Tripp Tipp

Mit dem Rad von Brandenburg (Havel) nach Hamburg – erste Impressionen

Lesedauer 6 Minuten
Gepacktes Rad für die Fahrt Richtung Hamburg

Wer hätte das gedacht, wir haben tatsächlich alle sechs unterschiedlich langen Etappen von Brandenburg an der Havel bis Hamburg gemeistert. Eine Woche hatten wir Zeit. Kondition ist die eine, Wetter eine andere unbestimmbare Komponente. In diesem ersten Beitrag möchte ich einfach nur ein paar Impressionen teilen, denn im Vordergrund steht heute irgendwie doch die körperliche Regeneration.

Nach unserer Rückfahrt lässt sich nicht leugnen, dass eine Fahrt auf dem Fernradweg, neben all der nahezu unbeschreiblichen weiten Natur, natürlich auch ein wenig anstrengend ist. Zumal wir die Fahrt mit zwei Radtaschen nicht gewöhnt sind und uns auch in Hamburg nicht sonderlich geschont haben. Gibt ja doch einiges zu entdecken da, doch dazu später mehr.

 

Hier also mal unsere Reise mit dem Rad von Brandenburg nach Hamburg in Kurzfassung.

Etappen:

Brandenburg – Rathenow – Havelberg – Wittenberge – Hitzacker – Lauenburg – Hamburg

Mit dem Regionalzug ging es samstags von Potsdam nach Brandenburg an der Havel. Klingt im ersten Moment ein wenig wie Schummel, ich weiß – wir haben uns jedoch gedacht, dass sich die Tour von Potsdam gen Brandenburg durchaus an einem Wochenende fahren lässt und so haben wir sie ausgespart um an anderen, weiter entfernteren Orten mehr Zeit zu haben.

In Brandenburg ging es also bei glühendheißen 30 Grad auf´s Rad. Am ersten Tag sind wir zwischen 65 – 70 Kilometer gefahren. Die Strecke war gemischt. Zunächst mussten wir erst mal raus aus der Stadt, dann zog sich ein super asphaltierter Weg durch den Wald, hier habe ich die ersten Pilze entdeckt.

Pritzerbe

Irgendwo müssen wir über die Havel rüber – der kleine beschauliche Ort heißt Pritzerbe. Mit uns fahren einige Radfahrer rüber und schon geht es weiter durch Felder, Wald und Wiesen. In Rathenow angekommen, machen wir am Abend einen kleinen Stadtrundgang. Ein mächtiger Regenguss geht runter. Was für ein Glück, dass das italienische Restaurant keinen Außenplatz mehr für uns hatte – und wir somit schon ganz entspannt drin saßen.

Am zweiten Tag führt uns der Havelradweg in ungefähr 55 Kilometer vorbei an einem Militärübungsplatz, unfassbar vielen Storchennestern und durch kleine unscheinbare Orte wie hier durchs beschauliche Grütz, was viele vielleicht durch eine Wasserwanderstelle kennen.

Grütz / Havelradweg

Ein Ort, wo wir zum ersten Mal so richtig die Backsteinbauweise wahrnehmen – obgleich es die natürlich in Potsdam, in Rathenow und auch in Brandenburg gibt. Aber diese urigen alten Scheunen – die gibt es eben nicht mehr überall. Am Ende des Tages sind wir in Havelberg angelangt und finden die kleine Stadt, welche in Sachsen- Anhalt liegt auf Anhieb total schön. Hier wollen wir auf alle Fälle nochmals gesondert hin und die Gegend genauer erkunden.

Vielleicht ist das ein Vorteil, vielleicht ein Nachteil – ich weiß es einfach nicht. Kommt man mit dem Rad durch die verschiedenen Orte hat man auf alle Fälle einen kurzen Eindruck. Es bleibt aber auch immer das Gefühl, dass man sich bestimmte Sachen gern viel genauer angesehen hätte. Schnell macht sich dann jedoch wieder die Neugier breit – wo man am nächsten Tag schläft, isst oder spazieren geht. Diese Schnellebigkeit bei dieser Art von Reise muss man einfach mögen.

Am dritten Tag geht es von Havelberg nach Wittenberge. Ein bisschen haben wir schon sinniert – aber irgendwie war das unsere schönste Etappe. Weil sie nur knapp 40 Kilometer lang war? Weil wir den Zusammenfluss von Havel und Elbe gefunden haben? Weil wir zwischen den beiden Flüssen auf dem Deich gefahren sind und die Natur hier besonders schön war? Oder weil wir das Storchendorf Rühstedt mit seinen wohl an die 50 Storchennestern besucht haben? Wie auch immer – die dritte Etappe behalten wir in sehr guter Erinnerung.

