Tripp Tipp

Das Müllproblem von Rom – zwischen kollossalem Glanz und Gestank

Müllproblem Rom
Lesedauer 8 Minuten

Glaubt mir, ich würde wirklich lieber über strahlend schöne Reiseerlebnisse schreiben, denn so richtig fein wird dieser Beitrag hier nicht. Das Müllproblem von Rom beschäftigt mich, seit meiner Rückkehr aus Italien sehr. Als ich auf die Reise zulaufend hier und da erzählte, wo es dieses Mal hingeht, schlug mir ausnahmslos Begeisterung entgegen. Von Gänsehaut, bis feuchte Augen und hoher Stimmen, wiiiiiieee schöööööön Rom doch sei, erwähnte tatsächlich nicht eine Person das arge Müllproblem von Rom. Nicht eine! Umso mehr bin ich aus den Latschen gefallen, als ich vor Ort flächendeckend mit dem Problem konfrontiert wurde. Zum Brechen eklig. Ganz ehrlich. Natürlich hat Rom unglaublich faszinierende Seiten, auch penibel gereinigte Flächen und ein paar echte Highlights für die es sich lohnt, dorthin zu reisen. Wer möchte nicht einmal im Petersdom stehen, das Pantheon entdecken, ums Kolloseum spazieren oder im alten Viertel Trastevere in eine der vielen Bars einkehren? Machen wir auch alles, doch im Kern des Beitrages, möchte ich heute ungeschönt über eine eher dunkle Seite von Rom berichten. Das Müllproblem von Rom.

Bin ich einfach nur zu empfindlich oder hat Rom wirklich ein Müllproblem?

Beginnt man eine unbekannte Stadt zu explorieren, gibt es immer Dinge, die besonders stark in die Sinne drängen. Was war´s bei mir in Rom? Wir kommen mit dem Zug am Hauptbahnhof Roma Termini an, die Stadt entscheidet sich, dass es die unglaublichen Menschenmassen sind, welche meine Sinne als erstes besetzen. Menschen erzeugen meistens Müll, doch am Anfang ist mir das noch nicht so negativ aufgefallen. Viel wichtiger war es, unsere sensationelle Wohnung mit der unglaublichsten Aussicht aller Zeiten zu finden.

Naja, bisschen Lust auf Rom wollte ich euch schon machen!

Doch dann läufst du los, siehst die erste Dreckecke und denkst Dir: „Das kann doch nicht wahr sein, sicherlich ein Einzelfall.“ Läufst weiter und das Problem wird zu einem generalisierten Problem des Urlaubs. Das Traurige: Immer wenn ich jetzt gefragt werde, wie es mir in Rom gefallen hat, fällt mir als erstes dieser gigantische Müll und der Geruch dazu ein, der dazu führt, dass diese Stadt ganz bestimmt nicht zu meiner Lieblingscity mutieren wird.

Bin ich zu empfindlich? Ganz bestimmt nicht. Als Kind des Ostens, wo Flüsse verfärbt, Umweltschutz ein Fremdwort und brennende Mülltonnen Tagesordnung waren, bin ich einiges gewöhnt – durfte aber eben auch miterleben, wie sich Städte wandeln können, so man mag. Bevor ich darauf eingehe, warum es das Müllproblem von Rom überhaupt gibt, dürfen nun erst mal paar Bilder sprechen.

Das Müll-Chaos von Rom – Kolloseum

Es ist immer wieder schön und wichtig, den Fokus vor allem auf die schönen Sachen des Lebens zu richten und einmal rund um´s Kolloseum von Rom zu spazieren, ist der Traum vieler Menschen. In unseren Wünschen lassen wir uns jedoch gern leiten und verleiten. Wir sehen ein Foto, idealisieren vielleicht Orte – denn Fotos zeigen eben immer nur einen temporären Ausschnitt und ganz besonders Reisefotografie und Reiseberichterstattung ist prädestiniert für geschönte Bilder. Also – wie war´s nun wirklich am Kolloseum.

