Von den Lofoten zurück ins Land Brandenburg
Dieser Beitrag ist Teil 4 unserer Reise nach Nordnorwegen und beschreibt unsere Rückfahrt mit dem Wohnmobil von den Lofoten zurück ins Land Brandenburg. Unsere Hirnwindungen prall gefüllt mit magischen Bildern, vor allem von grandiosen Nordlichtern, geht es nun ein paar Tage südwärts. Vor uns liegen etwa 2500 Kilometer, es macht Sinn, der Reisechronologie zu folgen und mit Wegmarke 23 zu starten. Wenn du hier erst einsteigst, dann lies am besten die zuvor erlebten Wegmarken Teil 3: Unterwegs mit Wohnmobil auf den Lofoten Oder Teil 2: Unterwegs auf den Vesterålen NorwegenWenn du die Reise ganz von Anfang an lesen möchtest, dann starte mal hier Teil 1: Mit Wohnmobil von Brandenburg auf die Lofoten.
Inhalt:
23. Wegmarke: Von Hanøy zum Sagvassdalen
Ich wage es ja kaum zu schreiben, der Tag startet, na ratet mal: Richtig! Mit Starkregen und Sturm. Nein, da möchte man wirklich nicht aus dem Bett.
Das einzige was lockt ist unser Frühstücksritual. Müsli mit Apfel, Banane, Mandarine und Kakaonibbs und ein Kaffee. Herrlich, dann gehts schon besser. Wir beobachten noch, wie am kleinen Bootsteg zwei Boote reingeholt, also auf einen Anhänger geladen werden, dann stürmen wir auf die herbstliche Straße.
Über die E10 fahren wir gemütlich bis nach Lødingen, hier schließt sich ein Kreis, die Fähre saugt uns wieder ein und wir sagen Adé! Ihr lieben, hübschen Lofoten.
Heute war es Gott sei Dank nicht so eisig an Board, dann konnte ich eine ganze Weile beobachten, wie die schneebedeckten Gipfel immer kleiner werden:
Etwa 50 Minuten später und die Geldbörse um etwa 17,00 Fährgeld leichter, hat uns das Festland wieder. In Bognes gehen wir von Board und folgen nun südwärts der E6, die sich wie ein langes Band durch fast ganz Norwegen zieht. So richtig sicher sind wir uns nicht, ob wir es nicht direkt langweilig finden sollen – einfach nur fahren. Doch wir wollen mal schauen, ob wir der Strecke ein wenig Gesicht geben können.
An einer kleinen Parkbucht halten wir an und rasten beim Blick auf diesen Fjord. Es fällt sofort auf, dass die Vegetation deutlich üppiger ist. Es gibt wieder viel mehr und deutlich größere Bäume mit satter Baumkrone.
Dann folgen wir fast meditativ dem gelben Mittelstreifen. Links und rechts Wald, mal ein Fjord, mal ein See, und dunkelgrauer Felsen an den sich sattgrünes Moos dicht und flächig anschmiegt. Schön.
Irgendwo lugt ein kleiner Weiher durch, in dem sich die schmalen Birkenstämme spiegeln. Dafür wenden wir schon mal, kämpfen uns den kleinen Trampfelpfad durch Birken und Heidelbeerpflanzen. Ein bisschen Müll liegt leider auch da, wir sind nicht die ersten hier. Der Blick über den See, einfach wohltuend, da nehme ich gern ein paar nasse Schuhspitzen in Kauf, die sich natürlich direkt beim Fotografieren ins glitschige Moos gequetscht haben.
Wieder eine Weile später stoppen wir in Tømmerneset, welches in den Jahren 1943 – 1945 ein Verwaltungszentrum für ein deutsches Eisenbahnprojekt war. Doch nicht nur dafür hält man hier an. Am felsigen Ufer des Sagelva Flusses haben Steinzeitmenschen Rentiersilhouetten in den Fels geritzt, die man bis heute dort noch sehen kann.
Das hat schon was spektakuläres, doch ohne das Schild hätte ich sie wahrscheinlich nicht gefunden. Von den zwei Rentieren sehe ich nur eines – immerhin:
Darüberhinaus gibt es hier eine Lachstreppe, ohne Lachse aber auch das ist interessant anzusehen:
Das Licht der einsetzenden Dämmerung lässt diesen Ort nun zu einem tollen Fotospot für uns werden. Eine ganze Weile turnen wir auf den, vom Wasser rund geschliffenen und ausgewaschenen Felsen umher. Das in den Mulden stehende Wasser gibt herrliche Spiegeleffekte. So ein Glück, der Moment macht uns riesig Spaß:
Dämmerung und einsetzende Dunkelheit heißt aber nun auch, einen Schlafplatz finden. Wir fahren nur noch ein paar Kilometer und finden einen sehr ruhigen Wanderparkplatz an einem See. Das Netz ist hier wirklich schlecht, die Natur dafür grandios. Ich bin froh, mühselig – aber immerhin, diese Wegmarke hochgeladen haben zu können.
24. Wegmarke: Vom Sagvassdal zur Bredekrunden
Mehr durch ein Zufall sind wir ja gestern Abend auf der Suche nach einem ruhigen Schlafplatz in einem wunderschönen Tal, dem Sagvasstal gelandet. Man hat diesem Tal zwar eine touristische Seele eingehaucht, hat kleine Ferienhütten gebaut, überall liegen kleine Böötchen, Feuerstellen warten auf neue Lagerfeuer und die Menschen werden zum Angeln, Jagen und Wandern animiert. Doch gestern Abend war außer uns nur ein weiterer Camper da, der dann aber wegfuhr. Vielleicht hat er sich von uns gestört gefühlt.
Hier ist der Blick vom Strand Sjettvassanden:
Ganz traditionell regnet es natürlich am Morgen und genauso traditionell füllen sich wieder unser Müslischüsselchen. Fürs Foto habe ich mir heute mal ein wenig mehr Mühe gegeben, sonst landet einfach alles durcheinander da drin. Für uns auf Reisen ist das so entspannend, nicht jeden Tag überlegen zu müssen, was wir frühstücken.
Es gibt immer genau das, was auf dem Foto abgebildet ist. Seit wir mit dem Camper unterwegs sind und für Ferienunterkünfte, wie unlängst zum Beispiel in Tromsö, wo wir uns selbst versorgten, haben wir das mittlerweile auch übernommen. (je hälftig Basen in Balance Porridge von dm, Haferflocken, für jeden je ein Apfel und eine Banane, wenn vorhanden für jeden eine Mandarine und ein paar Kakaonibbs. Für diesen Urlaub haben wir noch Bio Kernemix vom Aldi, Walnüsse und etwas Schokochrunch vom dm mitgenommen).
