die Schlucht geht teils 700 Meter tief.

Blick in die Tiefe – am Rande der Verdonschlucht

 

Noch ein Blick in die Tiefe

Während wir ehrfürchtig in die Tiefe blicken, seilen sich sportliche Leute wie Geckos an den Wänden ab. Klettern ist hier sehr beliebt, leider sind die Sportlicher nicht nur fein – spanische Camper lassen erst mal knallhart ihr Grauwasser auf dem Parkplatz raus. Es schäumt unter dem Auto, das muss wirklich nicht schein. Uns fallen tierische Bezeichnungen ein – leider reicht unser spanisch nicht, um sie anzusprechen. Verstehen können wir es nicht, da es in Frankreich unfassbar viele Entleerungsstationen gibt.

Widmen wir uns lieber den schönen Ausblicken, einige Blumen scheinen den Fels zu mögen, geben einen schönen Vordergrund.

Blumen am Fels

Da auch hier die Gänsegeier wieder kreisen, verweilen wir ziemlich lange an einigen Aussichtspunkten. Erfreulicherweise sind sie abgesichert, das steigert das Erlebnis. Wieder wird es echt warm, nachmittags zieht ein Sturm auf.

Foto: Danke an Marcus für dieses Foto / www.fotokahl.de

Wir umfahren den See „Lac-de-Sainte-Croix“ – das ist der viertgrößte Stausee von Frankreich und nachdem sich der Verdon durch seine Schlucht geschlängelt hat, mündet er in diesem See, der für seine tolle türkisfarbene Färbung berühmt ist.

Lac-de-Saint-Croix / Brücke „Pont-de-Saint-Croix“
Blick von der Brücke „Pont-de-Saint-Croix“

Ich hatte mir von der Seeumfahrung etwas mehr versprochen, man bekommt ihn leider nur an wenigen Stellen zu sehen – das ist die erste Sache auf unserer Reise, die wir so nicht wiederholen würden. Nach der Seeumrundung geht die Fahrt für uns gegen Abend am südlichen Schluchtrand wieder serpentinenreich nach oben. Auch hier gibt es noch ein paar fulminante Ausblicke:

Wie jeden Abend brauchen wir natürlich nun einen Schlafplatz. Mit wildem Übernachten oberhalb der Schlucht kann ich mich an dem Abend nicht anfreunden. So fahren wir ein Stück weiter, halten noch kurz an dieser Brücke an. Seile sind gespannt, wahrscheinlich kann man hier am Seil über die Schlucht rutschen. Da Abend ist – ist nix los, der nebenan befindliche Kiosk räumt gerade auf.

Brücke „Pont d l‘Artuby“

Es dauert kaum 10 Minuten, sehen wir in der Ferne schon Blitze, geht ein dicker Regen los und wir erreichen das Dörfchen Trigance. Hier werden außerhalb der Saison drei Camperstellplätze kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das ist wirklich toll und eigentlich wollten wir den Tag schon beschließen, ich war am tippen – plötzlich gucke ich raus und sehe was Unglaubliches – einen Doppelregenbogen. Ich bin direkt barfuß rausgerannt, man weiß ja nie, wie lange so etwas dauert. Mit dem weiten, grünen Tal unten drunter schaut das richtig richtig schön aus, oder?

Regenbogen über Trigance

Und mit diesem Regenbogen, grüßen wir aus Südfrankreich, sagen wie immer Danke für das Interesse an unseren Impressionen!

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Tag 14 – grüne Viecher und eine spektakuläre Wanderung

Zunächst: Wir runden auf dem Tacho, 40.000 Kilometer sind mittlerweile auf der Uhr. (Und: Es ist halb zehn und wir können noch 747 Km fahren).

Der Tag startet mit Erledigungen – heute wird Wäsche gewaschen. 30 Minuten,30 Grad für 8,00 Euro. Danach 20 Minuten Trockner für 3,00 Euro. Ich freue mich immer über die Erinnerung an den Waschmaschinen bzw. hier am Trockner, dass man bitte weder Hund noch Katze hineinpackt. Wer macht sowas?

Im Waschsalon

Dann fahren wir ein Sandsteinmassiv an, hier hatte ich gelesen, dass man drumherum und auch drauf wandern kann. Es handelt sich um die: „Rochers des pénitents“ Die Tour soll nicht so weit sein, 4 Kilometer, knapp 200 Höhenmeter – ein Klacks, doch das wir zu einer sehr spektakulären Wanderung starten, ahnen wir noch nicht. Es startet recht unverfänglich mit Stufen.

lockerer Einstieg Wanderung: Rochers des pénitents

Es raschelt mal wieder im Gebüsch, wird schon wieder so ne graue Echse sein, denke ich mir. Neee – da ist es mächtig grün. Eine Schlange etwa? Schließlich sind wir in wärmeren Gefilden, da schließe ich das nicht gänzlich aus. Aber nein – wenn die google-Recherche stimmt, dürften das zwei wunderschöne Smaragdeidechsen sein. Vielleicht hatten sie ein Stell-Dich-ein, vielleicht haben sie gespielt oder sich gekloppt, jedenfalls sind sie vor uns auf dem Weg in einem Knäuel rumgerannt – toller seltener Moment – deshalb gibt es vier verschiedene Fotos:

2 Smaragdeidechsen
Nochmal – 2 Smaragdeidechsen
Ein einziger Knäuel, finde die Füße
Fuß auf dem Kopf

Irgendwann trollen sie sich und der Weg führt uns auf die Felsen hinauf, wo sich erste Aussichten auf die Umgebung von „Les Mees“ preisgeben. Es wird immer wärmer, eigentlich sind wir schon hier komplett nass geschwitzt und eigentlich dachten wir, dass wärs.

Blick von Rochers des pénitents

Doch dann führt der Weg auf so etwas wie einen Kamm – erst mal unscheinbar einen links und rechts von Nadelgehölz gesäumten Weg. Alles noch total im Rahmen, es riecht wunderbar – wie in einer Sauna, die trockene Wärme entlockt dem Gehölz seine fantastischen Düfte. Aber im Prinzip sieht man schon hier, dass der Weg nicht allzu breit ist und es links und rechts runtergeht.

Weg auf dem Kamm

Die Bäume versuchen sich mit Ach und Krach an der Kante festzuklammern. Wir sollten also auch ein wenig auf unsere Füße achtgeben. Zumal der Boden trocken, sandig und damit rutschig ist – na super – wo sind wir hier nur wieder hingeraten. Es ist toll… aber es kommt noch besser.

