Tripp Tipp

Virtuelle Museumstour – Diese Anbieter kannst Du online besuchen

Lesedauer 8 Minuten

Willkommen in der Winterzeit und zudem noch in einer Zeit, in der wir durch eigene oder behördlich festgelegte Reisebeschränkungen unser Reise- und Informationsverhalten durchaus nochmals neu definieren dürfen oder sogar müssen. Viele Anbieter haben bereits letztes Jahr oder kreieren aktuell Online-Angebote. Vor allem für Museen oder Kinos bietet sich solch eine virtuelle Museumstour an. Gängige Formate sind die 360 Grad Rundgänge, Zoom-Sitzungen oder auch Podcasts.

Natürlich ist eine Reise kaum durch einen Onlinevortrag oder einen virtuellen Rundgang zu ersetzen, da sind wir uns sicherlich einig. Ich finde es dennoch unfassbar wichtig, dass wir zumindest ab und an Inhalte zu Kulturgütern konsumieren. In diesem Beitrag starte ich im ersten Teil mit ein paar kostenfreien Angeboten und teile im weiteren Verlauf auch Museen, die sowohl kostenfreie als auch kostenpflichtige virtuelle Angebote haben. (Das alles ist unbezahlte Werbung – ich habe alle Informationen selbst recherchiert und erhalte keinerlei Zuwendungen aufgrund dieser Nennung).

Kostenfreie virtuelle Touren

1. Deutsches Museum München

© Foto: Deutschs Museum / Ausstellungsgebäude

Dieses Museum wurde bereits 1903 gegründet und hat sich naturwissenschaftlich-technische Bildung auf die Fahne geschrieben.

Es gilt als das größte Wissenschafts- und Technikmuseum der Welt, welches 5 Standorte bestreitet, die ich hier gern mal aufliste:

 

  • Deutsches Museum München
  • Flugwerft Schleißheim
  • Deutsches Museum Bonn
  • Verkehrszentrum
  • Deutsches Museum Nürnberg

Weit mehr als 100 000 Exponate vermitteln Wissen zu Astronomie, Meeresforschung, Pharmazie und vielen anderen Bereichen. Sagenhaft finde ich die hier beherbergte größte Museumsbibliothek Deutschlands. Fünf!!! Regalkilometer beinhalten fast eine Million Bände. Nach Anmeldung darf man sogar drin stöbern. (Quelle: Pressemappe Museum)

© Foto Deutsches Museum / Lesesaal

Neben einem schier endlos mit spannendem Wissen gefüllten Museums-YouTube-Kanal kannst Du auch einfach eine Virtualtour über die Museums-Webseite machen. Wenn du auf den folgendenLink klickst, öffnet sich die virtuelle Ausstellungsübersicht.

https://virtualtour.deutsches-museum.de/

Hier kannst Du in einem 360° Rundgang einfach mal in die Räume schauen. Etwas spannender finde ich die Highlight-Touren“ – Du findest sie, wenn Du links in der Spalte auf das Sternchensymbol klickst. Zwar nicht wahnsinnig viel – aber für einige Exponate ist hier ein Audio hinterlegt.

2. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle

Landesmuseum Halle Außenansicht

Meine nächste Empfehlung geht zumindest virtuell nach Sachsen-Anhalt. Neben einer sehr kreativ und modern gestalteten Ausstellung beherbergt dieses Museum einen berühmten historischen Schatz: Die Himmelscheibe von Nebra.

Doch allein darauf sollte man das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle auf keinen Fall reduzieren. Sechs thematische Bereiche führen durch 400 000 Jahre Menschheitsgeschichte. Hier geht es von der Steinzeit bis zum römischen Kaiserreich.

2020 habe ich das Museum bereits life besucht und hier darüber berichtet. Durch die Recherche zu diesem Beitrag bin ich auf den YouTube-Kanal des Museums gestoßen. Unaufgeregt aber fundiert führt der Museumsleiter Prof. Dr. Harald Meller durch die Archäologie.

Längst bin ich noch nicht durch die derzeit 85 vorhandenen Videos durch. Doch seit ich seinen Vorträgen lausche, kenne ich nun zum Beispiel die Glockenbecherkulturen, die Schnurkeramiker und weiß, was es zum Beispiel mit der Schamanin von Bad Dürrenberg auf sich hat.