Gegen 11.00 Uhr fahren wir los und kommen doch nicht so recht aus dem Tal raus. Alle paar Meter stoppen wir, weil es wieder so schöne Spiegelungen im See gibt:
Doch dann müssen wir Gas geben, eigentlich wollen wir ja Samstag zu Hause sein. Wieder rollen wir durch felsige Landschaft, immer wieder führt die E6 durch lange Tunnel, an endlosen Ufern entlang, steigt hoch, lässt uns spritsparend den Berg wieder runterrollen.
Und dann sichten wir einen richtig kräftigen Rotfuchs. Blutrot ist auch das, was er da in seinem Maul davonschleppt. Zufällig flattert auch eine Frau Elster keck um ihn herum, wohlwissend, dass er für heute bereits Beute gemacht hat. Natürlich ging es zu schnell, um davon ein Foto zu machen.
Die kurvenreiche Fahrt ist ein wenig anstrengend. Irre viele LKW´s sind heute auf der Straße. Wir durchrollen das kleine Städtchen Fauske, bekannt für den Abbau und den Export von Marmor. Irgendwo halten wir mal kurz an:
Dann wird’s spannend und auch weiß. Wir überqueren eine Hochebene, diese gehört zum Saltfjellet-Svartisen Nationalpark, dem viertgrößten Nationalpark Norwegens. Höchste Höhe, die wir erreichen sind 692 Meter, links und rechts von der Straße ist es weiß. Die tiefstehende Sonne blendet wie verrückt und spiegelt sich dann auch noch glänzend auf der Straße. Schön und Hölle fürs Fahren zugleich:
Wir erreichen dann ein kleines touristisches Highlight, das Polarkreiszenter. Juhuu, gar nicht viel los hier aber irgendwie toll, mit dem eigenen PKW mal am nördlichen Polarkreis zu stehen. Im verharschten Schnee tippeln wir mal kurz zum Polarkreiszeichen. Viel mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sehen.
Warum man allerdings hier am Hang hinter dem Polarkreiszeichen, diese vielen Steinmännchen aufgebaut hat, erschließt sich mir nicht. Im Licht der tiefstehenden Sonne sind sie auf jeden Fall ein schönes Fotomotiv.
Fest entschlossen, zügig weiterzudüsen, blinke ich nur paar hundert Meter weiter schon wieder rechts. Wir machen mal fix auf Quotentouris, halten genauso, wie man es eigentlich nicht macht, am rechten Straßenrand, denn am linken Straßenrand grasen gerade Rentiere. Das können wir unseren Kameras nicht entgehen lassen.
Ich gehe mal davon aus, dass diese Tiere Zuchttiere der hier im Norden von Norwegen lebenden Bevölkerungsgruppe der Sami sind. Schon seit hunderten von Jahren gehören die Tiere zu deren Tradition.
Eine Riesenfreude und der Tag soll noch tierischer werden. Ich kann paar Kilometer weiter kaum glauben, was wir dann noch geschenkt bekommen.
Am rechten Straßenrand, weit genug vorn um langsam runterzubremsen, zeigt sich ein mächtiger Bursche, ein Elch!
Krass! Ganz gemütlich guckt er nach uns und trabt dann über die Straße in den Wald hinein. Glück gehabt, dass er uns nicht in die Fahrt gehopst ist – aber so war es ein tolles Erlebnis. Wir haben ihn gefilmt und ich habe einen Screenshot vom Video gemacht, nicht wundern, dass die Bildqualität so schlecht ist:
Etwa 30 Kilometer, noch immer im Saltfjellet-Svartisen Nationalpark und etwa gegen 15.00 Uhr brechen wir dann noch zu einer 9 Kilometer langen Wanderung auf. Wir müssen uns ein wenig beeilen, kurz sind wir unschlüssig, ob wir die ganze Runde machen, denn Sonnenuntergang ist 17.26 Uhr. Wir stapfen einfach mal los.
Letzendlich haben wir es nicht bereut, die Bredekrunde doch komplgelaufen zu sein.
Top-Wander-Utensil heute: Die Gummistiefel, denn der Weg ist gewohnt schlammig und nicht nur einmal verschwindet ein Fuß komplett im Modder.
Ansonsten ist es eine mehr als abwechslungsreiche Wanderung, die über 4 Hängebrücken, zu einem Wasserfall und einem alten Gehöft führt.
Tatsächlich noch im Hellen, nach etwa 2,5 Stunden stehen wir wieder auf der Straße.
Irgendwann muss ich diese Bredekrunde mal genauer beschreiben. Müde und zufrieden zugleich, haben wir heute edel eingecheckt auf dem Wanderparkplatz an der E6. Ab und an rast noch ein Auto vorbei, hoffen wir mal, dass es nicht so viele nachtaktive Autofahrer gibt.
25. Wegmarke: Ein Tag auf der E6 – von der Bredekrunde nach Trondheim
Heute haben wir einen riesigen Satz gen Süden gemacht. Ganze 520 Kilometer sind wir der Europastraße E6 gefolgt. In ihrer gesamten Länge streckt sie sich übrigens auf 3036 Kilometer. Diese Wegmarke zeigt heute ein paar typische Bilder von dieser Straße, die meisten Fotos sind durch die Frontscheibe entstanden. Und was soll ich sagen – wir wurden größtenteils wieder von Niederschlag begleitet und weil nur Regen ja langweilig ist, gab es heute diesbezüglich mal wieder eine Überraschung. Aber lest selbst und wie immer geht es morgens am Übernachtungsparkplatz, dem Wanderparkplatz der Bredekrunde los.
Bei 3° geht es auf die Straße, welche sich fortan wie ein langes Band vor uns ausrollt. Mit 50 – 80, selten 90 km/h schreiten wir voran.
Als erstes bestaunen wir die mystisch tiefhängenden Wolken, der Schnee auf den Gipfeln ist verdächtig nah.
Und auch heute geht es kurvenreich, durch Wald, mal eine Weide, in Summe durch ein ellenlanges, breites Flusstal und über einen Pass. Doch weil der Mensch sich eben gern und schnell fortbewegt, hat man in Norwegen kurzerhand die Felsen durchtrennt um eben jene E6 hindurchzuziehen. Mal in der offenen Variante wie gleich gezeigt und ganz oft auch in Form von teils unvorstellbar langen Tunneln.