Schräger Baum

Irgendwann ist der Weg halt echt schmal. Links und rechts gehts empfindlich tief runter – es ist noch genug Platz aber ein mulmiges Gefühl stellt sich definitiv ein – zumindest ich darf nicht mehr darüber nachdenken, wo ich gerade laufe. Marcus ist ja wie immer etwas schmerzbefreiter.

Dem Abgrund recht nahe aber trotzdem gut gehbar

Da zeigt sich‘s mal wieder: Das Leben ist halt immer eine Gratwanderung. Steiler Abgrund direkt vor uns – und davor diese mächtigen Felszähne aus Sandstein. Es fallen mir keine superlativen Worte mehr ein.

Der Abgrund immer noch nahe… Blick aufs Sandsteinmassiv.

Wir sind bestimmt 20 Minuten an dieser Kante unterwegs – auch weil wir natürlich viel fotografieren. Aber eigentlich müssen wir uns ein wenig beeilen – die Sonne brennt fast unerträglich und natürlich geht es irgendwann wieder bergab, ein Megablick über die roten Dächer von Les Mees tut sich auf. Das haben wir ja überhaupt nicht erwartet. Schöne Belohnung:

Blick auf Les Mees

So müde wir sind, ziehen wir noch kurz durch die historischen Gassen. Die sind so schmal, dass nur Hochformat möglich ist – nicht so ideal für den Blog – aber für eine Impression glaube ich mal in Ordnung:

Der Ort hat den Sandsteinfels im Rücken
Blick in eine Gasse
Hier ist auch Waschtag
Schön bunt und wieder der Fels im Rücken, irre!

Es duftet herrlich nach Pizza im Ort, da wir jedoch schon ein Baguette und eine Asiagemüsetüte aus dem Tk gekauft haben, gehts für eine späte Mittagspause zurück zum Auto.

Bei Abfahrt kann ich dann einen Teil des Sandsteinmassivs aus dem Auto fotografieren.

Rochers de Penitents / Les Mees

Wir wollen uns noch etwas gen Süden bewegen aber eigentlich sind wir auch gut durch für den Tag, vor allem, weil es echt warm ist. Nach etwa 45 Minuten finden wir nahe des kleinen Ortes Puimoisson einen Wohnmobilstellplatz, wo wir für 15 Euro / zuzüglich 5 Euro für eine CampingCard unterkommen.

40 Autos hätten Platz, ganze 3 werden es an diesem Abend. Herrlich – wir erlauben uns frecherweise quer zu parken – vom Stellplatz gibt es einen schönen Weitblick. Ein Traum, Vögel zwitschern, etwas Wind frischt auf und die Grillen zirpen.

Wohnmobilstellplatz Puimoisson
Blick in die Weite gen Süden – ein absoluter Traum

Schiebetür auf, Käffchen gekocht und unser Zauberschrank hält noch zwei kleine Bäckerteilchen für uns bereit. Zwei Eclair, liebevoll und geschützt verpackt in Karton und in Papier gewickelt, mit Schokopuddingfüllung.

Eclair

Wir sind nach wie vor restlos begeistert, wie schön Frankreich ist, an dem Tag sind wir im Departement Alpes-de-Haute-Provence – ziemlich weit im Südosten des Landes – und auch wenn es so ausschaut, können wir jetzt schon sagen: Nein, wir werden nicht bis ans Mittelmeer fahren. Seid gespannt, wo uns die nächsten Tage hinführen. Wie gesagt – wir wissen es auch noch nicht.

Gute Zeit bis zu den nächsten Zeilen und vielen Dank wie immer fürs virtuelle Mitreisen!

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Tag 13 – Schöne Aussichten, eine Wanderung bei Archiane und tierische Begegnungen

Tag 13 raubt uns in vielerlei Hinsicht den Atem. Wie du wahrscheinlich schon mitbekommen hast, haben wir einen Camper mit gewisser Affinität zu schönen Aussichten. Der Tag startet mit der Aussicht vom Pass „Col du Rousset“ auf d er Höhe von 1254 Metern.

Pass „Col de Rousset“

Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die Serpentinenstraße, die wir kurz darauf runterrasen – na oder so ähnlich. Die Fahrt dauerte etwa 20 Minuten, war mit unserem Kastenwagen aber sehr gut möglich.

Serpentinenstraße am Col de Roussout / Frankreich

Mit der Abfahrt von diesem Pass müssen wir uns nun so langsam von der Region „Vercors“ verabschieden. Eine Wanderung geht allerdings noch. Wir fahren auf landschaftlich schöner Strecke ins klitzekleine Bergdorf Archiane. Der Parkplatz ist kostenfrei, wie gut, dass da steht: „Campen verboten“ und jemand räumt gerade sein Zelt ein. Jedenfalls kann Knatterinchen hier bei bester Aussicht auf uns warten.

Parkplatz Archiane
Ortseingangsschild Archiane

Zwei Minuten und wir stehen im Dorfkern, der im wesentlichen aus einem Trinkwasserbrunnen, einer Wirtschaft und Ferienunterkünften besteht.

In Archiane

Und dann laufen wir den „Weg der Geier“ den „Sentier de Vautors“ los. Etwa 5 Kilometer soll die Runde sein, 300 Meter geht es straff bergauf, die Sonne brennt, der Schweiß rinnt und wir sind ziemlich allein hier. Echt schön, vor allem der Ausblick auf die umliegenden Klippen.

Unterwegs gibt es paar kleinere tierische Begegnungen. Kleine Echsen rascheln sich ihren Weg ins Gebüsch, während sie vor unseren Schritten flüchten…

Echse

…und ein kleiner Schwalbenschwanz lässt sich bereitwillig mit der Kamera einfangen:

Schwalbenschwanz

Irgendwann stehen wir vor einem riesigen, karstigen Halbrund. Weit oben, an den Kanten der Klippen kreisen die Geier. Das ist sehr schön anzusehen – aber ich glaube, die meisten Wanderer haben die Hoffnung, den Vögeln deutlich näher zu kommen.

Das ist auf diesem Wanderweg nicht so. Die Wanderung ist trotzdem toll – nur ist der Name ein wenig irreführend. Könnten wir französisch, so hätten wir die Informationstafeln über die Geier lesen können – davon gibt es einige am Wegesrand.

Auch das Fernrohr ist eine gute Idee, leider war die Linse von innen mit Wassertropfen beschlagen – so hat es uns an dem Tag nichts genützt. Wir nutzen die Stelle, um uns ein Schokobrötchen und ein Croissant zu teilen. Die Backwaren in Frankreich sind einfach lecker.

Zügig geht es dann bergab, auch – weil es mit einsetzender Bewölkung merklich kühler wurde. Am Ende des Weges gibt es die Möglichkeit zur Einkehr.

