Tripp Tipp

Schloss Moritzburg – Drehort von Aschenbrödel

Lesedauer 7 Minuten

Sicherlich kennen viele von Euch diese beim Ball an den Prinzen gestellten Fragen: „Die Wangen mit Asche beschmutzt aber ein Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball aber eine Prinzessin ist es nicht.“ Und ich würde fast die Hand ins Feuer legen, wenn nicht in jedem von Euch Aschenbrödelliebhabern genau jetzt die berühmte Filmmusik erklingt. Kaum ein Film hat langfristig vor allem Weihnachten so viele Fans, wie eben diese DEFA Verfilmung des Märchens der Gebrüder Grimm von 1972/73: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Stippvisitenartig besuchen wir den Drehort, Schloss Moritzburg bei Dresden und in diesem Beitrag erfährst Du, was wir in den wenigen Augenblicken alles erlebt haben und warum wir schon wieder unfassbares Reiseglück hatten. Wie immer fange ich ganz vorne an.

Warum wir überhaupt zum Schloss Moritzburg gefahren sind

„Der Weg ist das Ziel“ – ist ein Motto, welchem wir sehr gern folgen. Interessante Wegmarken nehmen wir immer gern mit. So also auch dieses Mal eben dieses Schloss Moritzburg auf unserem Weg in die Sächsische Schweiz. Viele von euch wissen bereits, dass ich meistens nicht allein, sondern mit einem absoluten Fotofanatiker reise. Ein Wasserschloss wie Schloss Moritzburg mit Teich rundherum lässt natürlich wunderschöne Spiegelungen und damit Ablichtungen erwarten. Das Ganze noch im Sonnenuntergang ist selbstredend ein beliebter Spot für Fotografen.

Kurzum, wir steuern Schloss Moritzburg vor allem aus fotografischen Gründen gegen Abend an und erforschen das Außengelände.

Schloss Moritzburg am Abend

Schloss Moritzburg am Abend

Es ist immer von Vorteil, dann am Zielort anzukommen, wenn die meisten Touristen bereits weg sind. Wir bekommen ohne Probleme einen Parkplatz. Direkt gegenüber vom kostenpflichtigen Parkplatz Moritzburg Ost beginnt der Spazierweg, der entweder mit oder entgegen dem Uhrzeigersinn um den Schlossteich und in nur wenigen Gehminuten zum Schloss selbst führt.

Der Himmel taucht zwar im Licht der untergehenden Sonne die Umgebung in wohliges Licht. Doch wir haben die Rechnung mal wieder ohne Internetrecherche gemacht. Das Wasser im Teich wurde bereits zum großen Teil abgelassen. Insofern nutzen wir die verbleibende Pfütze für ein paar Spiegelbilder. Doch auch schnatternde Gänse, die letzten Fische und wahrscheinlich Nutrias turnen Muster in die Wasseroberfläche, welche uns zu Fotokompromissen zwingt. So ist das Leben – Perfektion ist eine Illusion.

TrippTrappTrippTrapp – schon rollt eine hübsche Pferdekutsche an uns vorbei. Man mag über die Einspannung von Wildtieren in derartige Aufgaben denken, was man eben mag. Hier in Moritzburg haben diese Kutschen total ins Bild gepasst. Zudem bewegen sich die Tiere großteils auf Park- also nicht betonierten Wegen. Das macht es für mich zumindest moralisch etwas leichter.

Pferdekutsche in Moritzburg

Nun gut. Mittlerweile wird es recht dunkel, die ersten Lichter gehen an und während Marcus sich noch ein paar gute Lichtstimmungen erhofft, entschließe ich mich, das als Sachsens schönstes und barockes bezeichnetes Wasserschloss einmal komplett zu umrunden.

