Jagd auf die Nordlichter in Tromsö
Einmal Nordlichter in natura sehen! Diesen Wunsch haben viele Reisende und auch wir haben uns auf in den hohen Norden gemacht, um die Nordlicher in Tromsö zu sehen. Das es sich hierbei mehr oder weniger um ein Glückspiel mit Mutter Natur handelt, dürfte klar sein. Viele Komponenten wie zum Beispiel die generelle Aktivität der Aurora Borealis oder die Bewölkung sind völlig unbeeinflussbar. Wie es uns dennoch gelungen ist, verhältnismäßig viele Sichtungen zu haben und darüber hinaus ein paar gute Fotos zu machen, darüber berichte ich in diesem Beitrag. Denn es gibt sehr wohl Faktoren, die deine Chancen auf Sichtung von Nordlichtern in Tromsö erhöhen. Also: Mütze auf und Handschuh an und Vorsicht – es könnte glatt sein!
Inhalt:
Warum zur Jagd auf Nordlichter nach Tromsö?
Die Landschaft ist auch im März noch hübsch weiß gezuckert, wir sind nun in Nordnorwegen in der Provinz Troms. Hauptstadt dieser Provinz ist Tromsö und mit seinen 78.745 Einwohnern, ist sie die größte Stadt im Norden des Landes.
Eins vorab, du wirst die Stadt Tromsö im Netz in verschiedenen Schreibweisen finden. Neben dem Tromsö, was ich hier verwende, findest du meistens noch Tromsø oder Tromso. All diese Schreibweisen beziehen sich auf die sagenumwobene Eismeerstadt, welche sich knapp 350 Kilometer nördlich des Polarkreises befindet.
Die Jagd auf Nordlichter in Tromsö funktioniert deshalb so gut, weil die Region unter dem sogenannten Nordlichtoval, also der Zone liegt, in der die Nordlichter am häufigsten vorkommen. Neben der für das Phänomen der Nordlichter grundsätzlich perfekten Lage, punktet Tromsö natürlich noch mit einer gewissen Infrastruktur. Man kommt sehr gut hin, kann sich recht gut allein, also auch ohne Guide auf die Jagd nach Nordlichtern begeben. Wir haben uns für die Woche direkt am Flughafen einen Mietwagen genommen aber auch Camper getroffen und einige Kreuzfahrtschiffe steuern die Stadt natürlich auch an.
Darüber hinaus ist es nicht so kalt, das erhöht die Chance, die richtigen Tasten an der Kamera zu treffen, wenn das mysteriöse Phänomen sagenhafte Formen an den Himmel zaubert.
Warum ist es in Tromsö nicht so kalt?
Erfreulicherweise macht der Golfstrom, eine der größten Meeresströmungen, hier oben einen guten Job und beschwert der Stadt Tromsö mit der Nordatlantikströmung selbst im Winter absolut machbare Temperaturen. Wir sind im März gereist und das Kälteste, was wir nachts erlebt haben, waren -8°. Mit durchschnittlich -11° wird der Januar als kältester Monat angegeben. Tagsüber bewegten sich während unserer Reise die Temperaturen rund um den Gefrierpunkt.
Allein diese Temperaturen haben es uns möglich gemacht, teils stundenlang die Nordlichter zu beobachten und zu fotografieren.
Wann ist die beste Reisezeit um Nordlichter in Tromsö zu sehen?
Auch wenn die Sonnenwindaktivitäten rund um die Uhr stattfinden, so macht Nordlicht-gucken natürlich nur Sinn, wenn die Nächte auch vollständig dunkel sind. Das ist in Tromsö von September bis März der Fall. Wenn es richtig gut läuft, erwischst du die Zeit rund um Neumond, dann sind die Nächte am Dunkelsten. Wir hatten Glück. An 5 von 7 Abenden zeigte sich das bizarre Himmelsspektakel. Lady Aurora tanzte in ihren schönsten Farben.
Je flexibler du bist, desto höher ist die Chance auf Nordlichter in Tromsö. Wir hatten, wie oben schon erwähnt, einen Mietwagen, haben 20 Kilometer außerhalb von Tromsö in einer Air B&B Wohnung übernachtet und sind uns auch nach der Reise einig, dass dies die richtige Entscheidung war. Weiter unten werde ich dann noch ein wenig die Pro und Contras abwägen. Für uns hat es jedenfalls gepasst, denn so konnten wir jeden Tag einen anderen Fotospot anfahren und vor allem Flächen suchen, die viel Himmelsweite hergaben.