„Bouvante“ – Rast

Wir nutzen sie, da der Wanderweg toll gepflegt war und das Auto kostenfrei parkt, wollen wir wenigstens die lokalen Dienstleister ein klein wenig unterstützen. Es gibt ohnehin nur Getränke und Eis – ok – jeder ein Eis und einen Kaffee.

Den Kaffee bringt uns der Wirt raus – ein Teil vom Kaffee findet auf dem Weg zu uns, seinen Weg auf die Untertasse. Der etwas ältere und gut beleibte Herr schwankt recht stark beim Gehen. Wie lang wird er den Laden wohl noch aufrecht halten können?

Paar Katzen leben auf dem Grundstück, ganz süß und voller Hoffnung auf ein wenig Eis, guckt eine von ihnen bei uns vorbei.

Wer guckt denn da so niedlich über den Tisch?

Doch so richtiges Benehmen hat sie nicht. Es dauert nicht lang, das steht sie auf dem Tisch.

Und kurz darauf tobt sie noch über unsere Beine, legt sich sogar kurz bei jedem Mal drauf. Ich vermute, wir sind nach der Wanderung schön warm. Sehr süß, lustig – wir hatten Spaß und waren übrigens die einzigen Gäste. Ein kleiner Brunnen plätschert.

Nun heißt es wirklich Abschied nehmen, von Archiane, vom Vercors – wir sind restlos beeindruckt von diesem Landstrich und ziehen gen Süden weiter. Erst mal eine Stunde fahren, dann wollen wir kurz rasten, was kochen.

Das erste Mal auf dieser Reise – wird unsere von Google Maps gesuchte Route durch eine Höhenbeschränkung unfahrbar. 2,20 wie auf den Schildern angegeben ist eindeutig zu niedrig für uns. Wir suchen und finden eine andere Strecke. Auch das gibts mal.

Und dann kochen wir. Das machen wir am Fluss Drôme – und da Knatterinchen ein wenig wasserscheu ist, bleiben wir in der schmalen Zuwegung stehen. Auch weil da Schatten ist und wir nicht riskieren wollen, im Modder nicht mehr wegzukommen oder auf den spitzen Steinen des Flussbettes die Reifen zu beschädigen.

Mittagsrast

Und schlussendlich finden wir nach einiger Fahrt über Land unseren Schlafplatz schneller als gedacht. Die kleine Gemeinde Les Armands stellt kostenfrei einen ruhigen Platz zur Verfügung. Paar Camper stehen schon, aber es war noch ausreichend Platz.

Hervorragend und weil wir auch hier gern paar Euro im Ort lassen wollen, läuft Marcus mal in den kleinen Einkaufsladen los. Heute gibts mal lokalen Ziegenkäse, ein Traum:

Ziegenkäse

Es ist sogar bis abends so schön warm, dass wir das Dachfenster öffnen können, die Vögel zwitschern in den Bäumen – wir sind happy, dass es mit den Schlafplätzen recht gut läuft.

Na dann, lass dich auch in schöne Träume zwitschern und für Tag 14 bitte hochscrollen, wir wissen selbst noch nicht, wo der nächste Tag uns hinführen wird.

 

Tag 12 – Auf den Spuren der Resistance und Gänsegeier

Für Tag 12 muss ich mich aufgrund akuter Müdigkeit kurz fassen. Er startet jedenfalls mit Regen, dennoch haben wir keine rechte Lust, ins Museum, ins „Memorial de la Résistance“ zu gehen. Wir fahren vorbei, machen von dem eigenwilligen Gebäude auf jeden Fall ein Foto.

Memorial de la Resist / Vercors

Aber wir besuchen die Nekropole, den Erinnerungsort, den Friedhof, auf dem 184 Menschen der französischen Widerstandsgruppe gedacht wird. Dieser befindet sich am Ortsrand von Vassieux-en-Vercors.

Die Resistance  formierte sich während des 2. Weltkrieges gegen die deutschen Besatzer und versteckte sich im schwer zugänglichen Vercors. Doch die deutsche Wehrmacht hatte gemeine und konsequente Pläne. Schlug 1944 die Widerstandsgruppe nieder.

Nekropole Vassieux-en-Vercors

Der Rumpf eines alten Segelflugzeuges ist ebenfalls ausgestellt.

Im gleichen Ort findet Marcus eine Autowaage und schneller als ich gucken kann, steht er drauf und wiegt uns:

Auf der Waage

Gut zu wissen, dass trotz voller Beladung noch etwas Luft nach oben ist.
Danach geht es für uns zum Wanderparkplatz bzw. Skiparkplatz „Montagna de Beure“ – hier wird übernachten geduldet. Auf dem riesigen Parkplatz sind wir bei Ankunft fast allein.

Doch der Schlafplatz allein ist nicht der Grund, warum wir hierher gekommen sind. Wir steigen auf den 1619 Meter hohen „But Sapiau“. Das sind vom Parkplatz aus etwa 220 Höhenmeter, die über die Skipiste gerade noch oben gehen.

Oben angekommen, zeigt sich wieder eine tolle Klippe.

But Sapiau / 1619 Meter

Das besondere an diesem (und auch einigen anderen im Vercors) hier hat man Gänsegeier wieder angesiedelt und die würden wir gern sehen. Wir stehen oben – doch es zeigt sich nix. Noch während ich google, wann eigentlich die beste Zeit ist, um Gänsegeier zu beobachten, schießt der erste den Hang hoch und zischt an uns vorbei. Kraaaaaasss… später recherchieren wir, dass sie eine Flügelspannweite von 2,30 – 2,80 Meter haben.

Das nächste Foto ist also Goldstaub – nicht, weil Marcus (www.fotokahl.de) es nicht absolut gern für den Blog gesponsert hat – sondern weil es absolut gar nicht leicht ist, diese majestätischen Tiere mit der Kamera einzufangen. Sie brauchen eine spezielle Thermik und steigen mit dieser dann in die Lüfte. Ich bin absolut begeistert, so etwas mal life gesehen zu haben!

Foto: fotokahl.de – Gänsegeier am But Sapiau

Weiter drüben am Hang kam dann noch eine Kindergruppe – als der erste Geier über sie hinweggleitet – kreischt die ganze Gruppe, sodaß es hunderte von Metern zu hören ist. Nicht nur für uns ein absolutes Highlight.

Ziemlich lange stehen wir am Berg, ich teilweise schon mit 2. Hose, Mütze, Handschuh – der Wind fegt ordentlich, trägt die Wolken weg und als wir am Auto wieder ankommen – präsentiert sich ein wunderschöner Blick ins Tal.