Immer wieder durchfahren wir solche „Felswände“ und bewundern die markanten Gesteinszeichnungen. Geologe müsste man sein.
Selten aber ein paar Mal durchfahren wir etwas größere Städte, so wie hier, Mo i Rana – Stahl-, Hütten- und Walzwerke sind laut Wikipedia seit über 100 Jahren die Haupterwerbsquellen der Einwohner. Ein riesiges Förderband zieht sich nahe eines Kreisverkehres über die Straße:
Und weil grau eintönig ist, hat man ein Stück davon kunterbunt mit lustigen Monstern, Kreaturen oder was auch immer das darstellen soll, bemalt. Gefällt mir! Hallo ihr lustigen Monster.
Und nach 137 Kilometer und ungefähr 2 Stunden Fahrt empfängt uns das kleine Städtchen Mosjøen. Bei Touristen beliebt ist diese kleine Stadt für ihr historisches Viertel Sjøgata, mit der gleichnamigen, berühmten Seestraße, in der noch etwa 100 Holzhäuser erhalten sind. Das schauen wir uns mal an:
Ab dem Jahr 1866 entpuppte sich die Stadt mit dem Bau eines großen Sägewerkes zu einem großen und florierenden Handelszentrum für englische, schwedische, natürlich norwegische Holztätige. Übriggeblieben sind nun hübsch bunt die Häuser, Lagerstätten und Bootsstege:
Nicht alles strahlt im neuen Glanz, unsere Kameras finden jede rumplige Ecke. Ich glaube, hier ist ein Haus frei:
Und ein Vorteil hat der viele Regen – es gibt ganz viele Spiegelungen, was natürlich beim Fotografieren besonders viel Spaß macht. Für dieses Foto steht das Handy mal kurz Kopf und ich hoffe, dass es nicht in die Pfütze plumpst:
Man sagt, dass man hier unbedingt eins der Kaffeehäuser besuchen soll. Tatsächlich schafft es keines, uns einzusaugen und so begnügen wir uns mit einem kaum erwähnenswerten Snack im Einkaufscenter, wo wir geparkt hatten.
Dann gehts noch kurz bei Circle K tanken, der Versuch Frischwasser an dieser Tankstelle zu tanken scheitert am richtigen Schlauchadapter.
Gar nicht so leicht hier oben, sich zu ver- und entsorgen (das haben wir im Süden des Landes anders erlebt) Viele Versorungsstationen und übrigens auch WC auf den Rastplätzen sind bereits geschlossen (wir brauchen ja immer ein öffentliches WC, um unsere Pipibox zu entleeren).
Na gut, dann auf zu Reema. Hier hole ich wenigstens einen 5 Liter Wasserkanister. Für den Fall der Fälle, denn viel haben wir nicht mehr in unserem Wassertank.
Dann geht es weiter auf der E6. Nichts ist statisch, die Straße scheint immer weiter optimiert zu werden. Hier sehen wir Bauarbeiten an einer neuen Brücke:
Jede Baustelle zieht die Fahrzeit wie Kaugummi in die Länge. Dafür und für die Länge dieser Route auf und von den Lofoten oder generell Nordnorwegen muss man sich bewusst entscheiden und ich ziehe vor all jenen den Hut, die die Lofoten in nur 10 Tagen bereisen. Kurzer Blick auf Navi und Straße:
Sehr oft legt die Fahrt heute Blick auf einen Fluss oder auch Gleise frei, die eben die gleiche Strecke durchs Tal nehmen.
Doch nur Gleise wären ja zu einfach. Wir nehmen sie heute mal mit dicken Schneeflocken. Die voll verschneiten Kennzeichen und Kühlerroste der entgegen kommenden Fahrzeuge lassen gar nichts gutes verheißen. Die Fahrt mit der Bahn bis hier hoch muss allerdings traumhaft sein.
Tja und dann kommts, was ich eingangs angedeutet hatte. Der Schneefall wird stärker, nicht nur die Umgebung, sondern nun wird auch die Straße weiß. Das mag ich überhaupt nicht. Wir haben allerdings Glück, dass ein LKW vor uns eine schöne Spur fährt:
Nach ungefähr einer halben Stunde hört der Spuk so schnell auf, wie er begonnen hat. Jetzt herbstelts wieder schön:
Immer wieder ist das berühmte Verkehrszeichen mit dem Elch drauf am Straßenrand zu sehen.
Gefühlt haben wir von diesen Zeichen hunderte in den letzten paar Wochen gesehen. Elche hingegen sehr selten.
Und da! Ich glaube es nicht!
Wieder stehen zwei mächtige Burschen auf einer Wiese. Gleich 2 Elche! Ich flippe aus! Leider ging es viel zu schnell, als das wir hätten fotografieren können.
Die zwei dunklen Silhouetten entdeckt zu haben fühlt sich wie pures Glück an. Die Elche sehen vor allem in der angehenden Dämmerung wie plumpe, graue Felsen mit langen Beinen aus. Die heutigen zwei Exemplare haben sich keinen Meter bewegt. Nicht so leicht zu entdecken. Heute war es gegen 17.00 Uhr. Wir Glückspilze! Vor allem, dass die riesigen Viecher nicht auf die Fahrbahn gehopst sind.
Auf einmal taucht irgendwo am Straßenrand ein Schild „Camperentsorgung“ auf. Na versuchen wir mal unser Glück, ob wir zumindest Abwasser losbekommen. Kurze Zeit später stehen wir auf einem sehr gepflegten Campingplatz – Føllingstua Camping – unschlüssig, ob wir die Ver- und Entsorgung einfach so benutzen dürfen.
Ein Schild hilft weiter, 30 NOK für alle, die nur vorbeifahren, Frischwasser tanken, Grauwasser und Klo entsorgen wollen. Klar, machen wir. Die Bezahlung geht mal wieder nur mit Vipps, was wir als Touris ja nicht haben oder eben an der Rezeption, die geschlossen hat. Was tun?
Wir ent- und versorgen uns und entschließen uns per Mail nach der Kontoverbindung zu fragen. Dafür das es die Möglichkeit gibt, wollen wir auf jeden Fall ehrlich sein. Mal schauen, ob wir Antwort bekommen.