Wir übernachten in einem alten Industriegebäude, welches zum Hotel umgebaut wurde und brechen am 4. Tag auf eine sehr gemeine, über 80 Kilometer lange Tour, mit fast konstantem Gegenwind auf. Natürlich hatte die auch ihre Reize – aber vor allem hat sie mich doch stark an meine körperlichen Grenzen gebracht. Nie hatte ich an dem Tag das Gefühl aufgeben zu müssen – aber so im allerkleinsten Gang Kilometer für Kilometer auf oder neben dem Deich ist schon eine Nummer. Ein wenig Abwechslung bot der ehemalige Grenzturm in Lenzen. Und hoch da.

Mit dem Trabi durch die Mauer – Zwerg in Hitzacker

Egal wie müde wir am Ende des Tages sind, Hitzacker (Niedersachsen) schließen wir sofort fest in unser Herz. So eine süße Stadt mit so tollen Fachwerkhäusern. Na klar ist die Gefahr des Hochwassers in allen der Elbe anliegenen Orten allgegenwärtig. Hochwassermarken der letzten Jahre, Schutzvorrichtungen. Aber so lange keine Gefahr in Sicht ist – dürfen wir als Touristen uns einfach auf die schönen Dinge des Ortes konzentrieren. Den Elbestrand, die hübschen Malven vor den Häusern, die kleinen hier und da verteilten Messingzwerge, wildromantische Vorgärten, noch mehr Backstein, verwinkelte Gassen und der wohl allerschönste Ausblick auf eine Stadt mit vielen roten Dächern. Hier muss ich auch noch mal mit etwas mehr Zeit hin.

Und ja, ich liebe diese kleinen Inhabergeführten Imbissläden. Hier schmeckt es meistens und es geht recht schnell. Das passt – heute knallen wir uns eine Pizza rein. Und eine Cola – verdient – ist vielleicht die falsche Formulierung. Der Körper schreit nach Fett, Kohlenhydraten und Zucker. Einen sehr leckeren Eisladen gibt es dort übrigens auch.

Es warten zwei weitere ungefähr 60 Kilometer lange Etappen auf uns. An Tag fünf erobern wir Lauenburg, was ebenfalls an der Elbe liegt und auch wieder durch eine alte Fischeraltstadt besticht und Tag sechs bringt uns heißersehnt in die Hansemetropole Hamburg. Fast können wir nicht glauben, dass wir schon in Hamburg sind. Bestimmt 25 Kilometer fahren wir durch´s südlich gelegene Marschland. Sehr ländlich, nix Hamburg so wie ich es kenne. Erst auf die letzten 10 Kilometer wird es wirklich urban. Jetzt fahren die Züge kreuz und quer über die Elbe, steht ein Gewerbegelände neben dem nächsten. Ein dünnes „ich will zurück“ in die ruhige Natur meldet sich in mir … aber wir haben 3 Nächte Hamburg gebucht.

Und wir wollen auch wirklich diese Metropole erleben.

Dennoch – es ist unfassbar laut, es sind unglaublich viele Autos unterwegs – und wir strampeln mittendrin. Nein, wir sind nicht wirklich die gebohrenen Stadttouristen, obgleich wir beide Großstädter sind. Ich schaue mich ein wenig um und habe das Gefühl, einige Leute schauen uns sehr freundlich an. Fast als würden sie sich mit uns freuen, fast als ahnten sie, dass wir unser Ziel erreicht haben. Aber vielleicht sind wir auch die positiven Vorboten des nun wieder anrollenden Elbradwegtourismus. Unterwegs waren wir oft allein auf weiter Flur. Anrainer erzählten uns, dass zumindest am Wochenende normalerweise die Hölle auf dem Fernradweg los sei. Nix davon gesehen – wahrscheinlich hatten wir riesiges Glück.

Wir stürzen uns also ab Donnerstag nachmittag ins Hamburger Getümmel und laufen, bis wir Plattfüße haben. Wohin – darüber schreibe ich gesondert.

Ach … ich könnte hier ewig weiterschreiben. Wir haben soviel gesehen in den kleinen Orten und größeren Städten und auch unterwegs … in den nächsten Tagen, freut Euch drauf – gibt es noch paar Beiträge zu dieser Reise. Ich biege auf alle Fälle mal meinen Daumen nach oben. Die Tour ist wunderschön und hat meinen Geschmack absolut getroffen. Eine wirklich gute Alternative zur USA, klingt komisch … ist aber so.

Eins noch zum Schluss – die Route oder zumindest die Hauptorte dieser Route, lassen sich sehr gut auch mit dem Auto bereisen. Also ihr Lieben, falls ihr nicht ganz so sattelfest seid – daran sollte es nicht scheitern, den genannten Orten einen Besuch abzustatten.

Falls Ihr Fragen zum Radweg, zur Strecke zu Hotels oder zu irgendwas habt – schreibt mir gern.

Ansonsten bis bald, seid lieb gegrüßt … in Hamburg sagt man Tschüss … stand über der Hoteltür!

Und hier noch eine Fotoimpression der Havel bei Rathenow:

Havel bei Rathenow

 

 

 

 

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