Blick vom Parkplatz „Montagne de Beure“

Wir beschließen, hier einfach den Tag zu beenden – auch wenn wir locker hätten noch 1-2 Stunden weiterfahren können. Wir tun mal so, als hätten wir Urlaub – chillen ein wenig, machen Fotos, genießen den Ausblick und haben dann eine ganz gute Nacht (übrigens mit ungefähr 4 oder 5 anderen Campingfahrzeugen).

Gutes Nächtle oder einen schönen Tag!

Bitte hochscrollen für Tag 13

 

Tag 11 – das Auto macht uns verrückt, Wanderung auf deiner Hochebene und ein schöner Nachtplatz

An Tag 11 müssen wir uns das Knatterinchen mal ernsthaft zur Brust nehmen. Ständig will dieses Auto kurvige, steile Bergpässe hochdüsen…

das Auto ist höhensüchtig

…nur um sich dann durch felsige Engstellen durchzuquetschen.

Die Straße heißt „Combe de Laval“ und befindet sich auf einer Höhe von etwa 1000 Meter. Sie wurde 1893 – 1896 von der Wasser- und Forstverwaltung gebaut. Ein Meisterwerk der Straßenbaukunst.

Am Ende sind wir froh, dass uns kein Radrennfahrer auf die Motorhaube gehopst ist, die waren teils recht flott unterwegs und einer kam uns kaum sichtbar im Gegenlicht der Sonne aus dem Tunnel entgegengeschossen.

Weiter geht die Tour, nur 15 Kilometer weiter stellen wir das Auto auf dem kostenfreien Wohnmobilstellplatz von Bouvante an der Station Font d‘Urle ab. Danke an diese Gemeinde, das ist ja wirklich irre. Noch ist genug Platz – und trotzdem gibt es immer auch den einen speziellen Camper, der trotzdem außerhalb parken muss. Manche sind halt wichtiger.  (Nicht im Bild)

Aire de Camping Car Font d‘Urle

Der Stellplatz befindet sich in direkter Nachbarschaft zu Pferdeweiden und wahrscheinlich Ferienunterkünften für Reiterferien. Die waren allerdings alle noch geschlossen.

Auch gleich nebenan ist der Einstieg in den Karstwanderweg, der gut beschildert mit 10 Etappen über das Plateau führt. Und zu dem brechen wir am Nachmittag auf. Nach einem kurzen Anstieg eröffnen sich schon wieder atemberaubende Blicke auf die Klippen des Vercors.

Wanderung Karstwanderweg Font d‘Urle

Irgendwo führt eine kurze bröckelige Treppe hinab – an den 10 Etappen soll der Wanderer ein besseres Gefühl unter anderem für das Gestein bekommen. Natürlich klettern wir runter, das Gestein scheppert unter den Füßen.

bröckelige Treppe

Der Weg schlängelt sich zwischen der schon wieder empfindlich in die Tiefe führenden Klippenkante und dem Weidezaun entlang – der Weg ist allerdings ausreichend breit, hier muss sich keiner fürchten.

Karstwanderweg

Das Almgebiet ist übrigens seit 1953 im Besitz des „Département de la Drôme“ und erstreckt sich auf einer Fläche von 618 Hektar. Üppige Flora und Fauna ist selbstredend – während immer wieder pechschwarze Dolen durch die Luft rufen, halten diese Blüten für ein Foto sehr schön still:

Die Weite der Alm ist richtig erholsam und es tut auch mal gut, recht entspannt und ohne großartige Steigung zu laufen.

Hochplateau Font d‘Urle

Tatsächlich findet sich auch hier wieder eine mächtige Höhle und um die Größenrelation zu zeigen, steht Marcus mal am Eingang, in dem wir gleich verschwinden.

Glacier Font d‘Urle

Die hier lebenden Dolen finden das glaube ich nicht so witzig, dass schon wieder Menschen durch ihr Wohnzimmer latschen. Es hat was von Hitchcock, wie sie relativ nah um uns herumfliegen und wirklich laut signalisieren, dass wir besser gehen sollen. Die Höhle ist zwar nicht so riesig wie die vom Vortag aber dennoch beeindruckend.

Gemütlich schlendern wir zum Stellplatz zurück. Die meisten Camper sind schon in ihren Autos verschwunden, das lauteste Geräusch am Stellplatz erzeugt meine Tastatur, mit der ich den Tagesbericht auf einer Bank tippe. Ab spätestens 20.00 Uhr stellt sich eine unglaubliche Ruhe ein, es ist wirklich absolut gar nichts zu hören – wir schlafen hervorragend und interessanterweise träume ich außergewöhnlich viele Träume mit viel Freude, Tanz und positiven Ereignissen. Das ist schon erstaunlich und hat ganz bestimmt was mit dem Ort zu tun.

Gute Nacht oder wie immer einen schönen Tag, vielen Dank fürs Mitreisen, Mitlesen, Mitfreuen.

Und für Tag 12 bitte hochscrollen…

Tag 10 – eine Schlucht, eine Grotte, ein Wasserfall und Pont-en-Royans

Tag 10 war wieder unfassbar erlebnisreich – ich versuche mich kurz zu fassen. Wir starten den Tag mit der Durchfahrung der „Gorge de la Bourne“ eine Straßenschlucht, bei der wir hoffen, dass die rechte Camperseite noch intakt ist, wenn wir unten ankommen. Da Marcus am Steuer sitzt, habe ich keine Bedenken.

Gorge de la Bourne / Straßenschlucht
George de la Bourne 2
Gorge de la Bourne 3

Wir halten kurz an, Knatterinchen mag einfach schöne Aussichten.

Klippen im Vercors

Dann kommt Marcus auf die Idee, wir könnten doch wieder ein Stück wandern. Nach den Höhenmetern vom Vortag habe ich nicht so rechte Lust, ziemlich mürrisch trabe ich mit, laut der Wanderapp sollen es wieder 350 Höhenmeter sein. (Kam uns weniger vor) Währenddessen wartet Knatterinchen wieder bei schöner Aussicht:

Der Weg geht stetig bergauf, ist grob geschottert und teils recht schmal und manchmal auch abschüssig oder rutschig. Paar Meter sind mit Seil gesichert.

Wo können diese Treppen schon groß hinführen?
Weg Richtung Wasserfall und Grotte

Schon bald tut sich eine atemberaubende Szenerie auf. Zunächst der ziemlich hohe Wasserfall „Cascade du Moulin Marquis“ – mitten im Wasserfall seilen sich ein paar verrückte Leute ab. Also von ganz oben – bis ganz unten.