3. MUCA – Museum of Urban and Contamporary Art

Straßenkunst musealisieren? Funktioniert das?

Genau das haben sich die Gründer und Kunstliebhaber Stephanie und Christian Utz zur Aufgabe gemacht. Das Museum ist noch recht jung. Es wurde 2016 in der Halle eines ehemaligen Umspannwerkes eröffnet.

Das Museum bietet außer einem kleinen virtuellen Rundgang kein regelmäßiges Online-Angebote an. Auf der Webseite findet sich jedoch ein Reiter: „DIGITAL“ – hier sind sämtliche Audios, Videos, Podcasts zum Museum gesammelt. Hier erfährst Du zum Beispiel, was es mit den Ratten von Banksy auf sich hat.

Einen YouTube Kanal gibt es auch – hier mag ich besonders das Video, wo wir einem meiner liebsten Streetart-Duos, dem Künstler-Duo „Herakut“ ein wenig über die Schulter schauen dürfen.

4. Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Obwohl dieses Museum einen Steinwurf von unserem Wohnort entfernt ist, haben wir es immer noch nicht life besucht. Ungeschönt widmet es sich einem eher dunkleren Kapitel der deutschen Geschichte. Es liegt in einem heute sehr beliebten Villenviertel zwischem Neuem Garten und Pfingstberg. Dieser Beitrag hat mir Anlaß gegeben zu schauen, ob das Museum ein Onlineangebot hat. Und ich bin fündig geworden.

Zwischen 1916 – 1945 beherbergt die Villa den Sitz der Evangelischen Frauenhilfe. Hier ging es um die Stärkung des evangelischen Glaubens sowie die Verbesserung der Lage der Frau.

Zwischen 1945 – 1991 befand sich hier das Zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr. So sollten die nun hier ansässigen sowjetischen Streitkräfte vor Regimefeinden geschützt werden. Die Spionageabwehr fungierte als Gegenspieler westlicher Nachrichtendienste. Im Zuge der Inhaftierung kam es hier zu physischer und psychischer Folter wie Schlafentzug, Karzerhaft und stundenlange Verhöre. Lange Haft- und auch Todesstrafen wurden hier verhängt.

Zwischen 1945 – 1994 – „Militärstadt 7“ – in der Bevölkerung bekannt als „Verbotene Stadt“ – zentraler Deutschlandsitz der sowjetischen Militärspionageabwehr. Das Geheimdienstareal verfügte über eine eigene, von der Öffentlichkeit abgeriegelte Infrastruktur.

1994 – Abzug der russischen Truppen

2008 Gründung der Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße zur Erinnerung an das Unrecht und die Opfer

Einen guten Überblick bietet die Übersicht zu Rundgang und Inhalt auf der Webseite. Ein weiterer Reiter führt zu den Onlineausstellung „Militärstädtchen Nr. 7“ sowie „Die Geschichte der Brandenburger Frauenhilfe“.

Wirklich beeindruckend ist jedoch der 360° Rundgang, der ähnlich wie im später beschriebenen Dali-Museum über die Matterport-Software gestaltet ist. Das heißt – es gibt weiße Kreise als Bodenmarkierungen um durch das Haus zu „klicken / laufen“. Über das Halten der Maustaste kann man sich in jedem Raum um die eigene Achse drehen und somit wirklich alles ganz genau anschauen. Kleine grüne anklickbare Kreise signalisieren Infopunkte.

4. Verkehrsmuseum Dresden

Das Verkehrsmuseum Dresden wurde 1956 eröffnet und widmet sich Themen der Mobilität, Zeugnissen der Verkehrsgeschichte und den elementaren Fragen – wie zum Beispiel der Verkehr unsere Gesellschaft verändert.

Das Museum ansich ist wahnsinnig spannend – das digitale Angebot eindeutig ausbaufähig.

Ich stelle es hier vor, weil ich die Idee der „Mittagpausenführung“ total cool finde. In kurzen Videos werden jeweils Montags Mittags Häppchen der Verkehrsgeschichte präsentiert. Wie entsteht zum Beispiel ein Kotflügel oder wie fährt es sich mit einem Elbfloß?