Ich mache schnell ein Foto, der Campingplatz schaut traumhaft aus, um ein Haar hätten wir die Idee gehabt, hier zu bleiben. Da wir weiter müssen, bekommt er ein Google-Fähnchen.
Unsere Fahrt geht noch etwa 100 Kilometer weiter und bringt uns letztendlich in die Nähe von Trondheim an eine Marina. Da gönnen wir uns im recht hübschen Hafenrestaurant Fish & Chips, für jeden eine Cola und wir sind mit 57,50 Euro dabei. Wie so oft, mussten wir auch hier am Tresen ordern.
Die Bezahlung des Stellplatzes und die Nutzung der Dusche ist wieder etwas spezieller, da durch zwei verschiedene Apps bzw. Webseiten bedienbar.
Auf dem Parkplatz wurden wir bei Einfahrt durch Kameras gescannt. Der Automat, an dem wir dann unser Kennzeichen eingeben, sagt, dass er uns nicht gescannt hat. Hm.
Der Betreiber ist wieder Youpark.no – hier muss man bis spätestens 48h nach Ausfahrt auf der Webseite das Kennzeichen eingeben und kann via Kreditkarte bezahlen. Auch die Webseite sagt, dass ich gerade nicht auf deren Parkraum stehe. Ok. Und nun?
Am Duschraum wiederum sehen wir klitzeklein die Aufschrift: „GoMarina“, darunter winzig klein ein Code zum Scannen. Leider lässt sich dieser Code beim besten Willen nicht scannen.
Die App habe ich aber noch vom letzten Norwegentrip auf dem Handy, letztendlich klappt es, dass wir den richtigen Hafen anklicken. Es öffnet sich die Option, für 30 NOK zu duschen.
So sehr ich die technische Abwicklung mag, in die vielen verschiedenen Systeme muss man hier erst mal reinwachsen. Dann geht´s.
Schnell noch ein nächtlicher Blick auf die Marina:
Gute Nacht!
26. Wegmarke: Von Trondheim nach Lundes
Der heutige Sprung gen Süden war mit etwa 300 Kilometern nicht ganz so weit aber sehr schön. Doch bevor es damit losgeht, kann ich erstaunlicherweise noch einmal die tanzende Aurora der letzten Nacht präsentieren. Ja, richtig gelesen, Nacht.
In der Wetter-App hatte ich gesehen, dass gegen 3 Uhr der Himmel komplett frei sein soll. So kam es auch, sodaß wir zwischen drei und vier Uhr bei etwa 2° Grad einfach ein wenig auf der Mole von Grillstad umhergetobt sind. Bisschen verrückt, geht mal.
Wenn auch kurz und nicht so intensiv, war es unfassbar schön, wahrscheinlich ein letztes Mal auf dieser Reise die Nordlichter gesehen zu haben.
Marcus hat dazu ein Panorama angefertigt – vielen Dank:
Gleichzeitig haben wir die Zeit genutzt, ein paar Nachtaufnahmen zu machen. So eine Marina eignet sich hervorragend und: „Der Mond schien helle… „
Der heutige Tag startet erstaunlicherweise mit gutem Wetter, die Böötchen im Hafen spiegeln sich im aalglatten Wasser. Der Herbst ist vorangeschritten, die Sonne hat es schwer, sich hinter dem Berg hochzukämpfen. Aber sie ist da.
Hinter dem Hafen befindet sich die kleine, sehr perfekt wirkende Retortenstadt Grillstad.
Wir genießen noch eine hervorragende Dusche, 15 Minuten heißes Wasser am Stück haben wir unterwegs noch nie erlebt, das haben wir gar nicht alles gebraucht.
Das Problem mit dem nicht erkannten Kennzeichen auf dem Stellplatz löst sich etwa eine Stunde nach Ausfahrt, dann wird mir nach mehrmaligen Probieren bei Youpark.no auf der Webseite mein Preis angezeigt, den ich unkompliziert mit Kreditkarte zahlen kann. Hoch lebe ein ausreichend hohes Datenvolumen, ich habe monatlich 30GB, kann man auf Reisen gut brauchen. Die Nacht an der Marina kostete übrigens 220 NOK / 18,55 Euro.
Dann geht die Fahrt los und die E6 bei Trondheim ist als Autobahn mit Leitplanke ausgebaut. Hier dürfen wir mal 110 km/h fahren.
Schon bald dünnt sich der Großstadtverkehr aus und wir durchfahren im gewohnt gemächlichen Tempo ein saftiges, von Landwirtschaft geprägtes, langes und weites Tal. Immer wieder grasen Schafe, in größeren Abständen tauchen umfangreiche Höfe mal mit roten, gelben, weißen und auch ungestrichenem Holz auf. Viel mehr passiert allerdings auch nicht.
Um nicht nur die Europastraße, sondern ein wenig mehr vom Hinterland zu sehen, biegen wir bei Ulsberg links auf die „3“ ab und fressen dort Landstraßenkilometer.
Nur paar Kilometer weiter, in Kvikne entdecken wir eine fantastische Holzkirche, um die wir dann auch gleich ein wenig umherschleichen. Ein Mitarbeiter von Statens vegvesen, dem staatlichen Verkehrswesen lässt in diesem Moment eine überdimensionale Drohne über dem Gelände steigen. Wenn es schon mal kein Touri ist, der die Quotendrohne steigen lässt. (Ich hasse das aufdringlich summende Geräusch, als wäre ein hungriger, hektischer, tief brummender Bienenschwarm in der Nähe).
Kalt ist und bleibt es heute, die Temperaturen schwanken zwischen 2° und 4°, der Rasen ist teilweise noch von Rauhreif überzogen. Der Regen der letzten Tage rinnt die Felswände am Straßenrand hinunter. Doch er kommt nicht weit, schon ist er zu Eiszapfen gefroren, hier, wo die Sonne nun nicht mehr hinkommt.
Wir sind wieder erstaunt, wie emsig auch an dieser Straße optimiert wird. Wir stehen an einer roten Baustellenampel und fahren im Zick-Zack um die Baufahrzeuge:
Immer wieder tun sich schöne Blicke auf. Hier sind die Lerchen gerade knallgelb:
Weiter vorn entdecken wir dann schneebedeckte und von weißen Wolken umwaberte Gipfel. Einer sticht besonders hervor, thront förmlich über der Straße und heißt auch „Tron“ (1665m)
Elchsichtungen gab es heute keine, das Schild ist jedoch immer wieder schön.