Wasserfall Moulin Marquis

Irgendwann versagt das GPS-Signal, wir sind wohl dem Ziel schon ziemlich nahe – plötzlich sehe ich Marcus und einen anderen Wanderer ganz ruhig am Weg stehen: Eine Gämsefamilie knabbert gemütlich vor allem die Blüten am Hang ab.  Was für ein Zufall, Wildlife im Vercors.

3 Gämse am Hang

Doch was dann kommt, haut uns förmlich um. So etwas haben wir frei zugänglich noch nie gesehen. Eine riesige Grotte tut sich vor uns auf, die „Porche de Bournillon“. Ich habe zwar tierisch Respekt vor Steinschlag – wage mich aber dennoch bis ganz hinter, da gibt es eine kleine Brücke. Wir stehen einfach nur staunend da, sind überwältigt.

Porche de bournillon

 

Foto: @fotokahl.de – ich in der Höhle

 

Porche de bournillon

Grad als wir wieder gehen, kommt ein junger Mann der eine Katze Gassi führt. Wir hatten ihn schon am Parkplatz gesehen. Er hat Badeschlappen an. Hm. Ich hatte schon mit Trekkingschuhen Bedenken, abzurutschen.

Zurück im Camper gibts Stärkung. Frisches Baguette aus der „Boulangerie“ / Bäckerei. Das schmeckt einfach Hammer. Dazu eine Tüte aus dem Tiefkühlbereich – asiatisches Gemüse 1000 Gramm. Lecker. (Nebenan steigt ein Pärchen mit Pudel aus dem Auto – der weiße Pudel hat lila gefärbte Ohren und einen lila Schwanz.)

Mittag

Wir fahren weiter – die Aussicht auf die umliegenden Klippen (früher war das mal Meer) bleibt atemberaubend. Wirklich unbeschreiblich schön.

Ankunft im kleinen Städtchen Pont-en-Royans. Beim Versuch, Frischwasser zu tanken, scheitern wir kläglich. Es kommt einfach kein Wasser aus diesem dusseligen Terminal. Ich lese nochmal die Bewertungen im Netz, bis ich den entscheidenden Hinweis finde: Man muss rüber gehen zur Einlassschranke – dort steht das Bezahlterminal, hier zahlen wir 1 Euro via Kreditkarte und dann fließt das Wasser. Wie schön.

Ähnlich mühselig erkämpfen wir uns beim Bezahlterminal noch die Einfahrt auf den Stellplatz. Etwa 12,00 Euro pro Nacht, Pluspunkt ist die Citynähe und die Lage an dem kleinen See.

Wir traben unvermittelt in die Stadt, knipsen eine Menge, entdecken ein deutsches Filmteam, was durch ihr Verhalten Fremdscham in uns auslöst.
Wir laufen noch die etwa 2 Kilometer bis zum Wasserfall „Cascade Blanches“. Vom gegenüberliegenden Flussufer weht Haribogeruch zu uns rüber (2 Männer rauchen Wasserpfeife) und vielen Bienen geht es wie uns, sie wollen hier ans Wasser – wir müssen höllisch aufpassen, nicht ins sie reinzugreifen. Wo kommen die denn alle her? Hier ist jedenfalls der Wasserfall:

Zurück in der Stadt, ist das Licht jetzt am Abend so richtig gut – wir knipsen den wenigen aber total schönen Gassen und Häusern die Seele raus. Der berühmteste Blick der Stadt ist der, auf die hängenden Häuser. Irre, oder?

Pont-en-Royans
Gasse / Pont-en-Royans
Gasse Pont-en-Royans 2
Gasse Pont-en-Royans 3

Das alles war so schön, dass wir es für diese Nacht in Kauf nehmen, direkt an der Durchfahrtstraße zu nächtigen – denn an dieser liegt der Stellplatz. So ist das eben manchmal. Gutes Nächtle!

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Tag 9 – ein erster Aufstieg im Vercors, Frankreich

Tag 9 holt uns direkt rein in die atemberaubend schöne Landschaft des Vercors. Ein Gebirgszug, von dem wir vorher noch nie gehört hatten, westlich der französischen Alpen – ein Gebiet von der Ausdehnung 30 x 40 Kilometer. (Dank der Instagramkanäle „Reisekastenwagen“ und „Camperkalli“ sind wir darauf aufmerksam geworden. Dankeschön an dieser Stelle.

Vom Parkplatz, wo wir übernachtet hatten, steigen wir an diesem Tag stramm und kompromisslos 500 Meter in die von Kalkgestein gesäumte Höhe. Unser Ziel ist der Gipfel des „Pic Saint Michel“ auf 1721 Meter Höhe. 3,5 Kilometer gilt es im steten bergauf-Schritt zu meistern. Wir erreichen das Gipfelkreuz – Juhuu!

Gipfelkreuz Pic Saint Michel 1721 Meter

Für einen kurzen Moment haben wir es ganz für uns allein, bis es von einer Gruppe wilder Wanderer belagert wird. Das schaut vom Nachbargipfel, den wir auch noch besteigen, wirklich lustig aus.

Blick zum „Pic Saint Michel“ / Vercors

Was am meisten fasziniert, sind die teils mehrere hunderte Meter steil abfallenden Felskanten, Klippen hier genannt, natürlich ohne jegliche Abserrung. Das ist wirklich krass. Die französische Stadt Grenoble liegt uns zu Füßen.

Blick vom Pic Saint Michel Richtung Grenoble

Wir sind regelrecht überwältigt von dieser Landschaft und auch für die kleinen Details bleibt Zeit. Hier erwischen wir eine Kuhschelle und im Hintergrund ein wenig Alpenpanorama. Irgendwo war ganz bestimmt der Mont Blanc, leider und vielleicht auch ein wenig peinlich – kennen wir seine Silhouette noch nicht.

Kuhschelle mit Alpenpanorama

Im Vercors befindet sich Frankreichs größtes Landschaftschutzgebiet, 1970 als „Regionaler Naturpark Vercors“ gegründet. Von der einzigartigen und vielfältigen Flora können wir uns persönlich überzeugen. Wir finden zum Beispiel reichhaltig den „Stängelloser Kalk-Enzian“ – der sich tiefblau präsentiert. Tolle Blüte.

Stängelloser Kalk-Enzian

Auch die „Globularia vulgaris“ oder Kugelblume kann sich sehen lassen. An dem Tag eines meiner Lieblingsfotos:

Kugelblume

Für den Rückweg wählen wir eine andere Variante, sie führt paar hundert Meter durchs Schotterfeld hinab. Wie gut, dass wir hier nicht hochgelaufen sind, die Sonne brennt (auch ohne Drei-Wetter-Taft).
Die Tour trudelt dann langsam in einem schmalen grünen Tal aus, ein kräftiger Fuchs kommt links gemütlich aus dem Wald, steht vielleicht 10 Meter vor mir – als er uns entdeckt, erschreckt er sich derartig vor usn, dass er auf der anderen Seite bestimmt 100 Meter den Hang hochrennt. (Sehen wir etwa nach den paar Tagen im Camper so zerzaust aus?) Jedenfalls war er viel zu schnell, um ihn zu fotografieren.