Die leichte Anhöhe lockt viele Fotografen:

Müll am Kolloseum in Rom Hübsch, nicht? Historischer Klotz, paar Blüten etwas Sonnenuntergang…

Und so schaut es tatsächlich dort aus:

Müllproblem Rom …kaum ein Meter, wo kein Müll im Gebüsch liegt

Wir laufen einmal komplett herum und ich muss sagen, das ist wirklich eines der beeindruckendsten Bauwerke, was ich je gesehen habe. Also ruhig hinfahren – aber: Sich eben auch auf das vorbereiten, was man eigentlich nicht sehen möchte und (kleine moralische Keule) – sich so Stück für Stück darüber bewusst werden, dass man selbst Teil dieses weltweiten Problems ist.

Sag hallo zu der kleinen Ratte, für die das alles ein kleines Mekka ist und hoffe, dass sie dir nicht über die Füße läuft.

Blick nach recchts: Das Kolloseum im Abendlicht

Und nur mal einer von vielen überquellenden Mülleimern:

Blick nach links: Einfach viel zu klein, für die vielen Plastikflaschen

Auch St. Paul vor den Mauern bleibt vom Müll nicht verschont

Eine spannende Busfahrt bringt uns zur Kirche St. Paul vor den Mauern. Diese Kirche ist wirklich wundervoll, meine absolute Empfehlung für deine Romreise und zudem eine von derzeit 12 Papstkirchen in Rom. Als erstes versuchen wir ein schönes Foto von außen zu ergattern. Dafür steigen wir auf eine Anhöhe hinauf und ja, das gefällt mir gut von hier oben:

Kirche St. Paul vor den Mauern / Rom St. Paul vor den Mauern

Und genau an diesem hübschen Fotopunkt leider wieder die bittere Wahrheit – der Blick an den Wegesrand oder eben direkt nach unten zu den Füßen. Hier schaut es mal richtig eklig aus. Hat es da etwa auch im Gebüsch geraschelt?

Müllproblem Rom Pfui!

Wir schlendern den Fußweg entlang und das Bild was jetzt kommt, steht für eines von vielen in Rom. Überquellende Mülltonnen wo man nur hinschaut. Die einzigen Tonnen, die augenscheinlich regelmäßig geleert wurden, waren die vor unserem Haus. Vielleicht, weil sie mit dem Auto gut angefahren werden konnten. Aber gut – jetzt erst mal das muchige Bild in der Nähe der Kirche St. Paul vor den Mauern.

Diese Art von Tonnen sind der Beweis dafür, dass Gleiches von Gleichem und eben nicht nur die Gegensätze sich anziehen. Wo eine Mülltüte steht, fällt eine weitere ja wohl nicht weiter auf? Oder? Und wo zwei stehen, na da stell´ ich doch gleich mal die dritte dazu. Und so weiter.

 

 

Und das Müllproblem in Rom Ostiense

Meine ausgesprochene Graffitiliebe zieht uns in den römischen Stadtteil Ostiense. Einige Gasometer und auch das bei unserem Besuch leider geschlossene „Museum Centrale Montemartini“ lassen auf die einst hier ansässige Industrie schließen. Heute locken überdimensionale und auch kleine witzige Graffitis zu einem Spaziergang. Nur zart besaitet darf man nicht sein.

Ostiense Gasometer und Graffiti Graffiti und Gasometer in Ostiense
Igittigitt.

Es ergreifen mich gemischte Gefühle, die sich zwischen Erstaunen ob der Bilder und Angewidertheit bewegen. Nahezu flächendeckend sind einige Fußwege mit Müll übersäht. Eigentlich unvorstellbar, deshalb habe ich irgendwann angefangen, das Zeug zu fotografieren.

Ganz besonders schlimm wurde es eigentlich auch immer in der Nähe der Mülltonnen. Das Phänomen haben wir in Deutschland auch und ganz sicher sind Wind und Vögel an der Verteilung des Mülls beteiligt. Aber so viel? Und vor allem ein Autoreifen, riesige Kartons und Tüten voller Müll? Richtige Schweinerei.

Dreifach Pfui!

Warum hat Rom überhaupt dieses Müllproblem?

Man muss nicht lange überlegen, dass es für das gigantische Müllproblem von Rom eigentlich nur zwei Gründe geben kann. Der erste ist hausgemacht. Jeder Einzelne der Müll produziert, sollte die Menge so gering wie möglich halten und den Rest sachgemäß entsorgen. Autoreifen in die Recyclinganlage, Hausmüll vernünftig verschlossen in die Tonnen. Doch wie soll das gehen, wenn es manchem Einwohner oder Tourist völlig egal ist, wo er den Müll einwirft und Grund zwei – nämlich ein Strukturproblem der Sache im Wege steht?