Bei Stea biegen wir dann rechts auf die „29“ – die wird nun noch ein wenig schmaler, die Wiesen noch grüner, die Schafe noch weißer, wolliger und der Nadelwald merklich dichter.
Unser eigentliches Ziel ist die Landschaftsroute durch den Rondane Nationalpark und schon bald erreichen wir auch diese Straßenkreuzung um dann auf der „27“ gen Süden weiterzufahren.
Es ist gegen 16.00 Uhr und gefühlt sind wir die einzigen Touristen. Ein Auto aus Dresden kam entgegen, ab und an düst ein Einheimischer vorbei. Es liegt wieder etwas Schnee und am Horizont begleiten uns nun die zum Greifen nahen schneebedeckten Berge.
Hier im Rondane Nationalpark soll es die letzten freilebenden Rentiere Europas geben. Uns haben sie sich heute leider nicht gezeigt.
Wir sammeln an den Haltepunkten ein paar Impressionen. Überall wo wir aussteigen, sind wir allein. Das ist schon verrückt.
Die Sonne, so schön wie sie ist, kommt heute unentwegt von vorn, das macht das Fotografieren schwer:
Nicht zufällig, aber wir finden eine weitere extrem hübsche Holzkirche. Die Sollia Kirche aus dem Jahr 1738. Das ist schon irre, wie gut die erhalten werden konnte. Die dicken Holzbalken werden zum Schutz beflammt und geben diesen urigen Look.
Leider ist zu und die Kirche ist auch mit Alarm gesichert.
Weiter hinten finden sich paar herzlos hingeworfene Eisenkreuze.
Der Tag ist voran geschritten, von den Bäumen rund um das Kirchengelände tropft es eiskalt herunter. Wir haben gut Lust, den Tag zu beschließen und brauchen mal wieder einen Schlafplatz. Dafür geht es nochmal auf den Pass hinauf, 12 % Steigung. Weiter vorn gibt es einen Platz, um bei Bedarf Schneeketten anzulegen:
Die brauchen wir Gott sei Dank nicht, hätten wir auch gar nicht dabei. Dafür werden wir nun noch von Nebel überrascht. Oh wie aufregend, das hatten wir ja noch gar nicht. Und wie sie sehen – sehen sie nix. Besonders schön, wenn der rechte Straßenrand unverzeihlich in eine Böschung abfällt.
Damit hat sich unser letzter Wegpunkt, eine schöne Aussicht auch erledigt. Mit den verschneiten Nebenwegen auch jeder Übernachtungsparkplatz auf der Höhe, denn wer weiß, ob man von diesen Parkplätzen aufgrund von Schnee, Eis oder Schlamm wieder runterkommt. Das lassen wir mal lieber.
Wir gehen den Weg des geringsten Widerstandes und checken heute im Lundecamp in Lundes ein. Wir sind allein, die Anmeldung geschah im nebenan befindlichen Kiwi-Markt. Somit ist die ruhige Nacht, fern der Europastraße 6 gesichert. Keine vorbeirauschenden LKW´s.
Gutes Nächtle!
27. Wegmarke: Von Lundes (Norwegen) nach Båstnäs (Schweden)
Nach einer megastillen und damit erholsamen Nacht auf etwa 900 Metern, setzen wir unsere Tour fort. Wir starten, wie wir am Vorabend geendet haben – im dichten Nebel und schlängeln uns mit der schmalen Landstraße ordentliches Gefälle hinunter:
Kaum rollen wir, so lädt uns ein Wegweiser ein, die alte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Stabkirche von Ringebu zu besuchen. Das machen wir doch glatt, Stabkirchen sind einfach immer wieder schön – der das Gelände umgebende Herbst mal das Bild noch ein wenig schöner:
Nur paar Augenblicke weiter sind wir wieder auf der E6, dort wo im Moment die Birken genauso gelb sind, wie der nun nicht endenwollende Mittelstreifen.
Jetzt machen wir ein gutes Stück Strecke. Die E6 wird für eine recht lange Strecke eine zweispurige Autobahn, auf der wir wieder mit 110 km/h voranschreiten können. Nach jeder Auffahrt, steht eine Mautanlage. Kling Kling Kling. Hier 22 Kronen, da 27 Kronen. In Summe kommen bestimmt 15 Euro zusammen.
Einmal kurz stoppen wir an einer Raststätte, das rote, leicht futuristisch wirkende Toilettenhäuschen nimmt die komplette Aufmerksamkeit ein. Zudem wird auf Infotafeln die E6 als sehr besonderes Projekt in der Nord-Süd-Verbindung angepriesen, auch die direkt am Ufer des Mjøsa-Sees verlaufenden Bahngleise erhalten gerade eine Erneuerung.
Und wie sagte ich? Wir wollen dem Weg von Nord nach Süd noch ein wenig Gesicht geben. Gesagt getan, wir machen einen Abstecher gen schwedische Grenze und halten uns dafür zunächst auf der E18 Richtung Mysen.
Sämtliche Kreuzungen sind als Kreisverkehr gestaltet. Die einzige Ampelanlage im Ort ist vermutlich abgeschaltet, damit die dort aufgereihten Polizeianwärter das manuelle Regeln des Verkehrs üben dürfen. Eine junge Frau mit roten Wangen steht etwas verloren auf der Kreuzung, rund um sie herum rollen die Fahrzeuge, so wie sie es anweist. Wir lassen sie hinter uns und stellen einmal mehr fest, dass die Norweger lieber 5-10 km/h langsamer als erlaubt fahren. Ich bewundere diese innere Ruhe, die Menschen scheinen Eile nicht zu kennen.
Die Straßen werden dann schmaler, die Gegend immer ruhiger, bis wir letztendlich auf einer Schotterstraße kilometerlang durch Wald fahren. Rauf, runter, links, rechts. Minimal abenteuerlich. Ab und an stehen ein paar Häuser, paar Postkästen, Hinweise auf spielende Kinder. An einem Haus fahren wir so knapp vorbei, dass wir fast hätten in den Suppentopf gucken können.
Und irgendwann treffen wir auf ein Kamerasymbol mitten im Wald, das ist schon schräg, so mitten im Wald
Obwohl wir es eigentlich wussten, fällt es uns dann wie Schuppen von den Augen. Wir sind an der norwegisch-schwedischen Grenze.
Und es steht ja auch total gut dran. Links geht es nach Schweden, rechts nach Norwegen. Der auf eine Art witzigste Grenzübergang.