Der Weg bergab

Alles in allem eine ganz tolle Wanderung, die ich vielleicht demnächst noch detailreicher in einem separaten Beitrag beschreibe. Zu guter Letzt kommen wir noch an einem Speicherbecken vorbei, dass sich bei der Sonneneinstrahlung fast karibisch zeigt.

Speicherbecken

Wieder zurück am Parkplatz, entscheiden wir – einfach noch eine Nacht hier zu bleiben. Schön ruhig – da jedoch Freitag ist, kommen ein paar mehr Camper – unser Rudel wächst. Wir sind gespannt, was uns am nächsten Tag erwartet – und steigen für den erneut schönen Sonnenuntergang genau wie am Vorabend ein paar Meter den Hang hinauf. Natürlich sind wir die einzigen, die um die Uhrzeit noch draußen rumtoben, der Rest hat bereits alle Schotten dicht gemacht. Ganz klein ist unser Camperdach auf dem Foto zu sehen.

Sonnenuntergang

Gute Nacht oder einen schönen Tag für Dich – wann auch immer Du das liest!

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Tag 8 – Nochmal Annecy auf eine andere Art und Rudeltiere am Übernachtungsplatz

Es war ja vom Vorabend noch offen, ob wir irgendwo noch einen Schlafplatz finden können – ja, konnten wir. Bei schönstem Sonnenschein und Vogelgewzitscher erwachen wir auf einem Waldparkplatz. Eine Frau geht mit dem Hund Gassi, aus dem Nachbarauto klettert ein Pärchen und der Förster kommt auch vorbei. Niemand nimmt Notiz von uns. Gut so.

Waldparkplatz

Um zumindest noch kurz die Gegend bei Tageslicht erkunden zu können, brauchen wir einen Parkplatz und steuern deshalb den „Aire de CampingCar“ also den offiziellen Stellplatz von Annecy an. Schauerlicher Platz. Dicht an dicht stehen die Fahrzeuge, keine Chance hier zu parken. Wenigstens Abwasser können wir entleeren.

Aire de CampingCar Annecy

Ein weiterer über GoogleMaps gesuchter Camperparklpatz lacht uns mit großen „Camper Einfahrt verboten“ Schildern an. Das ist ja zum Mäuse melken, wir bekommen das Auto nicht los.
Doch – in einer Anwohnerstraße gibt es einen kleinen Parkplatz hinter der blau gestrichelten Linie, wo man 3 Stunden kostenfrei stehen kann. Perfekt! Parkuhr rein, Räder runter und los.

Parkplatz für die Tageserkundung

Schon am Vorabend hatten wir diesen fantastischen Radweg am See „Lac d‘Annecy“ gesehen – und auf dem fahren wir nun etwa 10 Kilometer hin und natürlich genauso viel zurück. Jetzt bei Tageslicht kommt die azurblaue Färbung des Sees so richtig schön raus. Traumhaft. Radweg toll, See toll, Wetter toll – wir können unser Glück kaum fassen.

Radtour am Lac d‘Annecy

Wir fahren einmal durch Anney durch. Eine herrliche Stimmung. Rennräder, Jogger, Skater, Spaziergänger, ältere Damen schnatternd auf der Bank, ja – auch viele Menschen mit Migrationhintergrund, einige Frauen tragen Kopftücher – alles tummelt sich gemeinsam an der wunderschönen Promenade. Schön. Es ist sehr friedlich.

Promenade bei Annecy / Blick auf den Lac d‘Annecy

Wir sind ehrlich gesagt richtig happy, mit unserm Hintern auf den Rädern zu sitzen (wir waren erst unschlüssig, ob wir sie mit Ziel Alpen überhaupt mitnehmen sollten, Gott sei Dank haben wir.)

Bootssteg am Lac d‘Annecy

Auf der anderen Seeseite gelüstet es uns nach einer Kleinigkeit zu Essen, natürlich findet sich ein Bäcker. Ausnahmsweise gibt es zwei Schokobrötchen, denn was Süßes Zeug angeht, sind wir in diesem Urlaub erstaunlich enthaltsam.

Räder parken vor einem Bäcker

Dann geht es zurück und weil wir noch Zeit haben, biegen wir noch mal kurz in die Altstadt Annecy ab. Hammer, wie blau das Wasser jetzt ist:

Altstadt Annecy

Die bunten Häuser werden von der Mittagssonne angelacht und man hat das Gefühl, sie lachen zurück:

Häuser Altstadt Annecy

Unsere Räder dürfen überall posieren – auch an der berühmten „Pont des Amour“:

Pont des Amour in Annecy

Der Blick von dieser Brücke ist auch nicht zu verachten. Im Hintergrund die Berge. Im Vordergrund die unzähligen Ausflugsböötchen. Geschäftiges Touristenabsäckeln aber völlig unaufdringlich.

Touriboote am Lac d‘Annecy
Seepromenade

So langsam müssen wir dann los, als Übernachtungsplatz haben wir uns einen Parkplatz an einem Skigebiet Nähe Lans en Vercors gesucht. Wir kommen nun also in das Gebiet „Vercors“ – eine Landschaftsregion südlich von Grenoble, die uns und hoffentlich auch Euch begeistern wird aber erst mal müssen wir dorthin. Die etwa 130 Kilometer fahren wir etwa in 2,5 Stunden – die Temperaturen klettern auf 27° und das Auto schraubt sich die kleinen Bergstraßen brav hinauf. Das Skigebiet ruht.

Skigebiet Nähe Lans en Vercors

Das ist insofern praktisch, da für uns ein riesiger herrenloser Parkplatz ein paar Kilometer weg von der nächsten Ortschaft zur Verfügung steht. Hier stören wir wirklich niemand, das Übernachen wird augenscheinlich geduldet. Wir sind der erste Camper, der an diesem Spätnachmittag ankommt. Aber eiderdaus, wir führen nun den Beweis, das Camper, so sehr sie sich nach Ruhe sehnen, doch nur gewöhnliche Rudeltiere sind. Warum? Seht selbst!