Unsere Reisezeit war Anfang März. Sonnenuntergangszeit war 17.00 Uhr. Die Zeit der sogenannten bürgerlichen Dämmerung haben wir in der Regel genutzt, unseren definitiven Fotospot festzulegen, uns dort einzurichten und uns für die kommende „Schicht“ noch ein wenig zu stärken. Die obligatorische Stullenbox und die Thermoskanne Tee haben uns dabei das Leben gerettet.
Nahtlos geht es in die nautische Dämmerung über und bei wunderschönem Licht hat Marcus in der Regel seine erste Kamera aufgestellt um die Timelaps zu starten. Ich habe häufig noch schnell unseren Standort mit einem Foto dokumentiert. Mitunter steht man halt einfach mal am Straßenrand.
An wolkenfreien Tagen konnten wir uns fast darauf verlassen, dass pünktlich mit Einsetzen der astronomischen Dämmerung, das war dann immer so gegen 19.00 Uhr, Lady Aurora loslegte. Das war stressig und faszinierend zugleich. Man weiß ja nie, wie viel Zeit man zum Fotografieren hat und fängt wie blöde an zu knipsen. Hier habe ich beschrieben, wie ich mit dem iPhone vorgegangen bin.
Viele Quellen im Netz nennen übrigens auch Zeiten zwischen 22.00 und 2.00 Uhr. Das ist eigentlich Quatsch beziehungsweise hat sich während unserer Reise überhaupt nicht bestätigt. Chance auf Nordlichter besteht immer dann, wenn es dunkel ist. Sei bereit, denn das Spektakel kann auch nur wenige Minuten dauern. Wir hatten Glück, teilweise lief das Schauspiel mehrere Stunden nahtlos.
Was sind eigentlich Nordlichter?
Polarlichter vielmehr im Norden die Nordlichter oder auch Aurora Borealis werden von den sogenannten Sonnenwinden verursacht. Diese Sonnenwinde oder auch Sonnenstürme entstehen, wenn die Sonne aus der Korona, dem äußersten Teil der Sonnenatmosphäre hochgeladene Teilchen ausstößt. Dieses Austoßen der Teilchen entsteht aufgrund von Explosionen an der Sonnenoberfläche. Treffen nun entweder diese durch hochexplosive Ausstöße oder die generellen Sonnenströme auf das Magnetfeld der Erde, kann sich dieses verformen und Resultat sind die wunderschönen Nordlichter.
Übrigens: Alle paar Jahre erreichen diese Sonnenaktivitäten ein Maximum und zur Zeit ist es mal wieder soweit.
Im Zeitraum von 2024 bis 2026
sagen Forscher höherer Sonnensturmaktivität voraus, was die Chance auf Nordlichter in Tromsö natürlich um ein Vielfaches erhöht.
Wo sieht man in Tromsö die Nordlichter am besten?
Tja, das ist die Frage, die wohl alle bewegt.
Häufig kann man die Lichter überall von der Stadt aus sehen. Wenn du jedoch noch einmal hochscrollst und bewusst das Bild anschaust, welches ich in der Dämmerung vom Hausberg Storsteinen gemacht habe, wirst du schnell feststellen, dass viele Bereiche extrem gut beleuchtet sind. Das macht die Sichtung zwar nicht unmöglich, könnte das Erlebnis aufgrund der Lichtverschmutzung aber schmälern.
An dieser Stelle zweigen sich jetzt die Wege. Entweder du hast ein Auto und kannst die Stadt im Zweifel auch verlassen oder du bist als Fußgänger unterwegs, dann bieten sich in der Stadt selbst einige Standorte an. Fairerweise muss ich sagen, haben wir bis auf den Abend auf dem Hausberg gar nicht erst versucht, innerhalb der Stadt Fotos zu machen.
- Dennoch: Nordlichter in Tromsö kannst du gut vom Storsteinen aus fotografieren. Die Gondel fährt im Winter bis 23.00 Uhr, mit 35,00 Euro hoch + runter („Return-Ticket“) nicht ganz billig, dafür kannst du das Ticket schon von zu Hause aus online buchen.