Schaut mal rein – die kleinen Videos gibt es bei YouTube:

 

Gemixte Angebote

3. Städel Museum Frankfurt / Main

Das Städelmuseum ist – und jetzt muss ich mal dieses Wort benutzen: Ziemlich fresh.

Oder anders: Wegweisend im digitalen Transformationsprozess. Obgleich das Museum im allerersten Moment irgendwie konservativ klingt – es wurde bereits 1815 als bürgerliche Stiftung gegründet – eröffnen sich hier sehr moderne Kunstwelten.

Nun, es gilt als älteste und renommierteste Museumsstiftung von Deutschland. Da könnte man ja sagen, damit hatte das Museum am längsten Zeit modern zu werden. Aber vielleicht hat da einfach auch einer nur gute Berater, ein Händchen für die Zielgruppe oder den Geist der Zeit.

Über 700 Jahre europäische Kunstgeschichte kannst Du hier online und offline / kostenfrei und auch in Bezahlangeboten erleben. Wenn Du magst streifst Du vom 14. Jahrhundert zur Renaissance, den Barock, die klassische Moderne bis zur Gegenwart und begegnest damit Künstlern wie Lucas Cranach, Albrecht Dürrer oder Claude Monet. (Quelle: Pressetext Museumswebseite)

Wenn Du zum Städelmuseum kommst – kommst Du an Kunst nicht mehr vorbei

Da gibt es zum Beispiel die „Vorbereitungskurse“ die Digitorials® (eine gemeinsame Marke von SCHIRN, Städel und Liebieghaus) – hier kannst Du Dir innerhalb der scrollbaren Präsentationen einen Überblick über die Ausstellung erlesen. Das Digital® zur Monetausstellung hat 2015 sogar den Grimme Online Award gewonnen. 

Im Format Cafe Deutschland geht es auf Zeitreise. Über 70 Zeitzeugen, Künstler, Galeristen und auch Kritiker kommen hier im Interview zu Wort. Die Gespräche kannst Du auf der Seite lesen und als Teaser kurz die Stimmen der Sprechenden hören.

Du ahnst es wahrscheinlich – einen mehrere Städel-Podcast gibt es natürlich auch 😉 … da geht es mal um die Kunstwerke, mal um die Sonderaussstellungen, Kunstkrimis oder um die aktuelle Ausstellung: „Nennt mich Rembrandt“.

Und genau für die bekommst Du auch Tickets für eine virtuelle Museumsführung:

https://shop.staedelmuseum.de/tickets/museum-fuer-zu-hause/

Das ist aber längst noch nicht alles. Auf der Webseite warten noch die digitale Sammlung von 22.000 Kunstwerken, welche Du über eine Stichwortsuche erkunden kannst,eine Spiel-App, ein kostenfreier Onlinekurs mit dem Titel: „Kunstgeschichte Online“ und noch eine Museumsapp.

Ein Statement zur nahezu außergewöhnlichen Strategie und zur Übersicht über sämtliche digitalen Angebote findest Du Hier.

Also alle Daumen hoch für dieses Museum! Ich glaube, es ist in diesem Beitrag mein heimlicher Favorit.

4. Museum Barberini Potsdam

Eine der laut dem britischen Guardian wichtigsten Museumseröffnungen fand 2017 in Potsdam statt. Hasso Plattner, Softwareunternehmer lässt den Palast Barbarini rekonstruieren und schafft damit Raum sowohl für die alten Meister als auch zeitgenössische Kunst.

In wechselnden Themenausstellungen werden Leihgaben internationaler Museen präsentiert.

In einer wirklich sehr schönen und übersichtlichen und kostenfreien 360° Führung kannst Du die Ausstellung der Impressionisten aus der privaten Sammlung von Mäzen Hasso Plattner anschauen.

https://360.museum-barberini.de/impressionismus-sammlung/

Wenn Du auf den Link klickst, stehst Du inmitten einer der wundervollen hohen Räume des Barberini. Alle Räume sind recht ähnlich. Bodenmarkierungen – virtuelle Pfeile – weisen Dir den Weg an den Exponaten vorbei. Mit einem Klick auf´s Gemälde öffnet sich ein Pop-Up-Fenster. Neben den Fotos ist ein kleines „i“ klickbar – hier werden Dir die Infotafeln neben den Bildern angezeigt.