Rudeltiere in Frankreich

Der Parkplatz ist wirklich riiiiiiesig, geht weit um die Ecke. Minimum tausend Fahrzeuge finden sicherlich Platz und der zweite Camper der kommt, stellt sich exakt neben uns.
Ich begreife das nicht. Nicht das es uns stört – ist ja immer noch genug Platz, aber verstehen würde ich es gern. Wollen alle ihre Ruhe, möglichst nicht auf den Campingplatz und dann drängeln sie sich doch nebeneinander. Mysteriös. 😉

Und dann gibt es noch ein wenig Sonnenuntergang, bevor die Nacht ganz ruhig wird. Herrlich.

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Tag 7 – Schöne Aussicht und noch eine Altstadt

Noch ganz beseelt von der hübschen Alstadt, wachen wir auf unserem City-Parkplatz in Murten (Schweiz) auf, die Nacht war ruhig und gut, die Lage an der Straße hat keineswegs gestört. Wir zögern nicht lang und setzen nach dem Frühstück unsere Tour südlich des Murtensee , 80 Kilometer gen Westen fort. Natürlich müssen wir unterwegs immer wieder, fast jeden Tag irgendwelche Erledigungen machen, damit das Camperleben läuft. An dem Tag einmal kurz anhalten Frontscheibe putzen und Pipibehälter in einer öffentlichen Parkplatztoilette leeren. Wie entspannt doch das Leben mit unserer Trockentrenntoilette ist.
So – und dann aber zum eigentlichen Tag: Wir machen es uns mal leicht und fahren mit dem Auto so weit es geht einen Berg hinauf. Google hätte uns natürlich gern mal wieder den geschotterten Weg hochgeschickt – aber neee, wir finden glücklicherweise die Asphaltstraße, die uns zum kostenfreien Parkplatz des Chalet de la Dent de Vaulion bringt. Direkt schön.

Parkplatz Chalet Dent de Vaulion

Wir wollen mal kurz auf den Gipfel des Berges, des Dent de Vaulion, 1483 Meter ist er hoch. Eine Viertel Stunde Weg, etwa 500 Meter gehts kurz straff hinauf und dann haben wir eine tolle Sicht auf den Schweizer Jura und hier auf den Lac du Joux – Frankreich. Wir sind kurz vor der französischen Grenze.

Dent de Vaulion

Schön, wenn man so viel Zeit hat, dass man Blümchen fotografieren kann. Die Natur ist herrlich und je nachdem wo wir sind – blühen natürlich andere Pflanzen. Wir versuchen das ein wenig festzuhalten, auch wenn wir nicht immer wissen, wie sie heißen. Grad als wir das übrigens machen, stürmen 6 uniformierte und bewaffnete Grenzkontrollkorps den Berg hinauf. Ist das nicht idyllisch hier? 😉

Wie eigentlich die ganze Reise schon, entstehen die nächsten Ziele immer sehr kurzfristig. Als wir auf der eben gezeigten Bank auf dem Berg ein wenig in die Landschaft schauen, wissen wir eigentlich noch nicht so hundertprozentig, wo wir als nächstes hinfahren. Verrückt und irgendwie auch schön.
Möglichkeiten gibt es Millionen – wir entscheiden uns für den Sprung über die Grenze nach Frankreich, das Wetter schlägt um, die Straßen werden unmittelbar nach der Grenze deutlich schlechter und während wir eine Mittagsrast bei Couscous, Feta, Tomate, Gurke etc. einlegen, blitzt und donnert es rund um uns.
Wir halten uns dann gen Südwest – fahren westlich an Genf vorbei und erreichen einen wunderschönen Feierabendstau. Das kommende Ziel, die Stadt Annecy (Frankreich) müssen wir uns hart im Stop & Go erkämpfen. Ein klein wenig feiern wir bei Einfahrt in die Stadt – wir erspähen unerwartet das Hinweisschild, dass hier eine besondere Umweltzone gilt (Frankreich hat die Regelung ab Januar 2025 gestrafft) – wir haben ja nicht viel geplant aber diese Umweltplakette hatten wir uns für knapp 5,00 Euro tatsächlich für den Fall der Fälle vorm Urlaub geordert und sie wurde uns postalisch zugeschickt. Auf dem Parkplatz kleben wir die Vignette mal zu unserer grünen dazu – ist leider bissi schief gegangen, sieht demnach etwas bescheiden aus – kommt nach dem Urlaub gleich wieder runter.

Umweltplakette Schweiz

Macht nix, dafür pflanzt uns Marcus mit seinem eindeutig besseren Talent für enge Gassen auf den Cityparkplatz Annexy. 2 Euro Parkgebühr (nur bis 19.00 muss bezahlt werden). Sicherheitshalber fragen wir mal die Ordner, die gerade kontrollieren kommen, ob es ok geht – wenn wir ein wenig über der Markierung stehen. Sie nicken es ab.

Cityparken direkt am Hafen Annecy

Und dann mal ab in die Altstadt von Annecy – die Vieille Ville, eine weitere Altstadt, die uns mit bunten Fassaden und damit wunderschönen historischen Gebäuden verzückt. Es ist deutlich voller als am Vorabend in Murten aber ich erwische einen Moment, wo auf dieser Kreuzung keine Menschen laufen.

Annexcy / Frankreich

Doch Annecy kann nicht nur bunte Fassaden mit lasziv geöffneten, manchmal geschmückten Fensterläden…

Blickmoment in Annecy

…mit seinem Kanalsystem gilt es als „Klein Venedig der Alpen“. Besonders, wenn die vielen Restaurants entlang der Kanälchen ihre abendliche Schlummelbeleuchtung einschalten, schaut das Örtchen wirklich unglaublich nett aus. Viel Zeit bleibt uns nicht bis zur vollen Dunkelheit, wir düsen von Brücke zu Brücke – die Altstadt ist jedoch schnell abgelaufen.

Annecy am Abend
Annecy am Abend

Der wohl berühmteste Blick soll jedoch dieser hier sein  – der Blick auf das Palais de l‘Isle. Malerisch liegt die einstige Burg und auch schon Gefängnis mitten im Fluss Thiou, heute beherbergt das historische Gemäuer ein Museum.

Der Blick in die entgegengesetzte Richtung kann absolut mithalten:

Neben berühmten Spots gibt es natürlich auch immer die ganz privaten schönen Blicke – so wie diesen hier, einfach ein Blick in eine Straße, welche im Sonnenuntergang recht hübsch daher kam.

Was uns nach der kurzen Zeit Schweiz aber sofort und kontrastreich ins Auge fällt, ist das Leid, was diese Stadt augenscheinlich auch auszeichnet. Wir wurden bestimmt von drei bis vier Bettlern angesprochen, es saßen auch noch welche rum. Irgendwie ganz seltsames Gefühl – einerseits so schöne Eindrücke und andererseits die Armut. Das hat die Freude über die historische Altstadt tatsächlich leider bei uns gedämpft.