Nachdem wir uns kurz gefreut haben, setzen wir unsere Fahrt auf der recht gut ausgebauten aber doch schmalen Schotterpiste fort. Wie gut, dass hier zumindest im Moment keiner entgegenkommt, das wäre abenteuerlich.
Dann endlich! Unser wohl verrücktestes Ziel ist erreicht. Der Autofriedhof bei Båstnäs, cooler Lost Place, mega Fotospot und Umweltsünde zugleich. Ein Parkplatz separat für Womos und für Pkw´s scheint auf dem Privatgelände frisch angelegt. Ein Wohnmobil steht bereits da. Wir parken, essen kurz was und dann laufen wir mal rein in die Müllhalde:
Wie auch viele Spots zuvor, haben wir den Autofriedhof fast für uns allein. Lediglich ein Schweizer jagt genau wie wir auf der Suche nach dem besten Motiv ebenfalls mit Kamera und Stativ durch die Wracks und den sie umgebenden Schlamm.
Wir quatschen kurz und dann machen wir Fotos über Fotos, denen werde ich wohl bei Gelegenheit einen extra Beitrag widmen.
Hier trotzdem schon mal ein paar Impressionen eines Lost Places, den ich schon ganz lange bei Google markiert hatte und mir im Leben kaum vorstellen konnte, dass eine unserer Reiserouten je in dieser Einöde vorbeiführen könnte:
Nach ungefähr zwei Stunden beschränkt uns die untergehende Sonne, wir beschließen die Fotoschicht und quatschen noch eine ganze Weile mit dem anderen Wohnmobilreisenden. Mit seiner Art zu reisen, erzählt er uns, bekommt er nicht nur positiven Zuspruch in seiner Heimat. Immer wieder arbeitet er paar Monate um dann wieder paar Wochen am Stück mit dem Wohnmobil zu reisen, sich vor allem in die Stille der Natur zu flüchten.
Diese Art zu reisen und zu leben entspricht nicht unbedingt dem Schweizer Sicherheitsmodell, was eher vorsieht, soviel wie möglich zu arbeiten um möglichst viel für die Rente anzusparen und auf gar keinen Fall einfach mal alles stehen und liegen zu lassen, um seine Träume zu verwirklichen. Hut ab vor allen, die sich gesellschaftlichen Normen entsagen. Warum auch nicht.
Er erfüllt sich diesen Traum und wir staunen, dass es diesbezüglich doch so einige Unterschiede in den Mentalitäten der Länder gibt. Schnell ist übrigens auch unser Vorurteil ausgeräumt, dass alle Schweizer reich wären.
Irgendwann leuchtet der Mond herrlich die flockigen Wolken an und kühl wird’s auch – also Abmarsch ins Bett.
Allerdings staunen wir nicht schlecht, als gegen 23.00 Uhr dann noch ein PKW kommt und mehrere Personen mit Stirnlampen in den Autofriedhof hineinwatscheln. Verrückte Ecke – schön, dass wir mal hier waren und Grüße gehen rüber an S. aus der Schweiz, gute Weiterreise, falls du hier im Blog mal vorbeischaust.
Gute Nacht!
Achso: PS: Manchmal fragt man sich, woher Blogger die ganze Zeit nehmen, ellenlange Texte zu tippen. Diese Wegmarke folgt ja zeitlich ein wenig versetzt, es ist gerade Freitag Abend und eigentlich wollten wir gern morgen zu Hause sein. Planänderung und was die wohl mit diesem roten Auto hinter uns zu tun hat?
Nur soviel, wir haben dank Plusmitgliedschaft die gelben Engel gerufen und nach drei Stunden kam dieser nette Mann, der uns aufgeladen hat, mit uns wieder eine halbe Stunde gen Nord gefahren ist und uns rückwärts von der Rampe direkt in eine Werkstatt gekippt hat. Verrückt. Details gibt es an engste Familienmitglieder – fragt ruhig mal Marcus per sms, was da los war, der kennt sich technisch besser aus und freut sich bestimmt über die Nachfrage.
Tja, dann wohl doch keine gute Nacht und mal schauen wann wir dann letztendlich nach Hause kommen. Immerhin habe ich jetzt Zeit zum tippen.
28. Wegmarke: Von Båstnäs nach Strömstad
Tja, wie das Leben so spielt, während ich diese Zeilen tippe, ist es Freitag Abend kurz vor 21.00 Uhr und wir sitzen in Strömstad in einer Autowerkstatt, die tatsächlich um diese Uhrzeit noch geöffnet hat und hoffen, dass man uns hier helfen kann. Der Monteur hat uns eine Cola hingestellt, uns in den Warteraum gesetzt und hier arbeiten wir nun ein wenig. Fortsetzung diesbezüglich folgt.
Trotzdem hat uns auch dieser Tag an einigen schönen Wegmarken vorbeigeführt und die wollen unbedingt erwähnt werden.
Wir starten am Autofriedhof und müssen uns nun über die zwar recht gut ausgebaute aber kilometerlange Schotterpiste sowie durch die gefühlt irgendwo im Nirgendwo verteilten Häuschen zurückkämpfen. Hier gibt es noch Milchkannen:
Sicherlich mag das Leben in dieser Gegend ab und an einsam oder beschwerlich sein, die Ruhe jedoch hätte ich auch gern.
Immer mal geht es ein Stück durch Wald, dann wieder vorbei an Feldern und Hütten. In der ersten Stunde der Fahrt treffen wir keine zehn Autos, wir halten uns in Richtung der Stadt Halden.
Wir stoppen kurz am Fjell Bru / Fjellbrückenrastplatz, der Blick auf einen morgendlich spiegelglatten See, in dem Fall der Trollnestjern, ist auch nach vier Wochen noch magisch, heute haben wir mal wieder das Glück. Zudem riecht der Wald durch den leichten Nieselregen richtig schön frisch, das werden wir wohl in nächster Zeit im trockenen Brandenburg vermissen.
Über die Straße 220 gelangen wir an unsere nächste Wegmarke. Wir erreichen den mächtigen Wasserfall Elgafossen. Vom Parkplatz aus führt der Weg zunächst über eine kleine Brücke und dann ein kurzes Stück durch Wald:
Bräunlich gefärbt stürzen sich die tosenden Wassermassen ganze 46 Meter in die Tiefe. Doch nicht nur das, genau durch den Wasserfall verläuft die Grenze zwischen Schweden und Norwegen. Es steht zwar ein dänisches Auto auf dem Parkplatz, dennoch sind wir wieder allein.