Haupteingang

Und mache dabei die Entdeckung des Abends. Hier steht tatsächlich der aus Messing nachgestaltete Schuh vom Aschenbrödel. Just an der Stelle, wo sie ihn im Film verliert. Auf der berühmten Treppe. Wie schön. Natürlich bin ich sofort die Prinzessin, nach welcher der Prinz so lange sucht… um das zu beweisen, stecke ich kurzerhand mal meinen Fuß in den Schuh und…. uuuups. Ich passe nicht ansatzweise rein. Ein wunderschön beleuchtetes Schloss ist auf alle Fälle die gute Versöhnung. Der Abend neigt sich.

Aschenbrödels Schuh

Warum wir länger beim Schloss Moritzburg verweilen

Kaum ist die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen, trudeln die ersten Tagestouristen ein. Die Parkplatzausfahrt ist mit Flatterband abgesperrt und schon gestern hatten wir die Ankündigung eines Festes gelesen sowie kaum beachtet aber zumindest einen Rummel registriert. Hier scheint heute irgendwas Größeres zu passieren. Nach unseren obligatorischen Morgenfotos vom Schloss mit seiner Spiegelung in der heute aalglatten Wasserpfütze, strömen immer mehr Fahrzeuge auf den Parkplatz und Menschen gen Schloss.

Das Schloss am Morgen – der Teich spiegelglatt

Ok. Überredet. Neugierig wie wir sind, entschließen wir uns, nochmals zum ursprünglich, nämlich 1542 von Herzog Moritz im Stil der Renaissance gebauten Jagdschloss zu laufen. Du hast richtig gelesen. Barock wie oben erwähnt und zudem zum Lustschloss umgebaut wurde es erst ab 1723 durch August den Starken.

Doch was ist hier heute für ein Trubel?

Das Fisch- und Waldfest Moritzburg

Jährlich einmal und zwar immer am letzten Oktoberwochenende lädt die Stadt Moritzburg zu diesem Fest. Unglaublich – und wir sind zufällig vor Ort, was für ein Glück wir haben und lassen uns direkt ein wenig vom Trubel mitreißen. Mittlerweile haben wir das Schloss erreicht und was soll ich sagen: Selbst der Film: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel ist eine Illusion – Aschenbrödel lebt und läuft am Schloss herum. Ich habe natürlich gefragt und das Brödelchen hat sich sehr gern fotografieren lassen. Nicht, dass ihr mir hinterher kommt und sagt, ich würde flunkern.

Aschenbrödel leibhaftig 😉

Dem noch nicht genug. Etwas weiter hinten findet der sogenannte Fischzug – ich würde es ja Abfischen nennen statt. 8 Fischer steigen in das Restchen von Wasser und positionieren das riesige, in einem Kahn hingeschleppte Fischernetz.

Die Fischer positionieren das Netz

Um uns herum eine Menge sächsischer Dialekt, der kommentiert, was da gerade passiert und zwischendrin hinter uns eine freundliche aber bestimmte sächsische Maßregelung: „Und nu hälsd du ma deine Sabbel und guggst, was hier bassierd….

Herrlich. Und passiert ist Folgendes. Nachdem die Fischer das Netz ausgebreitet hatten, wurde es natürlich immer enger und ans Ufer gezogen. Der von uns allen erwartete aber große, ob wilder Fische sprudelnde Whirlpool blieb aus.

Mit dem riesigen Köcher werden die Fische aus dem Netz geholt…

Trotz des fehlenden Sprudelns im Netz konnte in mehreren Lagen das Netz reichhaltig abgeköchert und via Kran oben auf den LKW zur Sortierung umgeladen werden.

Ein mächtiges, nicht unbedingt für jedes Kind angenehme Spektakel. Wieder höre ich im Tumult eine Kinderstimme raus: „Herzlichen Glückwunsch an die Rotfeder, die Rotfeder hat es geschafft und überlebt. Sie ist aus dem Netz gesprungen.“ Tja, das ist wohl einer der Momente, wo sich viele zum Vegetarismus entscheiden.

Und alle anderen strömen weiter hinter, denn unmittelbar dort wurden die Fische feil geboten und auch reichlich gekauft.