- Darüberhinaus sind auch der Stadtstrand Telegrafbukta und…
- der mitten in der Stadt liegende See Prestvannet, Orte die ich mir vor der Reise als Fotospot für die Nordlichter in Tromsö markiert hatte. Besonders beim See Prestvannet sei angemerkt, dass der Parkplatz nur wenige Autos fasst. Der See ist also eher was für Fußgänger.
Wenn du ein wenig mobiler bist, dann ist auch der Ersfjord-Viewpoint nicht nur für die Nordlichter ein schöner Fotospot.
Ganz grundlegend herrscht ein massiver Nordlichttourismus rund um Tromsö. Sobald es dunkel wird, erhöht sich das Verkehrsaufkommen durch Tourbusse und PKW´s. Das solltest du mit der Kamerausrichtung „weg von jeglicher Straße“ beachten, auch dann, wenn du glaubst, an einem sehr dunklen Ort zu stehen.
Und: Wenn du einen guten Standort möchtest, vor allem, wenn du auf einen Parkplatz angewiesen bist – empfehle ich dir, mit Einbruch der Dunkelheit längst dortzustehen. Du wirst dich später freuen, wenn sich der Parkplatz nach und nach füllt und du derjenige bist, der ganz in Ruhe bereits knipst.
Meine Gedanken zu Nordlichttouren in Tromsö
Vielleicht fragst du dich, ob es Sinn macht, eine Nordlichttour zu buchen. Ja natürlich, man muss nur wissen, was man will.
Im Zuge unseres Aufenthaltes habe ich viel im Netz über alle möglichen Unternehmungen in Tromsö gelesen und auch Erfahrungswerte in diversen Foren mitgelesen. Die geführten Nordlichttouren machen neben den Besuchen auf Samifarmen, also die Farmen der Ureinwohner sowie Hundeschlittentouren einen sehr hohen Anteil aus. Und na klar: Die Einheimischen verdienen mit den Touristen ihren Lebensunterhalt. Allein das rechtfertigt jede Tour bei einem Anbieter.
Dennoch: Wir haben keine gemacht und wir sind froh, dass wir es so gemacht haben, wie beschrieben. Flug nach Tromsö, Mietwagen ab Flughafen und Ferienwohnung. Das bietet maximale Unabhängigkeit. Der Nachteil ist hierbei, dass du dich natürlich um alles selber kümmern musst. Das heißt: Tagsüber haben wir neben der Erkundung der Umgebung von Tromsö viel Zeit damit verbracht, möglichst schöne Stellflächen für die Nordlichtfotografie zu finden. Hierbei haben wir in unsere Bewertung den Hintergrund sowie die Himmelsrichtung und die Parkmöglichkeit und hierbei die Nähe zum Auto beurteilt. (besonders wenn es kalt ist, kann es komfortabel sein, sich im Auto ein wenig aufzuwärmen oder sich einfach reinzusetzten, wenn keine Nordlichtaktivität ist.)
Mit einer gebuchten Nordlichttour vor Ort, sitzt du in einer mehr oder weniger großen Gruppe und musst nehmen, was dir geboten wird. An einem Abend haben wir zum Beispiel beobachtet, wie die Busse erst 1,5 Stunden nach Einsetzen der Nordlichtaktivät an uns vorbeifuhren. Also während wir schon eifrig knipsten – waren andere Touris an den wippenden Bussitz gefesselt.
Hm.
Natürlich versuchen die Touranbieter überall sofern möglich und ich glaube auch sofort anzuhalten, wenn sich Aktivitäten zeigen. Dennoch haben wir uns an dem Abend gedacht: Wo waren die die letzten 1,5 Stunden? Das hier haben die Leute im Bus damals verpasst – zufälligerweise kam gerade ein Auto und hat den Baum so hübsch angeleuchtet.
Ein anderer Reisender berichtete auf einem Bewertungsportal, dass er eine Tour auf eine Samifarm samt Nordlichtbeobachtung gebucht hatte. Als sich am besagten Tourtag dann endlich die Nordlichter zeigten, hieß es für die Gruppe „Marsch, Marsch“ in den Bus zurück. Die Tour sei zu Ende.