Und weil wir nun wirklich sehr in der Nähe sind, begeben wir uns nun noch auf prähistorische Spuren. Als ersten von insgesamt drei Stopps in der Region halten wir in Fossum.
Hier hat man Felsritzungen gefunden und um sie für Touristen besser sichtbar zu machen, rot angemalt. Wieder ist der Parkplatz menschenleer, diesbezüglich der Oktober also eine sehr gute Reisezeit.
So, jetzt mal zu den Felsritzungen. Vikingerschiffe spielen in den Darstellungen eine große Rolle, Personen auch und man sieht vor allem Männer mit überdimensionalem Penis. Was will uns der prähistorische Künstler denn damit sagen?
Die Felsritzungen sind weit in der Fläche rund um den Ort Tanumshede verteilt, paar Kilometer halten wir, um die Felsritzungen von Tanum zu besichtigen. Hier findet sich eine Abbildung, die sich wohl auch auf der 50 Kronen Note befindet. Und noch paar Kilometer weiter, in Litzleby findet sich die größte Felsritzung von Skandinavien. Ein 2,30 Meter großer Speerwerfer.
Dann geht es auf Nachmittag zu, wir wollen uns kurz stärken. Es gibt Couscous mit Feta, Gurke, Tomate, Kichererbsen und Ei. Den Knoblauch dürfen wir nicht vergessen, der wird uns später peinlich sein.
So und nun noch Tanken in Tanum und dann ab los gen Süden… äh ja, das wäre der Plan gewesen. Aber nun sitzen wir immer noch in der Werkstatt, mit dem Abschleppwagen eine halbe Stunde nordwärts nach Strömstad gespuckt und sind gespannt, wie die Reise für uns weitergeht.
Guts Nächtle, kann ich da nur sagen und wohl dem, der gerade in sein kuscheliges Freitagsbettchen steigt.
Edit: Kurz nach 23.00 Uhr ist tatsächlich eingetreten, was ich kaum noch geglaubt habe. Wir durften das fahrtaugliche Auto in Empfang nehmen und konnten unsere Heimreise antreten. Zunächst hieß das, einen Übernachtungsplatz finden.
29. Wegmarke: Vom Rastplatz Heritage Tanum nach Lensahn
Das Glück über unsere mögliche Weiterfahrt noch nicht bis in jede Zelle absorbiert, starten wir vom Rastplatz Heritage Tanum, den wir gestern Abend nach Verlassen der Werkstatt noch angefahren hatten.
Die Sonne ist noch gar nicht richtig aufgegangen und nur kurz schaue ich mal zur Aussichtsplattform, wir wollen möglichst schnell los, denn noch ist unklar, ob wir die etwa 1000 Kilometer direkt bis nach Hause durchrutschen oder noch ein Zwischenstopp einlegen.
Wir halten uns erst mal Richtung Göteborg, lassen uns 3x von Wikipedia diktieren, wie man das auf schwedisch ausspricht und wissen nun, dass es die zweitgrößte Stadt Schwedens, mit dem klimatischen und damit wirtschaftlichen Vorteil eines eisfreien Hafens ist.
Die ersten Asphaltkilometer sind etwas ermüdend, hoffentlich kommt bald bisschen mehr Licht. Mein Wunsch wird erhört, die Sonne schickt ein wenig Morgenrot durch die Wolken, just als wir die gigantische Uddevallabrücke überqueren.
An der Stelle winken wir mal ein wenig ostwärts, denn etwa auf dieser Höhe schließt sich wieder ein Reisekreis. Unweit dieser Brücke haben wir unsere 2. Nacht im Schleusenstädtchen Trollhättan verbracht. Ich hoffe, ich kann die Wegmarken des Hinweges noch nacharbeiten.
In Göteborg bügeln wir durch den Hightech-Tingstadtunnel, von solch gut beleuchteten und super markierten Tunneln träumen wir in Deutschland.
Und siehe da, bei blauem Himmel und Sonnenschein, können wir eine kleine Mittagsrast einlegen. Witzigerweise stehen wir auf dem gleichen Parkplatz wie auf der Hinreise, das ist doch bei der Länge der Strecke verrückt, oder?
Es gibt paar schnelle Nudeln mit Pesto, dann verzögert sich die Reise. Es ist so schön warm (gut zweistellig), dass wir uns fast sommerlich fühlen – FlipFlop Zeit. Nur irgendwie sind meine seit unserer gestrigen „Wir-werden-eventuell-aus-dem-Auto-evakuiert-Pack-Aktion“ verschwunden. Drama, FlipFlop weg. Nun gut. Es geht natürlich auch ohne.
Weiter gehts, noch immer ist nicht klar, ob wir bis nach Hause fahren. Ambivalenz macht sich breit, wir haben ja noch Zeit. Fahren erst mal über die großen Brücken: Öresund- und Farobrücke und sind damit zurück in Dänemark:
Übrigens: Wir müssen uns heute bei der Durchfahrung der Großstädte Göteborg, Malmö und Kopenhagen erst mal an die unglaublichen Fahrzeugmassen auf der Straße gewöhnen. Und dann wieder die ganzen Schleichis. Ich meine, da ist 110 km/h erlaubt, dann fahre ich die doch? Nein – das sieht man in Skandinavien anders. Da ist viel mehr Ruhe drin, eine elegante 95 tut es ja auch. Eigentlich schön – aber irgendwie auch nicht, den Spiegel so vorgehalten zu bekommen. Ansteckend ist es jedenfalls nicht, wir überholen heute sehr oft und werden dann auf Spur 10 der Fähre in Rødby geschickt. Noch ist rot.
(Und so langsam scheint uns übrigens der Konzentrationssaft auszugehen. Gestern die Story mit der Werkstatt, heute buche ich doch tatsächlich die Fähre in die falsche Richtung. Also von Puttgarden nach Rødby. Gleich storniert, darauf hoffen, dass dafür irgendwann eine Bestätigung kommt und neu gebucht. Läuft richtig gut die letzten beiden Tage.)
Elegant schiebt uns dann die Prinsesse Benedikte in 45 Minuten zurück nach Deutschland. Es ist Pflicht, das Fahrzeug während der Fahrt zu verlassen, niemand darf auf dem Fahrzeugdeck sein. Ein älteres Ehepaar bleibt stoisch im Auto sitzen. Marcus deutet ihnen, dass das nicht erlaubt ist. Später sehen wir sie, wie sie es doch nach oben und in den Duty Free Shop geschafft haben. Die Ausbeute: Drei Flaschen mit Prozenten drin, hui.