Und: Noch gar nicht erwähnt habe ich die herrschtliche Lage der Stadt am karibisch blauen und gleichnamigen See. Die Farbe kommt natürlich abends nicht mehr so raus. Der Mann im Boot sammelt übrigens Müll vom Grund des Sees.

Und da unser Parkplatz sehr nah am Hafen liegt – kehren wir auch hier am Abend für ein Sonnenuntergangsfoto zurück. Einfach schöne Stimmungen,  eine Menge Menschen sind noch mit Sport beschäftigt. Radfahren, Skaten, Joggen, die öffentlichen Fitnessgeräte benutzen. Ziemlich viel in Bewegung hier.

Ein letzter Eindruck darf nicht fehlen – etwas Kunst im öffentlichen Raum, Streetart Annecy:

Streetart Annecy
Streetart Annecy

Tja und als unser Rundgang endet, geht es so circa auf 22 Uhr zu. Wir haben noch keinen gesicherten Übernachtungsplatz, nur eine Option, die wir aus der Park4Night App rausgesucht haben… die fahren wir jetzt mal an – und ob‘s geklappt hat bzw. wo wir genächtigt haben – erfährst Du an Tag 8.

Bitte hochscrollen für Tag 8.

Tag 6 – Auf dem Holzweg?

An Tag 6 haben wir den Salat, wir dachten eine ungeplante Tour sei cool und dann? Führt uns diese Reise doch auf den Holzweg.

Den Holzweg bei Thal, im Balstahl, Kanton Solothurn, Schweiz. Wie cool ist das denn? Erst mal können wir ohne Probleme den Camper parken. Kostenfrei und genug Platz auf dem Parkplatz P2/ langer Holzsteg.

Langer Steg Parkplatz Balsthal Holzweg
Parkplatz am Holzweg / Balsthal

Dann verschwinden wir über diese kleine Holzbrücke erst mal im Wald. Wie überall knallt auch hier das Grün gerade mächtig hervor.

Holzbrücke am Holzweg
Holzbrücke am Holzweg

Unser eigentliches Ziel ist eine etwa 2 Kilometer entfernte Burgruine. Der Weg dorthin deckt sich mit dem sogenannten „Holzweg“ – so heißt dieser Wanderweg, auf dem sich der Künstler Sammy Deichmann ausgetobt hat. Mit seinen Installationen will er den Wald und das Naturprodukt Holz auf spielerische Art erfahrbar machen. Eine Installation müssen wir Dir auf dem Video zeigen. Für den Blog eignet sich zunächst diese riesige Holzkugel.

Holzkugel auf dem Holzweg
riesige Holzkugel auf dem Holzweg

Paar Minuten weiter staunen wir nicht schlecht und fühlen uns direkt zurückversetzt ins Jahr 2017 und unsere Japanreise. Wir wissen sofort, worauf die nächste Insallation anspielt. Die roten Toris sind ein ganz typisches Merkmal, des Fushimi Inari Schreins in Kyoto. Mega!!! Wir gehen durch die vielen Toris durch, soll Glück bringen.

Rotes Tori auf dem Holzweg
rotes, japanisches Tori auf dem Holzweg

Dann endet der Holzweg für uns erst mal, der windet sich kreuz und quer auf verschiedenen Wegen durch dieses Waldstück, doch wir entdecken nun die besagte Burg – Burgruine Neu-Falkenstein.

Burgruine Neu-Falkenstein
Burgruine Neu-Falkenstein

Tag 5 –

 

 

 

Tag 2 – bunte Schirmchen in Eisenberg

Wir hatten eine ruhige Nacht auf dem Wanderparkplatz Nähe Eisenberg, halten für einen kurzen Zwischenstopp in Eisenberg – da uns bereits am Vorabend die bunten Schirme über der Einkaufsstraße aufgefallen sind:

Bunte Sonnenschirme im Steinweg in Eisenberg Thüringen
bunte Schirme im Steinweg I Eisenberg I Thüringen

Gieskannen, Milchkannen und Regenschirm als Deko

Doch wir finden nicht nur die etwa 350 bunten Schirme, die Dekoration für das Eisenberger Mohrenfest, sondern auch eine alte Werbung an einer Hauswand „Qualitätsmöbel vom VEB Möbelkombinat“. Im Netz finde ich ein PDF „Möbelwerker erzählen“ – „Das Treuhand-Schicksal des Möbelwerks Eisenberg“. Die Dokumentation vom „Erzählsalon“ von Rohnstock-Biografien liest sich wie ein Krimi und nach der Lektüre versteht man den Osten der Bundesrepublik vielleicht ein klein wenig besser.

„Qualitätsmöbel“ / VEB Möbelkombinat

Nach kurzem Spaziergang zum Rathaus sowie Stadtmuseum, geht die Fahrt für ins weiter gen Südwest:

Rathaus Eisenberg
Rathaus Eisenberg

 

Klötznersches Haus Eisenberg Thüringen
Klötznersches Haus Eisenberg I Stadtmuseum

Nachtlager finden wir auf dem Wanderparkplatz vor dem Jagdschloss Platte in Wiesbaden. Sehr einsam sind wir hier nicht, denn am nächsten Tag findet eine Veranstaltung von Assistenzhunden statt, dementsprechend Gewuff und Trubel ist bereits am Vorabend auf dem Parkplatz.

Jagdschloss Platte

 

abendlicher Ausblick gen Wiesbaden

Tag 1 – Packen und Zwischenstopp bei Eisenberg

Der erste Tag ist ultraschnell erzählt – wir kommen mal wieder aus dem Galopp unseres Alltags, haben noch nichts gepackt und somit verbringen wir den halben Tag damit, unsere sieben Sachen zusammenzupacken. Gleichzeitig entmüllen wir noch ein wenig die Wohnung uns starten irgendwann gegen 17.00 Uhr gen Süden. Auf eine Reise, deren Route uns selbst noch völlig unklar ist. Alles was wir haben ist eine Umweltplakette für Frankreich und eine Maut für die Schweizer Autobahnen. Damit ist zumindest die Idee einer Richtung klar.

2 Kommentare

  • Schon ganz schön viel geschrieben, wolltest du eigentlich nicht. Vielen Dank für die prima Bilder und die Beschreibung dazu! Tolles Licht und tolle Aufnahmen. Wir sind weiter gespannt auf eure Tour. LG Vati

  • Die Müdigkeit vom 12. Tag ist wohl verflogen, doch noch ein großer Bericht geworden.
    Die Bilder der letzten Tage sind nicht zu toppen, einfach genial und der Gänsegeier ist ja ein Profibild! LG M&V aus Leipzig

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