Laut einer ARD-Recherche wurde wohl im Jahr 2013 wegen Umweltbedenken die größte Müllverbrennungsanlage von Rom geschlossen. Seither wird man sich von Seiten der Politik nicht einig, ob man eine neue Verbrennungsanlage bauen soll oder doch eher auf Recycling setzt. Unausgereift wie das alles ist, führt die Situation im Moment dazu, dass von den täglich produzierten 4000 – 5000 Tonnen wohl zum Beispiel täglich 900 Tonnen Restmüll nach Amsterdam gefahren und dort verbrannt werden. Ob das nun die bessere Lösung ist?

Und weil es zudem zu wenig Kapazität des Abtransports, zu wenig Personal in der Abfallwirtschaft und manchmal auch das Problem gibt, dass das Müllauto wegen zugeparkter Straßen gar nicht zu den Tonnen hinkommt, schaut es in Rom häufig so aus.

Da ist sogar Teddy traurig.

Müllproblem Rom Teddy ist traurig über das Problem.

 

Dabei wollte ich doch nur eine schöne Aussicht auf Rom genießen

7 Tage sind wir durch Rom gelaufen, mehrere Stadtteile haben wir besichtigt und während die Altstadt noch weitestgehend vom Müllproblem von Rom verschont oder einfach ein wenig besser gepflegt ist, sind die nicht so populären Bereiche sichtbar vernachlässigt.

Was heißt die nicht so populären Bereiche? Ein Spaziergang führte uns für eine schöne Aussicht auf Rom auf einen Hügel unweit des Vatikans. Eigentlich nicht minder populär aber eben nicht der Vatikan oder der Piazza die Popolo sondern: Die Terrassen des Belvedere del Gianicolo. Die Sicht von hier über die Stadt: Einfach grandios.

Aussicht über Rom Aussicht über Rom

Und ja, gern hätte ich mich auch einfach mal paar Minuten auf die eigens dafür aufgestellten Bänke gesetzt und den Blick auf mich wirken lassen. Aber nein, lassen wir mal lieber. Schaut gar nicht gemütlich aus. Wohl bemerkt: Der Mülleimer im Hintergrund ist leer. Es ist also nicht nur ein politisches Problem, sondern einzig die Faulheit derer, die hier saßen – ihre Kekspackung, die Zigarettenschachtel oder die leere Dose zehn Meter weiter nach hinten zu tragen. Geht mir einfach nicht in den Kopf.

Müllproblem von Rom Das Übel mal so richtig nah…

 

Und hier nochmal in der Übersicht. Einfach traurig.

Fazit: Das Müllproblem von Rom

Was soll es da für ein Fazit geben? Falls du demnächst nach Rom gehst, weißt du einfach jetzt über das Müllproblem von Rom Bescheid und fällst nicht wie ich aus allen Wolken.

Wenn du kannst, sorge einfach dafür, dass nicht noch mehr Müll rumliegt. Soweit möglich, vermeide Wegwerfbecher oder alles, was eben nur eine kurze Nutzungsdauer hat. Einkaufstüten aus Plastik, Werbebroschüren, Flyer, gratis Werbegeschenke. Letztendlich ist es gut, möglichst bewusst und achtsam an das Thema ranzugehen, sich aber auch nicht selbst zu kasteien. Geht auch gar nicht immer, wie unser spontaner Besuch im Kirchenbistro in der bereits oben beschriebenen Kirche St. Paul vor den Mauern bewies.

Der Tag war heiß, das Fleisch schwach – wir witterten den schnellen Push durch einen Muffin und einen Kaffee. Das wir das allerdings auf Papptellern und im Pappbecher serviert bekommen, haben wir erst geschnallt, als es auf dem Tablett stand. Grundlegend kehre ich ein, um genau das zu vermeiden. Hier hat es mal nicht funktioniert.

das Müllproblem von Rom Pappgeschirr im Kirchenbistro

 

 

Wie geht es dir mit dem Thema? Warst du schon mal in Rom und ist dir das Müllproblem von Rom auch so sehr ins Auge gefallen?