Kurz nach 17.00 Uhr gehen wir von Board, tanken in einem völlig tumultigen Ort auf Fehmarn und beschließen, nicht nach Hause durchzufahren. Noch eine Nachtschicht macht einfach keinen Spaß.
Wir checken auf einem kleinen Womostellplatz in Lensahn, direkt am Mühlenteich ein. Unterwegs im Ort hilft uns ein junger Mann proaktiv, die Zufahrt zu finden. Wie nett.
Zur Anmeldung sollen wir dann an Haus 13 bei Frau Bedei klingeln. Uff, das liegt mir ja gar nicht, um die Uhrzeit am Samstag Abend. Sie öffnet allerdings sofort und hier vor der Tür haben wir übrigens einen Dritten Camper im Schlepptau, ein Franzose, das wissen wir vom Kennzeichen und grüßen ihn mit Bonjour!
Es ist genau derjenige Mann, der auf dem Fährdeck nicht aus dem Auto steigen wollte, der nun mit seiner heißen Ware den Weg ebenfalls nach Lensahn eingeschlagen hat.
Das ist ein lustiges, großes Hallo, als er Marcus wiedererkennt. Er ist mit seiner Frau bereits ein halbes Jahr in Skandinavien unterwegs (ein Traum) und möchte die 12,50 Euro mit Kreditkarte bezahlen. Das geht bei Frau Bedei, die das ehrenamtlich macht, natürlich nicht und sie meint, dann solle er einfach für lau stehen. Marcus gibt deshalb ein bisschen mehr, dann passt das wieder und der Franzose meint noch: „Libre?“ Ja – für lau. Ihr habt richtig Glück, versuche ich ihm zu erklären, das gibt es nicht oft in good old Germany.
Die Sonne ist bereits untergegangen, trotzdem umrunden wir noch zügig den Mühlenteich. Es ist gerade Hunderunde – erfreulicherweise sind alle Vierbeiner gut erzogen, einer kommt zwar kläffend kurz auf uns zugerannt, hört aber auf den Rückruf. Merci.
Ein halbe Stunde teilt uns dann das meckernde Federvieh der Gegend mit, dass eigentlich schon Schlafenszeit wäre. Zumindest für alle die fliegen und schwimmen können.
Und so kommt es, das wir mal wieder ganz zufällig in einer total idyllischen Ecke mit sehr netten Menschen gelandet sind. Zurück am Womoplatz hat sich ein Dritter Camper dazugesellt.
Fröhlich und zufrieden kann ich heute Gott sei Dank wieder sagen: Gute Nacht allerseits!
(PS: Die Wärmflaschen und die Standheizung sind Geschichte, 14° Grad juhuuu!)
30. Wegmarke: Von Lensahn ins Land Brandenburg
Ja, für alle die fleißig mitgelesen haben, wird es nun genauso hart wie für uns: Die Reise ist nach sagenhaften 6659,5 Kilometern zu Ende und wir sind erfreulicherweise wohlbehalten wieder zu Hause.
Nach einer erwartet sehr ruhigen und wohligen Nacht auf dem kleinen Stellplatz in Lensahn, schnattern uns die Enten auf dem See wach, kurz darauf schwingt sich die Sonne weit hinauf und wird den Tag im Gipfel bis auf 18° Grad erwärmen. Hach – das tut aber gut!
Bevor es aber soweit ist, schröpfen wir noch ein wenig den noch längst nicht ausgeschöpften Müslivorrat:
Bevor wir dann losfahren, fotografiere ich nochmal schnell den See und ein riesiges Spinnennetz.
Ist doch erstaunlich, was man in einer Nacht alles schaffen kann, oder? Das recht große Spinnennetz wurde an unser Auto gewebt. Wir müssen also hierbleiben:
Dann geht es für die letzten 330 Kilometer auf die Autobahn. Meine Herrschaften, da wird aber gerast, gedrängelt, eng aufgefahren. Der Unterschied zum Norden ist frappierend. Gefällt mir überhaupt nicht.
Es dauert auch gar nicht lang, sehen wir auf der Gegenfahrbahn einen riesigen Stau nach Unfall. Ich glaube, ich bin seit diesem Urlaub für Tempo 120 in Deutschland.
Neben diesen unschönen Dingen sammeln unsere Augen aber auch die wunderbaren Farben des Herbstes auf. Der Mittelstreifen auf der Autobahn blüht, Bäume sind rot und knallgelb gefärbt, der Himmel ist blau… krass. Mir war gar nicht klar, dass das Wetter doch so oft so düster war, dass ich nun förmlich merke, wie meine Seele auflebt.
Und irgendwie erlebe ich es während der Rückfahrt auch als Privileg, in einem Breitengrad zu leben, wo es auch im Winter viele Stunden hell, nicht so eisig, nicht so stürmisch ist. Es klingt wahrscheinlich komisch – aber ich fühle regelrecht, wo ich genetisch hingehöre. Nordnorwegen, so faszinierend es ist – ist es maximal für eine Reise.
Zu Hause beim Sortieren der Schmutzwäsche gibt es noch ein ganz großes und kaum noch zu glauben gewagtes Wiedersehen. Es ist beige, wuschelig, etwa Größe 37…. mein Pantoffel ist wieder da! Was für ein Glück, dass ich den zweiten nicht unterwegs entsorgt habe (ein paar Mal hatte ich die fixe Idee – dann aber immer gleich den Instinkt: Moment, erst mal warten, bis das ganze Auto restlos leer geräumt ist.)
Ja liebe Leute – alle die mitgelesen haben. Vielen Dank fürs virtuelle Mitreisen nach Skandinavien. Es freut mich irre, wenn ich dir mit meinem aneinandergereiten Buchstaben ein paar nette Lesemomente bescheren konnte.
Den einen oder anderen Reisepunkt werde ich in der kommenden Zeit als separaten Beitrag noch aufarbeiten. Ich bin gespannt, wie zügig ich damit vorankomme, denn einige von Euch wissen ja, dass ich auch mit einem Kollegen an einem weiteren Buch schreibe, dass dringend auf Fertigstellung wartet.
Mit dem Motto: Nach der Reise ist vor der Reise seid gespannt, denn das Wohnmobil ist geputzt und wartet auf den nächsten Ausflug!
Autorin: Sandra Hintringer
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