Das einzige was fehlt, ist das Knarzen des Parkettbodens sowie die strengen Museumsmitarbeiter, die sofort herbeieilen, wenn Du einem Bild zu nahe kommst – kann online nicht passieren.

 

Sicherlich auch sehr spannend – die derzeit 96 Videos auf dem YouTube-Kanal vom Museum Barberini.

 

Virtuelle Museumstour in englischer Sprache

1. Dalì-Theatre Museum in Figueres / Spanien

Dali hat mich schon immer fasziniert – und so ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass ausgerechnet das Dali-Museum in Katalonien / Spanien eine richtig schöne Tour anbietet. Während ich in anderen Touren häufig ziemlich verloren war, führt diese mit der Matterport-Technologie erstellte Tour, strukturiert durch Räume.

Ein weißer anklickbarer Kreis auf dem virtuellen Boden markiert jeweils die nächste sinnvolle Position. Weitere klickbare grüne, gelbe und rote Kreise führen Dich zu den Gemälden, Skulpuren oder beschreiben den Eingang in einen neuen Raum.

Einziger Haken: Ins Klo bin ich nicht reingekommen… – kleiner Scherz 😉

Selbst wenn Du der englischen Sprache nicht mächtig bist, macht es wahnsinnig Spaß, sich durch die Räume zu klicken.

https://www.salvador-dali.org/en/museums/dali-theatre-museum-in-figueres/visita-virtual/

2. Google Arts & Culture

Nicht ganz mein Geschmack – zumindest der Vollständigkeit halber möchte ich Dir diesen kostenfreien Dienst von google vorstellen. Wenn Du auf den folgenden Link klickst, öffnet sich die Möglichkeit, weltweite Museen und themenspezifische Touren Rundgängen bequem von zu Hause zu erkunden. Google benutzt dafür die Technologie, die Du wahrscheinlich schon von google Street View kennst.

Google Art & Culture

Ich habe das mal anhand des Pergamonmuseums in Berlin getestet und es ist natürlich stark, wenn man auf einen Klick mitten in den riesigen Gängen und Hallen steht, sich mal kurz auf einer Zeitreise fühlt oder überhaut mal kurz reinschnuppert. Über die +/- Taste kann man sich an die Exponate heranzoomen und einige gewählte Stücke sind auch näher erläutert. Der Haken: Die Erklärungen sind auf Englisch und so wirklich übersichtlich fand ich es nicht.

 

Weiterführende Links für virtuelle Museumstouren

1. Der Blog Tiqets hat eine Liste mit 90 virtuellen Touren aufgelistet. Viele davon führen zum Google Art & Culture Angebot – da die Liste so schön vielfältig ist und damit von Paris nach New York, London und sonstwohin verlinkt – dachte ich – teile ich sie mit Euch:

https://www.tiqets.com/de/blog/virtual-museum-tours/

 

 

So Ihr Lieben.

Vielen Dank, dass Ihr auch heute mit mir virtuell gereist seid.

Dies ist ein Beitrag – der mit relativer Wahrscheinlichkeit fortlaufend aktualisiert wird. Ich gehe schwer davon aus, dass sich die digitalen Angebote ganz unabhängig vom pandemischen Geschehen durchsetzen.

Schau also gern hier wieder rein oder speichere Dir den Beitrag in Deiner Favoritenleiste.

Und wenn Ihr einen Tipp für einen virtuellen Rundgang habt, dann schreibt mir doch gern ein Kommentar!

Autorin: Sandra Hintringer

2 Kommentare

  • Hallo Sandra,

    ein wirklich sehr interessantes Thema, das du beschreibst. Ich finde es auch klasse, wenn Museen es schaffen, neben virtuellen Führungen VR Angebote zu machen. In Falaise in der Normandie habe ich mal ein gelungenes Beispiel erlebt, wo es gelang, mit Virtual Reality in den Räumen in die Vergangenheit eintauchen zu können.
    In jedem Fall werde ich mir deine Liste einmal speichern und später ausprobieren.

    Viele Grüße und schöne Weihnachten,
    Julia

    Antworten
    • Hi Julia,

      ja – speichern ist wohl eine gute Sache! Das ist definitiv ein Beitrag, für den man ein wenig Zeit braucht. Das was Du aus der Normandie beschreibst, klingt aber auch gut.

      Lg Sandra

      Antworten

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