Vielen Dank jedenfalls, dass du dich für diesen Beitrag interessiert hast und schau´gern in Kürze wieder hier rein, wie immer ist der nächste Beitrag bereits in den Startlöchern. Dann zeige ich ganz sicher wieder eine sehr sehr schöne Seite von Italien. Sei gespannt.

Autorin: Sandra Hintringer

 

 

 

Quellen: 

Müll-Fiasko: Amsterdam bekommt jede Woche Hunderte Tonnen Müll aus Rom geliefert (berliner-zeitung.de)

Europamagazin: Italien: Roms Müllproblem und die Parlamentswahl | ARD Mediathek

Rom kämpft gegen den Müll: Umstrittene Verbrennungsanlage geplant (rnd.de)

8 Kommentare

  • Liebe Sandra, herzlichen Dank für diesen grundehrlichen und gut recherchierten Artikel. Wir waren im April nach längerer Zeit auch mal wieder in Italien, genauer in Sizilien und haben uns für ein paar Tage in Catania einquartiert. Ich bin keine Italien-Kennerin und will auch keine Äpfel mit Birnen vergleichen, aber Catania war auch der Oberhammer in Sachen Müll und Dreck. Habe bisher in Europa keine Stadt erlebt, die heruntergekommener war – und gleichzeitig quicklebendig und unglaublich spannend. Daran musste ich beim Lesen deines Artikels gerade denken. Danke dir und viele Grüße, Gabi

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    • Hallo Gabi,

      vielen Dank für Dein Feedback – das Problem ist wohl doch verbreiteter und tiefgründiger in Italien, als es auf den ersten Blick für uns Touristen scheint. Nicht so richtig schön jedenfalls – aber wie Du schon schreibst, es gibt auch unglaublich vitale Sachen in diesen Städten.

      Liebe Grüße
      Sandra

      Antworten
  • Puh, das ist wirklich krass und erinnert mich an Athen 2011, als das halbe Land im Streik lag. Als ich in Rom war, das muss so 2016, 17 gewesen sein, war das definitiv nicht so schlimm, das wäre mir aufgefallen. Puh, wie schade. Da hilft nur eins: wieder hinfahren, sobald sie die Probleme in den Griff bekommen haben. 😉

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    • Hallo Inka,

      Danke für Dein Feedback. „Krass“ – das trifft es und hat mein Bild dieser Stadt leider stark ins Negative verzerrt. Schade eigentlich, denn Rom hat so viele schöne Seiten. Und ja, wer weiß – vielleicht komme ich nochmal wieder 😉

      Lg

      Antworten
  • Ein sehr starker Artikel und ich finde es super, dass du dich kritisch mit Rom befasst – Schönfärberei gibt es ohnehin in fast allen anderen Reiseberichten auf diversen Blogs. In Rom war ich zuletzt vor rund 15 Jahren, da hatte ich es nicht so schlimm in Erinnerung. Aber wie du schreibst, war da ja auch noch die Müllverbrennungsanlage aktiv. Beim nächsten Besuch bin ich jetzt zumindest vorgewarnt. 😉

    Liebe Grüße aus Wien
    Christian

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    • Hallo Christian,

      vielen Dank für die Rückmeldung und Du sagst es, Schönfärberei gibt es überall (Rom hat ja auch wirklich tolle Seiten) – aber hier wollte ich zunächst über das Schreiben, was mich am meisten bewegt hat. Das war leider der Müll ;- )

      Lg Sandra

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  • Liebe Sandra,
    Danke für so einen ehrlichen Artikel. Ich weiß, dass Schweden inzwischen zu wenig Müll (!) hat für seine Verbrennungsanlagen (für die Stromversorgung) und deshalb Müll u.a. aus Neapel importiert. Da spielen dann auch noch kriminelle Strukturen eine Rolle. Alles sehr komplex. Umso wichtiger, dass du uns darauf hinweist. Das zeigt, dass viele Menschen und Tourist_Innen einfach auch eine große Belastung sind für solche Orte.

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    • Hallo Laura,

      ah, ok – das mit Schweden wusste ich noch nicht. Danke für den Hinweis!

      Lg Sandra

      Antworten

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