Ein folgender Bummel entlang der das Ufer säumenden Buden ergab neben Fischbrötchen- und Bratwurstbuden die Sichtung von wunderschönen Zwiebelzöpfen. Ich weiß gar nicht, wann ich so etwas das letzte Mal gesehen habe. Muss so circa 1989 gewesen sein. Auch hier wird durch die Bummelanten fleißig kommentiert: „Ä kleener Zwiebelschtrauss für Oacht Euro… „

Augenscheinlich sind die Marktbesucher vom Preisanstieg überrascht. Außerdem entdecke ich Flaschenöffner an einem Holzhammer oder Thermometer, welche auf einem Holzbrett mit eingelöteten Bild aufgebracht sind. Mein Gehirn verortet diese Produkte als klassische Ostprodukte. Irgendwie cool. Letzendlich bleibe ich dann aber doch an einem Langosstand hängen, was traditionell Ungarisches und lasse mich zum heiß und vor Fett triefenden Schmalzgebäck mit Schmand, Knoblauch und Reibekäse verlocken. Ich liebe Langos.

Langos

Tja, eine ganze Menge, dafür dass wir eigentlich nur kurz mal das Schloss im Abendlicht besuchen wollte. Der Schuh der Prinzessin, die Prinzessin selbst sowie das Abfischen waren definitiv kleine Highlights am Schloss Moritzburg.

Vielen Dank, dass du mit uns virtuell ums Schloss gewandelt bist. Warst du schon mal da? Was hat dich am meisten beeindruckt? Ein Besuch im Schloss steht bei mir nun übrigens noch auf der Liste.

Jedes Jahr ab Mitte November wandelt sich das Schloss zur berühmten Filmkulisse des Filmes: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Ich oute mich mal als Fan – eigentlich eine Reise wert, oder?

16.11.22 – 23.02.23 – Die Winterausstellung zum Kultfilm / Tickets auf: www.schloss-moritzburg.de

Was gibt es sonst noch rund um Schloss Moritzburg zu erleben?

Wie so oft, gibt es natürlich noch viele weitere Ausflugsmöglichkeiten in der Nähe von Schloss Moritzburg. In direkter Nachbarschaft kannst du zum Beispiel Sachsens kleinstes und zudem im Spätrokkokostil erhaltene Schloss besuchen. Das Fasanenschloss. Und weil es so klitzeklein ist, wird es auch als das Paradies in der Nussschale bezeichnet. Ein Besuch ist täglich im Rahmen einer Führung möglich. (Quelle: www.schloss-moritzburg.de)

Ebenfalls im Rahmen von Sonderführungen kannst du den Moritzburger Leuchtturm besuchen. Er gilt als einziger historischer Leuchtturm von Sachsen und diente im 18. Jahrhundert als Kulisse. Na wenn das mal nix ist.

Mittlerweile organisiert durch den Staatsbetrieb Sachsenforst, kannst du auf den historisch wilden Pfaden des Wildgeheges Moritzburg wandeln und 30 heimische Tierarten erleben und Wissenswertes über die Tiere lernen. So zum Beispiel über Rotwild, Damwild oder auch Wölfe.

Bahn- und vor allem Dampfbahnromantiker kommen bei einer Fahrt mit der Lößnitztalbahn voll auf Ihre Kosten. Auf der 16,5 Kilometer langen Strecke von der Wein- und Karl-May-Stadt Radebeul nach Radeburg fährt die die Bahn durch die Moritzburger Wald- und Teichlandschaft. Als besonderes Highlight wird hier die Fahrt mit dem sogenannten Lößnitzdackel über den Dippelsdorfer Teich angepriesen. Dieser wird über einen 210 Meter langen Damm passiert. 

Aber vielleicht möchstes du Moritzburg ganz traditionell, eben wie einst Herzog Moritz erleben. Dann ist vielleicht eine der bereits oben erwähnten Kutschfahrten was für dich. Die Fahrten sind aus der Stadt nicht wegzudenken und sehr beliebt. Demnach gibt es mehrere Anbieter, die du am allerbesten bei der Touristinformation Moritzburg erfragst.

 

 

Weitere Links und Informationen:

Fischer- und Waldfest Moritzburg

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