Wenn du also in Erwägung ziehst, eine Tour zu buchen, lies dir sehr genau die Bewertungen durch. Es gibt Anbieter, die reißen sich förmlich ein Bein aus, damit ihre Touristen die Lichter sehen können. Im Zweifel fahren sie dafür mehrere hundert Kilometer auch bis nach Finnland. Manchmal wird wohl auch ein gemütliches Feuerchen gemacht und der beheizte Tourbus steht immer zum Einstieg und Aufwärmen bereit. Tourlänge, Tourname wie z.B. Fototour und die Bereitschaft weit entfernte Destinationen anzufahren sind Kriterien, auf die ich achten würde. Diese Tour hier, auch wenn ich sie selbst nicht gemacht habe, klingt insofern gut. Wenn ich also eine Empfehlung aussprechen dürfte, dann die. (*)
Und woher weiß ich, ob sich am Abend Nordlichter in Tromsö zeigen werden?
Die einfachste Variante ist, einfach den Himmel zu beobachten. Ist er klar oder nur sehr leicht bewölkt, stehen die Chancen schon mal gut. Zusätzlich kannst du einfach diverse Wetter-Apps bemühen und schauen, wie einerseits die Wolkenentwicklung ist – auf diese Art haben wir an einem Abend tatsächlich die wohlberühmte Jagd auf die Lichter gemacht. Wir sind 30 Kilometer gefahren und haben eine Wolkenlücke erhascht, während über Tromsö Stadt eine dichte Wolkendecke hing. Die Fotografie samt Wolken vielmehr Wolkenlücken fand ich persönliche sehr interessant. Weiter unten in der Galerie findest du noch mehr „Wolkenlückenfotos“.
Zum anderen lohnt es sich natürlich, eine Aurora-Vorhersage-App zu bemühen. Wir brauchten die nicht wirklich, da einfach so viel Nordlichtaktivität da war. Ansonsten hatten wir die App: „Polarlicht-Vorhersage“. Hier wird unter anderem der KP-Wert angezeigt. An unserem ersten Abend lag dieser bei 4-5 – die Nordlichter haben wir ohne App auch so am Himmel erkannt. Aber auch bei einem KP-Wert von 1 haben wir immer mehr als genug gesehen.
Je nach Wetterlage kann es lohnenswerter sein, einfach mal in die Web-Cams im Netz zu schauen und im Zweifel in die Ecke zu fahren, wo es gut ausschaut:
https://www.meteoblue.com/de/wetter/webcams/troms%C3%B8_norwegen_3133895
Und was mir bei der Nordlichtjagt in Tromsö am meisten Spaß gemacht hat
Am Anfang freut man sich über jeden Kringel am Himmel und knipst wie blöde.
Irgendwann, haben wir angefangen, die Elemente rund um uns in die Fotografie etwas mehr mit einzubinden.
Mein Favorit ist ganz klar Marcus mit seinen beiden Kameras.
Aber auch unser von innen beleuchteter Mietwagen gefällt mir ganz gut:
Und der Traktor war auch eine ganze Weile unser „Model“:
Du siehst schon: Nordlichter in Tromsö zu fotografieren, ist ein Fass ohne Boden und ein Highlight sondersgleichen.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig Lust machen. Eines solltest du jedoch wissen. Die Nordlichter in natura sehen bei Weitem nicht so grün und grell aus, wie sie auf allen Fotos zu sehen sind. In der Regel siehst du einen gräulich-milchigen Schleier am Himmel. Nur wenn die Aktivität sehr hoch ist oder sehr grelle Farben direkt nebeneinander auftauchen, dann fallen die Farben auch ein wenig mit bloßem Auge auf. Bei diesem Foto war das zum Beispiel der Fall.
Und weil es total schwer ist, sich für ein bestimmtes Foto zu entscheiden, gibt es heute mal eine Galerie, durch die du dich abschließend einfach in Ruhe durchklicken kannst – zuvor noch ein persönliches Anliegen.
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Vielen Dank, dass du auch heute bis hier zum Schluss mitgefiebert hast. Hast du schon mal Nordlichter erlebt? Wenn ja, wo und wie war das für dich?
Ansonsten bis zum nächsten Beitrag eine gute Zeit für dich!
Autorin: Sandra Hintringer / Reisebloggerin / Buchautorin /
Nützliche Links für die Reise:
Quellen:
https://de.climate-data.org/europa/norwegen/troms/troms%C3%B8-71/
Angaben zu Einwohnerzahlen / Größe der Stadt Tromsö / Quelle: Wikipedia
https://www.tgo.uit.no/articl/dasnordlicht.html
https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/astronomie/sonnenwind-sonnensturm-sonneneruption-100.html
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